7 Zwerge - Männer allein im Wald

Jahr
2004
Laufzeit
94 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 29. Mai 2010

Otto ist wieder da! Vor 15 Jahren hätte dies allein gereicht, um mindestens fünf Millionen Bundesbürger in die Kinos stürmen zu lassen, doch die Hochzeiten der größten deutschen Comedy-Ikone der 80er liegen nun bereits etwas länger zurück, und für die nachwachsende Kinogänger-Generation heißt der Star am deutschen Komiker-Himmel sowieso Bully Herbig. Das der lustige Ostfriese Waalkes den Zenith seiner Massenwirksamkeit längst überschritten hat, zeigte sich zuletzt im Jahr 2000 bei seinem fünften und bisher letzten Kinostreifen "Otto - der Katastrofenfilm", der mit knapp einer Million Zuschauern deutlich hinter den Erwartungen der gebefreudigen Produzenten zurückgeblieben war.

Es ist also langsam ein bisschen Bescheidenheit und Umdenken angesagt für den (inzwischen) großen alten Mann unter Deutschlands Blödelbarden, und so ist der neue Otto-Film schon namentlich kein Otto-Film mehr, und inhaltlich erst recht nicht. Stattdessen gibt's ein klassisches Ensemble-Stück in Form einer gänzlich unernst gemeinten Adaption des Märchen-Klassikers "Schneewittchen". Da wird die Forst-Gemeinschaft hinter den sieben Bergen umgedichtet zur von Frauen frustrierten Männer-WG im selbstgewählten Exil.

Und auch das gängige Vorurteil, das Zwerge eher kleinwüchsig veranlagt sind, wird gerade gerückt wie eine frisch gebügelte Zipfelmütze, denn klein ist dieser Siebener-Mix deutscher Comedians bestimmt nicht: Unter Führung von "Brummboss" Heinz Hoenig blödeln hier unter anderem "RTL Samstag Nacht"-Kasper Mirco Nontschew, Hessen-Breitmaul Martin Schneider und die beiden männlichen Mitglieder der "Dreisten Drei" Markus Majowski und Ralf Schmitz durchs Unterholz, und uns Otto reiht sich brav in die Gruppe ein, ohne irgendeine Sonderrolle einzunehmen.

Dass sich der auch als Drehbuchautor und Produzent agierende Ostfriese entsprechend zurücknimmt, kommt dem Film dabei deutlich zugute, denn so entsteht mehr Freiraum für die versammelte Komiker-Truppe und es wiegt längst nicht so schwer, dass hier alle anwesenden (und vor allem Otto) nicht viel mehr tun, als ihre sattsam bekannten Nummern ein weiteres Mal durchzuziehen. Entsprechend haben die meisten Lacher von "7 Zwerge - Männer allein im Wald" auch eine eher geringe Halbwertszeit, weil man über alles schon mal woanders (und herzhafter) gelacht hat und sich beim Betrachten immer wieder ein wenig Ernüchterung einstellt, das Leute wie Waalkes oder Nontschew schlichtweg nicht wandlungsfähig sind und wirklich nur auf ihren alten Standards rumreiten können, bis sie gar keiner mehr sehen will.

Den resultierenden Mangel an frischen Witzen machen die "7 Zwerge" allerdings mit einer reichhaltigen Fülle an Gaststars wett, die wohl zur höchsten Comedian-Dichte gereicht, die deutsche Leinwände je gesehen haben. Während Nina Hagen als böse Königin gewohnt schrill durch die Gegend grantelt, scharen sich um sie Atze Schröder als Hofnarr, Bully-Begleiter Christian Tramitz als Jäger, Rüdiger Hoffmann als Zauberspiegel und Hans Werner Olm als schmieriger Berater - dessen Figur im Übrigen offensichtlich an Grima Schlangenzunge aus den "Herr der Ringe"-Filmen angelehnt ist und nicht die einzige Anspielung auf das phänomenal erfolgreiche Fantasy-Epos von Peter Jackson bleibt. Inwieweit das sinnvoll und gelungen ist, bleibt diskutabel.

Sattsam bekannt in Geschichte und Besetzung, ist das einzig halbwegs Überraschende an diesem Film der noch nicht erwähnte siebte Zwergendarsteller Boris Aljinovic ("Drei Chinesen mit dem Kontrabass"), seinerseits als Comedian der breiten TV-Zuschauermasse noch nicht sehr bekannt. Als grummeliger Zwerg Cloudy stiehlt er dafür mit einer versteinerten Miene, die Buster Keaton zu Ehren gereicht hätte, seinen kalauernden Kollegen durchweg die Schau und beweist, dass wahre Komik keine Frage von großen, sondern treffsicheren Gesten ist - brillanter Minimalismus. Ebenfalls eine positive Erwähnung verdient sich Ninas Tochter Cosma Shiva Hagen, die als Schneewittchen den vermeintlich undankbaren Part des reinen Bewunderungspüppchens für die Männer-WG übernimmt, mit einer auf süß-naiv getrimmten Vorstellung aber den perfekten Tonfall für diesen höheren Blödsinn trifft und mit unerwarteter Präsenz einmal mehr ihr Schauspieltalent unter Beweis stellt.


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