Act of Valor

Originaltitel
Act of Valor
Land
Jahr
2012
Laufzeit
110 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Frank-Michael Helmke / 15. April 2012

Propaganda hat wohl selten so gut ausgesehen wie hier. "Act of Valor" ist der schamloseste Werbeclip-in-Kinoformat für die US-Army seit den seligen Tagen von "Top Gun", so dermaßen offensichtlich in seinen Absichten, dass die Armee sich diesmal nicht nur auf großzügige und äußerst wohlwollende Produktionsunterstützung beschränkte, sondern sogar echte Mitglieder ihrer in diesem Film bejubelten Eliteeinheit der "Navy Seals" als Darsteller zur Verfügung stellte - für größtmögliche "Authentizität". Act of ValorVornehmliches Resultat dieser einmaligen Besetzungs-Strategie ist zum einen, dass die "Hauptdarsteller" dieses Films in den Credits nicht mit vollem Namen genannt werden (Geheimhaltung und so), und zum anderen, dass man jegliche Erwartungen in Bezug auf erkennbare Schauspielkunst hier von vornherein abhaken sollte.

Schauspielkunst ist natürlich auch ein komplett zu vernachlässigender Faktor, wenn man sich aufmacht ein 110-minütiges Rekrutierungsvideo zu produzieren. Ein ebenfalls komplett zu vernachlässigender Faktor ist erzählerische Komplexität sowie ein halbwegs realgetreuer Blick auf die Ambivalenz der Krisenherde, in denen die hier porträtierten Elitesoldaten aktiv sind. Dementsprechend zeichnet "Act of Valor" ("Valor" bedeutet "Heldenmut") nach dem eröffnenden Hinweis, dass dieser Film ja auf "wahren Fällen von Heldenmut" basiere, schon in seinen ersten Minuten ein dermaßen drastisches Schwarz/Weiß-Bild wie es kontrastreicher nicht sein könnte. Während per Voice-Over von einem Soldaten der ihm von seinem Vater indoktrinierte Ehrenkodex beschworen wird, "die Dinge zu beschützen, die wirklich zählen - Ehre, Freiheit, Gerechtigkeit und Familie", bevor sich dieser Soldat im aufregenden Alltag eines Vaterlandsverteidigers für einen Trainingssprung aus einem Flugzeug schmeißt, fährt in einer Parallelmontage der Bösewicht dieser Geschichte, ein islamischer Terrorist namens Abu Shabal ein verängstigtes junges Mädchen zu seinem aufgezwungenen Einsatz als Selbstmordattentäterin: das Mädchen muss sich inmitten einer Grundschule in die Luft jagen, um einen amerikanischen Diplomaten und seinen kleinen Sohn zu erwischen - nebst diverser anderer unschuldiger kleiner Kinder. Quasi: Verachtenswerter geht's nicht.
 

Act of ValorPräziser kann man die Verhältnisse "Hier sind die Guten, da die Bösen" wohl kaum abstecken, und mit ähnlicher Subtilität geht dann auch der Rest dieses Films vor. Der Voice-Over-Erzähler stellt während eines kameradschaftlichen Strand-Barbecues seine komplette Einheit einmal kurz vor, wirklich merken brauch man sich Namen und Funktion der einzelnen Akteure aber nicht, da sich der Film im weiteren Verlauf ohnehin nicht darum schert, sie irgendwie als differenzierte Charaktere zu behandeln. Der einzige Hauch von Individualität wird einem Soldaten zugestanden, der seinen Kameraden preisgibt, dass er demnächst Vater wird - was ihn aber natürlich nicht davon abhält, mit den Jungs auf ihren nächsten gefährlichen Einsatz aufzubrechen, während seine ihm treu ergebene Ehefrau ihm schön Mut macht und erst dann ihre Tränen der Angst fließen lässt, nachdem sie die Haustür hinter ihm geschlossen hat. Vorbildliche Soldatenfrau, das. 

