Dead Man Down

Originaltitel
Dead Man Down
Land
Jahr
2013
Laufzeit
110 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 3. April 2013

dmd 1Victor (Colin Farrell) arbeitet zuverlässig und meist im Hintergrund der kriminellen Organisation des Bandenchefs Alphonse (Terrence Howard). Doch dieser Eindruck täuscht, denn der gebürtige Ungar und Mann ohne Privatleben verfolgt seine eigenen Ziele und hat daher auch mehr mit dem Alphonse seit einiger Zeit bedrohenden Unbekannten zu tun, als dieser ahnt. Wer davon allerdings Wind bekommt ist Victors Nachbarin Beatrice (Noomi Rapace), die aus ihrem Wohnblock gegenüber etwas beobachtet hat, was genügt um den schweigsamen Nachbarn damit erpressen zu können. Doch die im Gesicht entstellte Beatrice benötigt Victor vor allem als Helfer für die eigene Rache an ihrem Peiniger. Obwohl eher unfreiwillig aneinander gekettet, kommen sich die beiden Ungleichen langsam näher. Aber Victors Deckung wird immer dünner und die Zeit, um seinen Plan auszuführen, rinnt ihm davon.
 

dmd 2„Dead Man Down“ ist das langerwartete Hollywood-Debüt von Niels Arden Oplev, der mit seiner skandinavischen Variante von Stieg Larssons “Verblendung" einst rundum überzeugen und die Aufmerksamkeit der internationalen Filmbranche erringen konnte. Ganze vier Jahre hat Oplev sich Zeit gelassen, bis ein Drehbuch seinen Ansprüchen genügte, daher darf man an den daraus resultierenden Film dann auch durchaus gewisse Ansprüche stellen. Die werden nicht ganz erfüllt, dafür kommt „Dead Man Down“ letztlich doch auf etwas zu konventionellen und ausgetretenen Thriller-Pfaden daher, doch zumindest ein ordentliches Stück Spannungskino ist immerhin zustande gekommen.

dmd 3Es hätte auch etwas mehr als das werden können, denn die Ausgangssituation ist schon recht vielversprechend: Die verzweifelte und hilflose Beatrice nutzt eine günstige Gelegenheit um den offensichtlichen Profikiller aus dem Haus gegenüber für ihre eigenen Zwecke einspannen zu können, dieser steht jedoch selbst unter einem derartigen Druck, dass sich dadurch die Situation für ihn nur noch weiter verschlimmert. Denn Victor spielt ein doppeltes Spiel, muss auf jede Kleinigkeit seines Verhaltens achten und steht mehr als einmal kurz davor aufzufliegen.

Stark sind hier die Hintergrundgeschichten der beiden Hauptfiguren und sehr stark agieren auch deren Darsteller. Der nun schon seit einiger Zeit ohne einen echten Kinohit durch seine Karriere taumelnde Colin Farrell ist mit seiner Mischung aus hartem Kerl und traurigem, desillusioniertem Mann der alles verloren hat die passende Besetzung als Viktor und Noomi Rapace ihm eine ebenbürtige Partnerin bzw. Gegenspielerin. Die hat sich Regisseur Oplev nämlich gleich aus seiner „Verblendung“ mit rüber genommen, wohl wissend, dass deren Darstellung der Lisbeth Salander zu einem guten Teil mitverantwortlich zeichnete für den damaligen Erfolg seines Films. Dass Rapaces Beatrice hier von einigen bösartigen Teenagern als „Monster“ betitelt wird ist angesichts ihrer Schnittverletzungen im Gesicht zwar etwas übertrieben, doch dass die zurückgezogen mit ihrer Mutter (Gastrolle für Isabelle Huppert) lebende junge Frau für ihr Leben gezeichnet und verstört ist, verkörpert Rapace absolut glaubhaft. Bei der ersten Begegnung von ihr und Victor ist die Anspannung Beider förmlich greifbar, und als es dann emotional aus Beatrice herausbricht, setzt diese Szene einige Wirkungstreffer beim Zuschauer.

dmd 4In diesen Schilderungen zweier geschundener Seelen inmitten einer kalten Umgebung und Gesellschaft erreicht Oplev am ehesten die Kraft, die er schon einmal auf die Leinwand zauberte, der Look und die visuelle Darstellung erinnern dann auch mehr als einmal an die Tristesse der schwedischen Landschaft aus“ Verblendung“, ganz ohne Schnee. Auch das sich immer enger zuziehende Netz derer die Viktor langsam auf die Schliche kommen ist nicht ohne Spannung, doch im Mittelteil verliert die Handlung dann gelegentlich den Fokus und sich in der minutenlangen Abfilmung von etwas, das wir mal als „melancholische Kälte“ bezeichnen wollen.

Eher enttäuschend dann auch das Finale, das im Prinzip genau so verläuft wie man es schon zigmal anderswo gesehen und erwartet hat. Nur dass man in diesem Fall dann irgendwie doch gern ein wenig mehr, vielleicht einen eigenen Kniff zu sehen bekommen hätte,  der „Dead Man Down“ ein Stück über den guten Durchschnitt hebt. Das ist jedoch nicht der Fall, so dass das finale Urteil, noch aussteht, ob denn Niels Arden Oplev das Schicksal so vieler europäischer Regietalente teilen und seine Kanten schon noch abgeschliffen bekommen werden wird oder nicht. Sein erster Hollywood-Beitrag ist ein gemischtes Vergnügen und bietet Ansätze in beide Richtungen.

Bilder: Copyright

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