Man könnte diese Rezension ziemlich kurz halten: "Bridget
Jones - Am Rande des Wahnsinns" ist eine Fortsetzung, die
genauso
überflüssig ist wie die meisten anderen Fortsetzungen,
die genau dieselben Fehler macht, genauso einfallslos
daher kommt
und genauso wenig in der Lage ist zu kaschieren, dass die
versammelte
Produzenten-Gemeinde
hier nicht mehr wollte, als die erprobte Geldkuh noch
einmal ordentlich
zu melken. Das wird auch nicht gemildert durch die
Tatsache, dass
man sich hier auf eine Buchvorlage berufen kann, denn
Helen Fieldings
gleichnamiger Roman war auch nur eine Fortsetzung des
ursprünglichen
"Bridget Jones"-Romans, die einzig dazu da war, die
erprobte
Geldkuh noch einmal ordentlich zu melken. Und jetzt im
Detail:
Dieses Nachklapp-Syndrom ist so offensichtlich, dass der
zweite
Bridget-Film von Anfang an keine einzige Überraschung
zustande
bekommt. Da hatten wir am Ende von Teil Eins
das sympathische Single-Pummelchen (Renee Zellweger, die
nach ihrem
abgemagerten Auftritt in "Chicago"
nun wieder beachtliche Pfunde drauf hat) endlich glücklich
in den Armen eines gestandenen Mannsbilds in Gestalt von
Anwalt
Mark Darcy (Colin Firth) verlassen, da muss sie natürlich
jetzt
vom Wolkenspaziergang einer Frischverliebten zurückgeholt
werden
auf den Boden der Alltags-Beziehungs-Tatsachen. Dass es
nach dem
Happyend im wahren Leben weitergeht ist jetzt nicht so
wahnsinnig
neu, und dass sich auch das tollste Traumpaar eher früher
als
später ein bisschen in die Wolle kriegt, auch nicht - so
sollte
man meinen. Doch klar ist zumindest für Bridget
anscheinend
gar nichts, denn die hat ihre ehemalige Cleverness
komplett abgelegt
und ist nun kein sympathischer Tollpatsch mehr, sondern
eher eine
komplett dämliche Witzfigur. Und so wird sie von dem
Drehbuchautoren-Quartett
von einer Peinlichkeit in die nächste gescheucht, bis sie
sich
einen fadenscheinigen und wohl nur in Frauenlogik
(oder den Köpfen von Fortsetzungs-Autoren)
funktionierenden
Grund zurecht zimmern kann, weshalb die frische
Traumbeziehung gleich
wieder beendet werden sollte. Praktischerweise taucht in
diesem
Moment der in Teil Eins noch nach allen Regeln der Kunst
abgeschossene
Schürzenjäger Daniel Cleaver (Hugh Grant) auf - auf dessen
Baggermasche Bridget wider besseren Wissens dann glatt
noch einmal
hereinfällt.
An diesem Punkt denkt man entweder darüber nach, dass
an der
direkten Verbindung Blond = Blöd doch etwas mehr dran sein
muss, oder ist einfach nur erstaunt, wie die Macher des
ersten Bridget-Films
nicht nur ihre einstmals sympathische Hauptfigur zu so
einer Hampelmännin
verkommen lassen konnten, sondern auch noch ihr eigenes
Comedy-Talent
komplett verloren haben. Wie beim übelsten Sequel aus der
Hollywood-Fließbandproduktion
fällt auch den ansonsten für ihren trockenen, frischen
Humor berühmten Briten nichts Besseres ein, als ohne
jegliche
Risikofreude eine Blaupause von Teil Eins anzufertigen.
Das
bedeutet: Sämtliche im Erstling erprobten Gags werden
nochmal
aufgebacken, und das am Besten gleich mehrfach (so gibt's
zum Beispiel
Bridgets dicken Hintern diesmal nicht nur einmal, sondern
gleich
zweimal in Großaufnahme im nationalen Fernsehen). Alle
mehr
oder minder wichtigen Charaktere aus dem Original müssen
erneut
auftauchen, ganz egal, wie viel Sinn das macht oder wie
glaubwürdig
es ist (Cleaver lässt grüßen). Und auch der Soundtrack
platzt wieder vor Kuschelrock-Klassikern, die schon bei
ihrer Verwendung
in einem halben Dutzend anderer RomComs einen langen Bart
hatten
(Carly Simons "Nobody does it better", Elton Johns "Sorry
seems to bet he hardest word" und Sam Browns "Stop"
dürften vor lauter Abgegriffenheit demnächst zu Staub
zerfallen).
So schaukelt sich "Am Rande des Wahnsinns" durch eine
krude, zusammengeschraubte Story, der vor allem der
zynische Biss
von Teil Eins fehlt, weil es hier nicht mehr um die
Abenteuer eines
frustrierten Großstadt-Singles geht, die mit ihren
exemplarischen
Erlebnissen das Identifikationspotential in uns allen
weckt. Stattdessen
ist Bridget nur noch das Zentrum einer Nummernrevue
halbgarer Gags,
die mit der hanebüchenen Einfügung exotischer Locations
(die Schweiz und Thailand) die eigene Einfallslosigkeit zu
kaschieren
versucht - erfolglos.
Das einzige, was diese Fortsetzung erträglich macht und so vor dem Absturz rettet, ist das erneut absolut famos agierende Hauptdarsteller-Trio Zellweger/Firth/Grant. Sie halten als einzige mühelos den Level ihrer exquisiten Arbeit aus Teil Eins und machen mit ihrem fabelhaften Spiel und grandiosen Timing immer mal wieder vergessen, in was für einem überflüssigen Film sie sich aufhalten. Das gefrorene Mienenspiel von Colin Firth, der wieder einmal den stocksteifen Engländer perfektioniert, ist dabei das leise Highlight neben dem als gelacktes Arschloch Cleaver erneut begeisternden Hugh Grant, während Zellweger zwar darunter zu leiden hat, dass ihre Figur zum blonden Blödchen degradiert wurde, aber immerhin noch Sympathiepunkte holt, die dank des Drehbuchs eigentlich schon längst verloren waren - und mit ihrem großartigen Comedy-Talent viele Lacher vor der Versenkung rettet. Köstlicher Höhepunkt: Ihr Besuch in einer Schweizer Apotheke, dessen auf Sprachschwierigkeiten basierendes Brüller-Potential in der deutschen Übersetzung allerdings weitgehend verloren gehen dürfte.
Die makellose Show der Hauptdarsteller ändert indes nichts an der Tatsache, dass der Rest des Films drei bis vier Klassen tiefer vor sich hin krebst und bis zum Schluss auf der Suche nach einer halbwegs relevanten Story ist, die er nicht findet. Auch wenn Scharen von Frauenzeitschrifts-Redakteurinnen, die Bridget inzwischen zu ihrer neuen Schutzheiligen erkoren haben, diesen Film in blinder Begeisterung zum Superhit des Winters ausrufen werden - nüchtern betrachtet ist "Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns" nicht mehr als eine typische Fortsetzung: Eilig und uninspiriert zusammengestrickt, vollkommen konventionell umgesetzt, und so doof und öde, dass sie einem nachträglich fast noch den Spaß an Teil Eins versauen kann. Am Rande der Überflüssigkeit - und weit darüber hinaus.
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