Banklady

Jahr
2013
Laufzeit
117 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 26. März 2014

banklady 1Hamburg in den frühen 60er Jahren: Als Arbeiterin in einer Tapetenfabrik führt die mit 30 immer noch ledige Gisela Werler (Nadeshda Brennicke) ein ereignisloses Dasein als Mauerblümchen. Doch als sie dem windigen Charmeur Hermann Wittorf (Charly Hübner) begegnet und zufällig herausfindet, dass dieser Banken ausraubt, verändert sich mit einem Schlag ihr Leben. Schon bald gibt Gisela ihrem spröden Dauerfreund Uwe (Andreas Schmidt) den Laufpass und nimmt auch dessen Platz als Hermanns Komplizin ein. Sie entwickelt sich zur treibenden Kraft bei den Raubzügen und genießt einerseits ihr neues aufregendes Leben, während sie trotzdem weiter unauffällig ihre bürgerliche Identität aufrecht erhält. Die stets schick gekleidete und höfliche „Banklady“ entwickelt sich zu einem Medienphänomen ihrer Zeit, was insbesondere bei der ermittelnden Polizei für wachsenden Verdruss sorgt. Doch alle klassischen Versuche des ermittelnden Kommissars Kaminski (Heinz Hoenig) bleiben erfolglos, erst die neuartigen Fahndungsmethoden des jungen Beamten Fischer (Ken Duken) sorgen dafür, dass sich die Schlinge um das kriminelle Liebespaar schließlich doch langsam zuzieht.

 

banklady 2Kein schlechter Stoff fürs Kino, diese norddeutsche „Bonnie und Clyde“-Variante, auch wenn die Art der Überfälle und die dabei erbeuteten Summen aus heutiger Sicht eher wenig spektakulär wirken. Doch in einer Zeit, in der es noch keine richtigen Alarmsysteme gab und in der sich Banküberfälle daher zu einer Art Volkssport unter Kleinkriminellen entwickelten, stach die „Banklady“ nicht nur optisch heraus. Denn eine Frau als Bankräuberin, so etwas hatte es bis dahin noch überhaupt nicht gegeben und nicht wenige bewunderten daher zumindest heimlich die Taten der Gisela Werler. Nadeshda Brennicke („Tattoo“) verkörpert mit großer Leidenschaft diese Figur und die Schauspielerin war es auch, die überhaupt erst den Anstoß zur Verfilmung der Geschichte gab. Die Verwandlung der unscheinbaren, keineswegs als klassische Schönheit durchgehenden Gisela zur eleganten und stilvollen Gangsterbraut (und stets auch wieder zurück) ist in der Tat eine beeindruckende. Die Verankerung im Arbeitermilieu samt muffiger Spießigkeit der elterlichen Wohnung sorgt dabei dafür, dass man auch emotional gepackt wird und teilnimmt am Schicksal der Protagonistin und ihrem sehr nachvollziehbaren Wunsch nach dem Ausbruch aus dieser beengenden Existenz. Deutlich weniger zum Sympathieträger taugt dagegen der Schwindler und Hallodri Hermann Wittorf, dem man besser von all seinen Beteuerungen nicht mal die Hälfte glaubt. Doch Charly Hübner („Polizeiruf 110“) stiehlt mit seiner furiosen Interpretation dieser Figur nahezu jede Szene in der er zu sehen ist. Eine echte Entdeckung und ein Darsteller, den man gerne öfter im Kino sehen würde.

 

banklady 3Der neuerdings ja auch „Tatort“ erfahrene Regisseur Christian Alvart (auf dieser Seite einst gefeiert für seinen Film „Antikörper“) sorgt mit der Art seiner Inszenierung dafür, dass „Banklady“ vor allem auch eine faszinierende Reise in vergangene Zeiten ist. So akkurat hat man sowohl Straßenzüge als auch Inneneinrichtungen selten umgesetzt gesehen, was (trotz gelegentlichen Farbfilters) ungemein zur überzeugenden Atmosphäre beiträgt. Lediglich die etwas zu moderne, mit Drei Tage- Bart versehene Figur des von Ken Duken gespielten, auf fortschrittliche Methoden setzenden Ermittlers wirkt hier mitunter wie ein leichter Anachronismus, da sie nicht so recht is restliche Umfeld passen will. Wenig zu kritisieren gibt es dagegen hinsichtlich der Freiheiten, die sich der Filmemacher bei der historische Vorlage genommen hat, indem er sie zeitlich verdichtet und mit gezielt verteilten Actionsequenzen aufpeppt. Da wirft Alvart zweifellos den Blick auf ein möglichst großes Publikum, doch wenn er das im besten, positiven Sinne seiner amerikanischen Vorbilder umsetzt, ist dagegen nichts zu sagen. Auch nicht dagegen, dass ein einheimischer, spannender Stoff hierzulande einfach mal kinogerecht als eine Art "Räuberpistole" im besten Sinne aufbereitet wird. Und das ist mit der „Banklady“ zweifellos gelungen.

Bilder: Copyright

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