Die "Handlung" von "Act of Valor" verfolgt zum einen die Vorbereitungen von Abu Shabal für eine Reihe von Selbstmordanschlägen innerhalb der USA, für die er willfährige Attentäter sowie den nötigen Sprengstoff beschaffen und über die Grenze kriegen muss, zum anderen die Bemühungen der Navy Seals, diesen Plänen auf die Schliche zu kommen und sie letztendlich zu zerschlagen. Der Film bewegt sich dabei mit der Dramaturgie eines Videospiels - soll heißen: Es gibt keinerlei nennenswerte dramatische Wendungen, keine fühlbare Zuspitzung von Tempo und Spannung. Stattdessen begibt man sich nur von Level zu Level, also von einer größeren Actionsequenz zur nächsten, jeweils verbunden durch möglichst knapp und funktional gehaltene Spielszenen, in denen das nächste zu bewältigende Szenario etabliert wird.

Act of ValorDiese großzügig ausgebreiteten Actionsequenzen sind dann auch das wahre Kernstück von "Act of Valor" und treiben die Videospiel-Ähnlichkeiten endgültig auf die Spitze. Als durchgängiges Stilmittel wechselt die Inszenierung mitten im Kampfgetümmel immer wieder in die Ich-Perspektive eines der Soldaten inklusive Gewehr im Anschlag und imitiert damit den typischen Look eines Ego-Shooters. Dies kombiniert mit dem Teamplay-Feeling, dass hier eine perfekt aufeinander abgestimmte Gruppe mit überlegener Technologie seine Gegner ausschaltet, dürfte bei nicht wenigen Zuschauern überdeutliche Erinnerungen an glorreiche "Battlefield"-Schlachten auf der Spielkonsole wachrufen. Und natürlich ist genau das beabsichtigt, denn das ist der überoffensichtliche Grundtenor von "Act of Valor": Komm zur Army, werde einer von uns, denn unser Alltag ist genauso aufregend wie "Battlefield 3". Nur in echt.

Konsequenz einer solch rein propagandistischen Erzählung ist selbstverständlich auch, dass die wahre Gefahr für die "Guten" hier weitestgehend verharmlost wird. Dank absolut überlegener Technik und dem Zusammenhalt der Truppe, die vorbildlich gegenseitig auf sich acht gibt, ist es quasi ausgeschlossen, dass ein guter amerikanischer Soldat einfach so im Kampfgetümmel einen plötzlichen und sinnlosen Tod stirbt. Der Tod kommt für einen echten Navy Seal nur als bewusster und freiwilliger Akt der Selbstaufopferung - wie es der Filmtitel schon sagt, wahrlich heldenhaft.


Act of ValorMan kann nicht behaupten, dass "Act of Valor" ernsthaft langweilig wäre, auch wenn die  eindeutige Überlegenheit der amerikanischen Soldaten nie auch nur den Hauch von Zweifel aufkommen lässt, sie könnten in ihrer Mission nicht erfolgreich sein, und die Jagd auf Abu Shabal entsprechend schnell in kompletter Spannungsarmut versackt. Denn gegen ein Wegdösen im Kinositz helfen die fraglos packenden Action-Sequenzen, deren handwerklich gekonnte und höchst wirksame Ausführung nicht von der Hand zu weisen ist. Da, wo dieser Film wirklich aufregend sein will, da ist er es auch.

Doch dieses wirkungsmächtige Blendwerk ist eben eingerahmt in ein Konstrukt, dass in seiner propagandistischen Absicht so offensichtlich und in seiner "Kümmert uns nicht"-Vernachlässigung sämtlicher anderer Aspekte überzeugenden filmischen Erzählens so durchschaubar ist, dass man es als Film einfach nicht ernst nehmen kann bzw. auf keinen Fall ernst nehmen sollte. Eine unreflektierte, einseitige und in ihrer Verharmlosung fast schon gefährliche Lobeshymne auf Loyalität, Zusammenhalt, Vaterlandsliebe und die übermächtige Stärke der best-ausgerüsteten Armee der Welt, die sich in ihren letzten Momenten sogar noch erdreistet, quasi einen direkten Rekrutierungsaufruf an ihr Publikum zu richten. Für manche "Battlefield"-Fanatiker vielleicht der Film des Jahres. Aber auch ein Streifen, der zur direkten cineastischen Nachkommenschaft von Leni Riefenstahl gehört.

