Der Himmel von Hollywood

Originaltitel
The Hollywood sign
Land
Jahr
2001
Laufzeit
93 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Vera Kampschulte / 1. Januar 2010

Burt Reynolds kann nach 40 Jahren in Hollywood endlich einmal sich selbst spielen: einen alternden Schauspieler, der nach Granatenfilmen wie "Auf dem Highway ist die Hölle los", "Das ausgekochte Schlitzohr III" und "Auf dem Highway ist wieder die Hölle los" keinen vernünftigen Job mehr bekommt. Ihm, alias Kage Mulligan, geht es da ähnlich wie Floyd Benson (Rod Steiger, dessen goldene Schauspieltage bis in die 50er zurück datieren, als er z.B. in "Die Faust im Nacken" an der Seite des jüngst verstorbenen Marlon Brando spielte) und Tom Greener (Tom Berenger, Star der 80er mit Filmen wie "Platoon" oder "Die Indianer von Cleveland"). Die drei treffen sich auf der Beerdigung eines ehemaligen Kollegen und betrinken sich anschließend frustriert und gemeinsam leidend am Hollywood Sign.
Doch auf dem Hügel über Los Angeles finden sie nicht nur Frieden im Alkohol, den Kage eh täglich sucht, sondern auch eine Leiche namens Toni. Floyd kennt den Toten durch seinen Nebenjob als Wachmann in einer Mafiavilla, wo er auch Unmengen von Geld gesehen hat. Die drei kommen so auf die Idee, den Toten zu verstecken, die Villa der Mafiosi abzuhören um später das Geld zu erpressen, sollte jemand den Mord zugeben. Alles ganz wie im Film.
Beim Abhören der Villa erkennt Tom die Stimme seiner ehemaligen Geliebten Paula (Jaqueline Kim), die er vor sieben Jahren zum letzten Mal gesehen hat. Und die Herkunft des Geldes kennt er auch schon: aus einem Drehbuch, das sie damals geschrieben hat.

Sönke Wortmanns erster Hollywood Film hat diesen Titel also redlich verdient: in Hollywood wurde gedreht, Hollywood ist das Thema und auch der heimliche Hauptdarsteller. Und das auch noch perfekt besetzt mit drei Hollywood-Veteranen, die sowohl saukomisch sind als auch zu Tränen rühren können, das haben sie ja schließlich auch gelernt. Man muss die drei alten Herren einfach mögen, die es schaffen, ein ironisches und nostalgisches Bild von der Filmfabrik zu zeichnen, wie sie vielleicht früher einmal war.
Angenehm ist vor allem, dass Sönke Wortmann es versteht, Hollywood-Klischees zu benutzen, ohne Rührung in schmerzhaften Kitsch abgleiten zu lassen. Wenn ein Altstar wie Burt Reynolds einen seiner alten Filme sieht und ihm eine simple Träne die Wange herunter läuft, schluckt der Zuschauer wohl mehr als bei einer Kitsch-Walze wie "Pearl Harbor".

"Der Himmel von Hollywood" ist also ein wirklich netter Film für einen richtig netten Abend ohne Nachwirkungen. Dass Sönke Wortmanns erster Gehversuch auf dem US-Markt in Amerika nur als unbeachtete Videopremiere herauskam und anschließend zwei Jahre in den Regalen von Senator Film vor sich hin staubte, ist also ausnahmsweise kein schlechtes Omen. Und dank des Erfolgs von "Das Wunder von Bern" darf "Der Himmel von Hollywood" nun doch noch das Licht der deutschen Öffentlichkeit erblicken - genau wie dieser Rezensionstext, ursprünglich entstanden zum einst einmal geplanten Bundesstart im Januar 2002. Danke also an Senator für die Entsorgung dieser unterhaltsamen "Karteileiche". :-)


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