Das Dschungelbuch 2

Originaltitel
The Jungle Book 2
Land
Jahr
2003
Laufzeit
73 min
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Heide Fuhljahn / 4. März 2011

27 Millionen deutsche Zuschauer haben den Walt-Disney-Zeichentrick-Klassiker "Das Dschungelbuch" bis heute gesehen, seit seiner Uraufführung 1967 kam der Film dreimal zurück in die Kinos, seit 1991 kann man ihn als Videokassette kaufen. "Das Dschungelbuch" ist damit ist der erfolgreichste Kinofilm aller Zeiten in Deutschland.
Aus diesem Grund mag es die Abgebrühten erstaunen, dass es nicht längst einen zweiten Teil gibt, da es doch heute von fast jedem überdurchschnittlich gut laufenden Film mindestens eine Fortsetzung beziehungsweise ein Wiederaufwärmen der bereits bekannten Story gibt. Die bereits bewährte Kuh lässt sich ja durchaus auch ein zweites Mal melken, und dabei wird sowohl in der Literatur (es gibt Fortsetzungen von Werken wie "Vom Winde verweht" oder "Der kleine Prinz") als auch in der Filmwelt immer weniger vor Genregrößen halt gemacht, versprechen diese durch ihren Glanz und Erfolg doch hohe Zuschauerzahlen und damit hohe Einspielergebnisse.
Nun also "Das Dschungelbuch", Literatur- und Filmklassiker in einem, einer von Disneys größten Filmen, den Walt persönlich ebenso wenig fortgesetzt haben wollte wie alle anderen unter seiner Leitung entstandenen Werke, doch das Veto des großen Firmengründers wird heute nicht mehr gehört: Brachte man die Fortsetzung zu "Susi & Strolch" noch halbwegs bescheiden als Videopremiere heraus, fielen mit dem zweiten Teil von "Peter Pan" im letzten Jahr alle Schranken des Anstands im Hause Disney. Das Geschäft ist einfach zu verlockend. Man wird bei "Das Dschungelbuch 2" am Ende sehen, ob die Einspielergebnisse über den Produktionskosten liegen, bei der Qualität des Filmes hätte man wohl besser nach Gusto von Walt Disney gehandelt.
Mogli (gesprochen von Max Felder, er lieh auch zweimal Harry Potters Freund Ron seine Stimme) lebt nun in der Menschensiedlung, in die ihn Shanti, die im ersten Teil diesen Namen noch nicht hatte, am Ende von "Das Dschungelbuch" lockte. Zwar fühlt Mogli sich wohl bei seinen Stiefeltern und mit seinem kleinen (komplett überflüssigen) Stiefbruder Ranjan, aber er sehnt sich nach Balu und seinen Freunden im Dschungel. Aber die Menschen fürchten den Dschungel, und deshalb darf Mogli zu seinen Freunden keinen Kontakt haben. Doch als Balu, der Mogli seinerseits vermisst, eines Nachts im Dorf auftaucht, haut Mogli mit ihm ab, nicht ahnend, dass Shanti und Ranjan ihm folgen. Genau wie der Tiger Shir Khan, der die menschliche Spur bereist gewittert und mit Mogli ohnehin noch eine Rechnung offen hat.

Wo im Original noch liebevolle Zeichnungen ein farbenprächtiges Bild des Dschungels ausmalten, setzt man nun auf neuste Computertechnik. Doch ebenso wie die neuen Menschenfiguren bleiben die Bilder blass und vermögen es nicht, den Charme des ersten Teils zu transportieren. Zu offensichtlich dient die äußere Handlung dazu, möglichst viele Highlights erneut zu verbraten, und gemütlich wird es einem dabei nicht im Kinosessel, auch wenn gleich dreimal der alte Hit "Probier's mal mit Gemütlichkeit" angestimmt wird.
Logisch, dass auch der putzige kleine Elefant wieder dabei ist, genauso wie Kaa, Hathi und mehrere Tanzszenen mit Mensch und Tier - doch ein "Ich wär' so gern wie du" stellt sich nicht ein. Mag auch der Film von 1967 nicht hundertprozentig politisch korrekt sein (wieso ist ausgerechnet der Tiger der Böse und nicht der Panther? Sind nicht alle Tiere im Dschungel gut?), die Kernfrage von "Das Dschungelbuch 2", für welche Welt sich Mogli letztendlich entscheidet, lässt in ihrer überzogenen Machart wohl sogar Pädagogen an ihrem Popcorn fast ersticken. Dass den in den 90ern geborenen Kindern dieser Film vielleicht sogar gefällt, ist nicht verwunderlich. Doch wer die Wahl hat, sollte nicht nur für sich, sondern auch für die Kinder lieber den Gang zur Videothek wählen.

Bilder: Copyright

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