Bilder: Copyright

saubere kritik! nach dem gestern gesehenem "battleship" und der daraus resultierenden übelkeit über den zur schau gestellten amerikanischen patriotismus, währe die mitnahme einer kotztüte in dieses vehikel wohl ratsam. was für einen halbwegs politisch vernünftig denkend menschen in "battleship" noch so grade annehmbar sein wird (klar, wenn es gegen aliens geht, wirds schon in ordnung sein) wird bei verfrachtung in die realität hier wohl völlig inakzeptabel sein. ich denke bevor es zu einer sichtung des films meinerseits kommt, wird amerika wohl eher die mexikanischen staaten zurück geben...

Permalink

8
8/10

Fist of All: Es ist die Navy, nicht die Army!
Einem sollte klar sein, dass es um die 'Navy' SEALs geht und in unseren Gefilden viele Menschen nicht einmal wissen, was das Deutsche Pendant ist. Da ist es nicht verwunderlich, dass dieser Film hier nicht so viel Anklang finden wird, wie in den Staaten. Er zeigt viele Aspekte der Navy SEALs und der Gefahren, er soll unterhalten und den Zuschauern klar machen, das nicht alle so heroisch ist, wie ihnen andere Hollywood Filme weiß machen wollen. Er ist nicht perfekt, aber er ist es Wert gesehen zu werden, ohne 'Act of Valor' auf die Schwachpunkte zu reduzieren. Auch wenn er einen Rekrutierungsfilm Charakter hat, was wohl etwas beabsichtigt ist, kann man dies doch ausblenden. Aber ja, wir werden mit diesem Film hier nicht richtig umgehen können. Man sollte ebenso nicht übersehen, dass der Film mit geringen technischen Green Room Aufnahmen, sehr gelungen ist und die Action an den richtigen Punkten gut und schnell aufgebaut ist. Des Weiteren ist die heldenhafte Opferung nicht lustig, sondern Realität. Die Leute wissen, wie ein Teil SEALs gestorben sind und dabei sind nicht nur heldenhafte / bewusste Opferungen darunter, sondern der Gedanken seine Teammitglieder oder sein Land zu schützen / retten oder die Hoffnung irgendwie selbst gerettet zu werden.

Permalink

Vorweg: Den Film habe ich noch nicht gesehen. Werde ihn mir ungeachtet der Kritik aber ansehen. Ich persönlich erwarte dabei eine Art "Call of Duty" bzw. "Battlefield"-Verfilmung. Soll heißen, kernige Typen, Geballer auf dem aktuellen Stand der Technik, heroische Aufopferung und Hingabe, der Glaube an das Gute und das Ganze schön mit triefendem Ami-Patriotismus hinterlegt. Macht Spaß, hat aber genauso wie die Spiele nichts mit der Realität zu tun. Deswegen sollte man den Film auch nicht zu ernst nehmen.

Ich habe selber gedient und weiß, das es in den Armeen dieser Welt (zumindest in unserer) eben NICHT so zu geht. Aber wer will schon einen Film über biersaufende und zivilversagende Vollidioten sehen?

Permalink

Gottseidank muss sich den Film keiner Anschauen.
Hoffentlich kapieren die Zuschauer was hier lost ist und bleiben einfach weg.
Oder sie gehen rein aber aus den 'falschen Gründen'... z.B. weil sie "kernige Typen" sehen wollen.
:)

Permalink

Sich für das Vaterland opfern um selbst gerettet zu werden, bitte was? Kann mir mal jemand veraten warum man sich für sein Vaterland (von dem man in der regel und vor allem in zeiten des kapitalismus, stichwort der staat als ideeller gesamtkaptalist, sowieso nur als Nutzschaaf gesehen wird) opfern sollte? Und das wo es nicht einmal aktiv und akkut angegriffen wird und man selber im Auslandseinsatz stirbt (wo es sich oft bekanntermaßen nur um die sicherung der Ressourcen geht). also bitte, die Meinung sich für sein Vaterland opfern zu müssen ist doch wirklich nur etwas für die nicht-denkenden Menschen, die wahrscheinlich auch diesen film moralisch vertreten. In den Film gehen und im Rahmen der Egoshooter-Games sich mal die Fetzen um die Ohren fliegen lassen ja (wenn auch nur bedingt), aber das dann auch noch moralisch vertreten zu wollen, absolutes nein!

