Cinderella

Originaltitel
Cinderella
Land
Jahr
2015
Laufzeit
112 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Maximilian Schröter / 28. Februar 2015

Lily JamesMit „Maleficent“ konnte Disney im letzten Jahr einen seiner Zeichentrickklassiker erfolgreich in die Welt des Realfilms überführen. Bei diesem einen Streich will es das Studio aber natürlich nicht belassen, verfügt man dort doch über ein großes Repertoire an weiteren Trickfilmklassikern, die sich für eine Realverfilmung anbieten (und auch solche, bei denen diese Idee alles andere als nahe liegend scheint, wovon man sich bei Disney jedoch nicht abhalten lässt und zurzeit unter anderem an einer Neuverfilmung von „Dumbo“ arbeitet). Die große Beliebtheit dieser Klassiker allein bietet zwar noch keine Erfolgsgarantie für deren Remakes, garantiert aber zumindest schon einmal das Interesse einer breiten Publikumsschicht, das Filmproduzenten sich in Sicherheit wiegen lässt (Stichwort „built-in audience“). Bereits vor dem Kinostart von „Maleficent“ ging deshalb die Umsetzung von „Cinderella“ in Produktion und auch „Das Dschungelbuch“ und „Die Schöne und das Biest“ wird man 2016 prominent besetzt „in echt“ im Kino bestaunen können.
Im Gegensatz zu „Maleficent“, wo man um die Figuren des „Dornröschen“-Films eine neue Geschichte spann, legt der Shakespeare-Veteran Kenneth Branagh mit seiner Version von „Cinderella“ nun ein Remake der Trickfilm-Vorlage vor, welches deren Handlung übernimmt und nur in einigen Details davon abweicht. Diese neue Verfilmung des Märchens orientiert sich demzufolge auch nicht an der Version der Brüder Grimm, sondern an der 1697 veröffentlichten Fassung des Franzosen Charles Perrault. Abgeschnittene Fersen findet man deshalb in den Disney-Filmen ebenso wenig wie Linsen sortierende Tauben, dafür sind hier Aschenputtels bzw. Cinderellas Schuhe aus Glas und ihre Kutsche ein verzauberter Kürbis. Aber der Reihe nach.

Ella (Lily James, „Downton Abbey“) verliert als junges Mädchen ihre Mutter. Ihren Vater stürzt der Tod seiner Frau in eine Phase tiefer Trauer, doch er findet neuen Derek Jacobi, Richard MaddenLebensmut, als er Lady Tremaine (Cate Blanchett) kennen lernt und schließlich heiratet. Ella nimmt sich vor, ihrer neuen Stiefmutter und deren zwei Töchtern unvoreingenommen zu begegnen, doch die drei erwidern ihre Güte und Herzlichkeit nur mit Arroganz und Eifersucht. Als schließlich Ellas Vater überraschend stirbt, ist sie schutzlos den Grausamkeiten ihrer neuen Familie ausgeliefert. Lady Tremaine und ihre Töchter sehen in Ella nichts weiter als eine Dienstmagd und nennen sie spöttisch Cinderella. Allein der Optimismus und der Glaube an das Gute in der Welt, den Ella von ihren Eltern gelehrt bekommen hat, geben ihr Hoffnung. Eines Tages begegnet sie bei einem Ausritt einem gutaussehenden Fremden, der sich als Bediensteter aus dem königlichen Palast ausgibt und ihr nicht mehr aus dem Kopf geht. Als der Prinz (Richard Madden, „Game of Thrones“) kurz darauf alle jungen Frauen des Königreichs zu einem Ball einlädt, ist Ella fest entschlossen, diese Chance zu nutzen, um den schönen Fremden wieder zu sehen. Von einer guten Fee (Helena Bonham Carter) vorübergehend in eine Prinzessin mit Kleid, Kutsche und Dienern verwandelt, macht sie sich auf den Weg zum Palast, wo sie eine unglaubliche Entdeckung macht.

