Der Herr des Hauses

Originaltitel
Man of the House
Land
Jahr
2005
Laufzeit
97 min
Genre
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 1. Januar 2010

"Fisch aus dem Wasser" - so nennt man im Film-Fachterminus das vor allem für Komödien gern benutzte Story-Konzept, den oder die Protagonisten in eine für sie fremde Umgebung zu manövrieren, in der sie sich dann zurecht finden müssen. Einfache Lacher sind da anscheinend garantiert, und weil man für so einen Film nicht viel mehr braucht als eben diesen Aufhänger (z.B. burschikose FBI-Agentin in einem Schönheitswettbewerb = "Miss Undercover"; beinharter Cop als Babysitter = "Der Babynator"), findet man "Fisch aus dem Wasser"-Geschichten in schöner Regelmäßigkeit im einfallslosen B-Programm der großen Hollywood-Studios, mit dem sie die Leinwände voll halten bis zum nächsten Prestige-Blockbuster.
Auch Haudegen und Oscar-Preisträger Tommy Lee Jones hat es nun für die Hauptrolle in so einem Teil erwischt: Die Fisch-Formel für "Der Herr des Hauses" lautet "raubeiniger Texas-Ranger geht undercover als Cheerleading-Coach", und das einzig besondere daran ist, dass dem Film zu seiner eigenen dünnen Idee fast nichts einfällt.

Roland Sharp (Jones) ist auf der Suche nach einem Kronzeugen, der gegen einen berüchtigten Gangsterboss aussagen soll, was sich wie immer als schwierig erweist, da die Handlanger eben jenes Gangsters die potentiellen Zeugen aus dem Weg zu räumen versuchen. Eine Gruppe von fünf College-Cheerleadern (u.a. Pop-Sternchen Christina Milian) wird zufällig zu Augenzeugen einer solchen Zeugenbeseitigung, womit die unterbelichteten Jubel-Mädels nicht nur selbst zu potentiellen Zeugen, sondern auch zu gefährdeten Zielobjekten des Killers werden. Zum Schutze der Mädchen zieht Sharp höchst selbst als angeblicher neuer Cheerleader-Assistenzcoach in das College-Wohnhaus der Mädchen ein, und hat dort seine liebe Not mit dem lebenslustigen und leicht bekleideten Haufen.

Das war's dann auch schon an Handlung, denn jenseits der Etablierung dieser neuen Wohngemeinschaft passiert genau genommen gar nichts in "Der Herr des Hauses". Im folgenden versucht Sharp, sein eisernes Regelwerk durchzusetzen, dass manchmal tatsächlich dem Schutz der Cheerleader dienen soll (zum Beispiel absolutes Handy- und Ausgeh-Verbot), manchmal aber auch einfach nur seinen eigenen Benimm-Vorstellungen entwächst (ein Kleidungscode, der allzu offenherzige Tops und Hotpants untersagen soll). Die Subplots, die aufgrund der allgemeinen Ereignislosigkeit hier bald zu Hauptplots werden, betreffen Sharps oberflächliches Verhältnis zu seiner Tochter aus geschiedener Ehe, so dass der wortkarge Knochen mit den Cheerleader-Ersatztöchtern auch den besseren Umgang mit seiner richtigen Tochter lernt, sowie seine knospende Beziehung zu der Englisch-Professorin Molly McCarthy (Anne Archer).
Diese Molly hat jenseits der bloßen Love Interest-Funktion keine weitere Relevanz für den Film, was Anne Archer aber nicht davon abhält, zusammen mit Tommy Lee Jones für die einsamen Höhepunkte von "Der Herr des Hauses" zu sorgen: Ihre gemeinsamen Szenen scheinen wie aus einem anderen, viel besseren Film zu stammen - so gekonnt spielen diese beiden Routiniers sich ihre an sich belanglosen Dialogzeilen zu, wissen mit eleganter Gestik dem lauen Subtext dieser Zweiter-Frühling-Beziehung ungeahnte Tiefe zu geben und erzeugen mit spielender Leichtigkeit eine Leinwand-Chemie, die in einer hochklassigen Liebeskomödie zuhause sein könnte. Das ist ebenso großartig wie purste Verschwendung, denn natürlich befinden sich Jones und Archer in ihren gemeinsamen Szenen in einer qualitativen Sphäre, die der Rest des Films nicht einmal sehen kann.
Ansonsten gibt's hier nämlich nur ideenlose Standardkost: Die Cheerleader sind alle unterbelichtet, wissen den harten Kern ihres Polizeibewachers mit ungeahnten Talenten und Warmherzigkeit aber natürlich trotzdem zu erweichen. Die eigentliche Idee, den Polizisten als Cheerleader-Coach auftreten zu lassen, erweist sich indes als so dünn, dass sie für gerade mal zwei Szenen langt - ansonsten sitzt man meistens im trauten Eigenheim und versucht die Zeit totzuschlagen, bis die Laufzeit des Films weit genug fortgeschritten ist so dass man mit dem dahin geschluderten und unspannenden Showdown anfangen kann.

Dass der an sich komplett langweilige und die meiste Zeit auch witzlose "Herr des Hauses" trotzdem ganz erträglich ausfällt, ist dem durchaus vorhandenen Charme zu verdanken, den Jones und das Mädchen-Ensemble nichtsdestotrotz verbreiten können. Und in der einen oder anderen Szene kann man dann doch mal lachen - wenn's auch mächtig konstruiert daher kommt. Schade nur, dass der charmante Südstaaten-Dialekt, der in der Originalversion viel zur naiv-fröhlichen Spritzigkeit der Cheerleader als auch zu Sharps authentischer Ranger-Attitüde beiträgt, in der deutschen Synchronisation komplett verloren gehen wird.
Drum bleibt's dann doch dabei: "Der Herr des Hauses" ist ein Film, der viel zu harmlos ist, um irgendwem wehzutun, aber auch viel zu irrelevant, um sich für irgendwen wirklich zu lohnen. 97 Minuten, die man sich entweder gleich schenkt, oder direkt nach Verlassen des Kinos ohnehin sofort vergisst.


8
8/10

Ein sehr lustiger und lockerer Film zum Entspannen mit klasse Darstellern. Habe mich prächtig amüsiert.

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