Permalink

Habe den Film noch nicht gesehen.
Mich reizt die Tatsache dass es echte SEAL Soldaten im Film sind die ihre Handwerkskunst beherschen.
Warum soll ich mir das nicht ansehen? Wann hat man schon Gelegenheit Profis auf der Leinwand zu sehen.
Für technische Ausstattung wird der Film in Zukunft sowieso als Referenz herhalten müssen.
SEALs haben nunmal die unrühmliche Aufgabe als verlängerter Arm der Politik oftmals zweifelhafte Entscheidungen vor Ort durchzudrücken. Ob das nun richtig oder falsch ist sollen andere Entscheiden.

Ja ich will "kernige Typen sehen"

Die Politik dahinter ist mir relativ Wurst.
Ich muss mich ja mit dem Apparat der dahinter steht nich identifizieren.
Mich reizen die technischen Aspekte bei der Sache.
Ich kann die Landkarte der Weltpolitik nicht neu gestalten.
Ich zeihe auch für keine Regierung der Welt in den Krieg.

Wer sich von den Bauernfängern damit rekrutieren lässt ist doch selbst schuld.

Ich sehe den Film als das was er ist: kurzweilige Unterhaltung

Permalink

3
3/10

boah, grad den Film gesehen und muss sagen so eine schwachsinnige nicht reale Verfilmung eines Kriegsfilm habe ich noch nie gesehen. Es wirkt gerade zu lächerlich wie einem hier der Wille aufgezwängt wird, die Navy Seals seien die allertollsten Menschen der Welt, die nicht wirklich tot zu kriegen sind xD

dieser Film schürt den Hass auf Amerika, zumindest bei mir :D

Permalink

5
5/10

Handwerklich gut gemacht, jedoch Ami-Propaganda in seiner reinsten Form: Überlebensgrosse und edelmütige Navy Seals retten alles und jeden. Es wird der Eindruck erweckt als seien die Seals perfekte und moralisch einwandfreie Supermänner, die im Namen der Gerechtigkeit und für den guten Zweck in aller Welt Krieg führen und böse Buben eliminieren dürfen. Das Ganze ist zugegebenermaßen sehr effektvoll in Szene gesetzt und weiss zu unterhalten. Sieht man jedoch das emotionsgeladene Ende incl. Trailer, wird einem sofort klar, dass man es mit einer lupenreinen Ami-Propaganda zu tun hatte, was dem Film im nachhinein dann - auch gerade wegen der krassen schwarz-weiss-Malerei - einen etwas faden Beigeschmack gibt.

Permalink

8
8/10

Euch ist trotzdem klar dass es sich um Navy seals handelt? Die werden nunmal so perfekt wie möglich ausgebildet und für solche Einsätze vorbereitet. Das ist in der Army nicht immer so zugeht und sich dort tagelang nix abspielt ist mit den Navy seals nicht zu vergleichen, vielleicht sollte man sich informieren bevor man hier ein sinnloses Kommentar abgibt :D habe mich selbst gewundert wie "wenige" sterben aber recherchiert und mich erkundigt und ja Navy seals sind besser ausgebildet als ein Standard Soldat. Insofern ist der Film garnicht so unrealistisch wie manche meinen.

Permalink

1
1/10

OMG, was war das denn für ein Mist?
Mir war schon von Anfang an klar dass der Film der reinste Army-Werbefilm sein würde, doch den Quatsch den man hier serviert bekommt... damit habe ich nicht gerechnet...
Der Film wirbt groß damit dass da echte Navi-Seals mitspielen blablub...ja, das merkt man auch. Sowas wie "Schauspiel" haben die guten wohl noh nie gehört, stattdessen rattern sie ihre auswendig gelernten Texte runter um eine Klischeebeladene und pathetische "Story" zu inszenieren.
Eigentlich halb so wild, würde die Action stimmen um den Blödsinn zu kompensieren. Aber selbst hier ist der Film eine Schlafftablette. Da hilft selbst die eindeutig von Call of Duty inspirierte Optik nicht weiter (sogar mit Ego-Kamera)
Realismus? *lach*
Da dürfen 100 Mexikaner weggeballert werden (auffällig: immer vor irgendwelche Wände, damit das Blut schön dagegen spritzt), von den Guten stirbt aber kein Einziger, und wenn doch, wird das schön kitschig überdramatisiert...der Superheld der für die FREIHEIT gestorben ist und der sonstige Propaganda-Gedöns.

Nene, eines der schlechtesten Filme die ich seit langer langer Zeit gesehen habe.

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.