Welcher Art diese Entdeckung ist, soll hier zwar nicht verraten werden, dürfte aber niemanden überraschen, der das zugrunde liegende Märchen oder eben die Zeichentrick-Version kennt. Es sind aber auch gar nicht Überraschungen oder sonstige Neuerungen, mit denen Regisseur Branagh („Thor“, „Jack Ryan: Shadow Recruit“) und sein Drehbuchautor Chris Weitz („About A Boy“) in dieser Neuauflage punkten wollen. Stattdessen setzt Branagh darauf, die altbekannte Geschichte mit modernen filmischen Mitteln und einem schauspielstarken Cast neu zu erzählen – mit Erfolg. In den ersten Minuten des Films zeigt er, dass seine Cinderella die Welt um sie herum etwas anders sieht als andere Menschen: aus einer kindlichen, idealistischen und phantasievollen Perspektive, die sie sich auch dann noch bewahrt, als es das Leben nicht besonders gut mit ihr meint. Gleichzeitig lädt Branagh damit auch die Zuschauer dazu ein, für die folgenden 112 Minuten dieselbe Perspektive einzunehmen und über die Geschichte und die Bilder auf der Leinwand zu staunen. Gelingt einem das nicht, dann ist man bei „Cinderella“ zugegeben im falschen Film. Folgt man jedoch Branaghs Einladung, dann erlebt man einen handwerkCate Blanchettlich in jeder Hinsicht perfekt inszenierten Märchenfilm. Die prächtigen, farbenfrohen Kostüme, die liebevolle Ausstattung, die Musik von Patrick Doyle und die großartigen, sich aber nie unnötig in den Vordergrund spielenden Effekte – hier stimmt einfach alles. Mit Cinderellas überstürzter Flucht aus dem Palast kurz vor dem letzten Glockenschlag um Mitternacht gibt es sogar so etwas wie eine kurze, richtig packende Actionsequenz.

Den Schauspielern merkt man dabei den ganzen Film über an, dass sie zum einen großen Spaß daran haben, hier klassische Märchencharaktere zum Leben zu erwecken, und zum anderen, dass sie dabei von einem im Umgang mit Schauspielern erfahrenen Regisseur geführt werden. Sie alle nehmen die Geschichte gerade so ernst, wie man sie eben trotz ihrer Märchenhaftigkeit nehmen muss, um glaubwürdige Figuren zu erschaffen. Während die beiden Hauptdarsteller Lily James und Richard Madden dabei erwartungsgemäß vor allem Projektionsflächen für die Sehnsüchte der Zuschauer abgeben, sind es in erster Linie die Nebendarsteller, die hier glänzen können. Darunter befinden sich einige teils langjährige Weggefährten Branaghs wie Helena Bonham Carter („Alice im Wunderland“, „The King’s Speech“), die einen kurzen, aber im wahrsten Sinne des Wortes magischen Auftritt als gute Fee hinlegt, Stellan Skarsgard („Thor“, „Verblendung“) als Großherzog und Derek Jacobi als König. Cate Blanchett wiederum spielt Cinderellas hassenswerte Stiefmutter zwar vielleicht weniger überdreht als erwartet, doch kommt auch dies dem Film zugute. Natürlich hätte sie ihre Figur noch um einiges fieser und exzentrischer anlegen können, doch hätte dies nicht dHelena Bonham Carterem Stil dieses sich wie erwähnt durchaus ernst nehmenden Films entsprochen. Wer Märchencharaktere sehen möchte, die sich über ihre Existenz als solche im Klaren sind und sich hin und wieder darüber lustig machen, der sollte sich also lieber „Into The Woods“ anschauen (wo die „Cinderella“-Geschichte ja zumindest im Schnelldurchlauf auch vorkommt).

Wenn man dem Film einen Vorwurf machen kann, dann den, dass hier keine kreativen Risiken eingegangen werden. Sowohl Branaghs klassische Inszenierung also auch das Schauspiel gehen auf Nummer sicher, bewegen sich dabei aber auf sehr hohem Niveau. Von einer Märchenverfilmung aus dem Hause Disney erwartet sicher auch niemand, dass sie das Rad neu erfindet. Deshalb gilt hier der Ratschlag, es sich im Kinosessel bequem zu machen und sich, wie oben erwähnt, zu öffnen für die optimistische, phantasievolle und, nun ja, märchenhafte Weltsicht Cinderellas. Dann steht einem wunderbaren Kinoerlebnis nichts mehr im Weg.

Bilder: Copyright

Grandioser Bilderreigen, opulente Ausstattung und erwartet gute Musikbegleitung. Schauspieler sind wunderbar. Bei aller Perfektion geht einem die Geschichte aber nicht so nah, wie der Zeichentrickfilm.

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5
5/10

Ganz nett, aber mit Lily James fehlbesetzt. Außerdem zu viel Klamauk. Trotz aller Bemühungen fehlt de Zauber, der Kloß im Hals, das Wow, als sie im Palast erscheint.

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