Der Tiger und der Schnee

Originaltitel
La tigre e la neve
Land
Jahr
2005
Laufzeit
114 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Margarete Prowe / 28. Dezember 2010

Eine Ruine im Mondlicht. Ein Geistlicher, eine wunderschöne Braut. In der Gemeinde sitzen tote Schriftstellergrößen, am Klavier singt Tom Waits ("Down by Law", "Coffee and Cigarettes") "You can never hold back spring", und der Bräutigam (Roberto Benigni) tritt in Unterwäsche an den Altar. Dies ist die Anfangsszene aus "Der Tiger und der Schnee", und sie gehört zum wenigen Schönen, was dieser Film bieten kann. Roberto Benigni ist ja seit langem bekannt für seine peinlichen Auftritte. Sei es bei der Oscarverleihung für "Das Leben ist schön" oder einer beleidigenden Äußerung über Papst Johannes Paul II., der Italiener irritiert das Publikum. Auch "Der Tiger und der Schnee", geschrieben, verfilmt und gespielt von Benigni ist mit extremem Rumgehampel und pausenloser sinnfreier Monologbeschallung nur schwer erträglich. Fand Benigni in "Das Leben ist schön" noch den schmalen Grad zwischen Kitsch und Tragik, so ist er hier mal wieder (man erinnere sich an "Pinocchio" oder "Der Sohn des rosaroten Panthers") jenseits der Schmerzgrenze angelangt.

Der römische Dichter des Werkes "Der Tiger und der Schnee" Attilio (Roberto Benigni) ist schwer verliebt. Er träumt jede Nacht den gleichen Traum von der Hochzeit mit seiner Vittoria (Benignis Ehefrau und Stamm-Filmpartnerin Nicoletta Braschi), während er sie tagsüber wie ein trotteliger Stalker verfolgt. Dann erfährt Attilio, dass Vittoria, die im Irak Interviews mit dem Dichter Fuad führen wollte, bei einem Bombenanschlag verletzt wurde und im Koma liegt. Mitten im Irakkrieg kann Attilio nicht einfach so hinfliegen, darum muss er zu einigen Tricks greifen, um zu seiner geliebten Vittoria zu kommen. Zwischen Bomben und Plünderungen, nervlich überreizten amerikanischen Soldaten und Fuad (Jean Reno), der mit seinem Land leidet, versucht er ihr das Leben zu retten. Doch auch wenn sie wieder aufwachen würde, so weiß Vittorio durch ihre eigenen Worte vor der Abreise, dass sie ihn erst lieben kann, wenn sie in Rom einen Tiger im Schnee sieht.

Man kann sich in diesem Film kaum entscheiden, was das Schlimmste ist: die Degradierung der irakischen Bürger zu Plünderern und Dieben, die Attrappen-artigen Filmsets in den Kriegsszenen (am besten noch mit animiertem Superkitsch-Sternenhimmel) oder Benigni, Benigni und Benigni. Auch die Geschichte um den Dichter Fuad, der von Reno mit einer Traurigkeit versehen wird, die zeigt, was Trauer wirklich ist, wird sinnlos verheizt, da ja ausschließlich Benigni die Hauptperson sein darf. Nicoletta Braschi spielt mit großer Intensität, bis auf die Komaszenen natürlich, aber man fragt sich an manchen Stellen, ob sie nicht ins Koma gefallen ist, um den Monologen ihres irren Verfolgers zu entgehen.

Es gibt noch etwas, was für diesen Film spricht: Das Lied "You can never hold back spring", welches Tom Waits für den Soundtrack lieferte, ist wirklich ein Genuss. Doch eine Nummer von Tom Waits reicht leider nicht für einen kompletten Spielfilm. Die Geschichte nutzt auf schamloseste Weise den Hintergrund des Irakkriegs für eine Liebesgeschichte aus, die eigentlich nicht schlecht geschrieben ist. Besonders das Ende enthält einen Twist, der sich lohnt, aber während der Zeit zwischen Anfangssequenz und Filmende kann man auch ruhig ein kleines Nickerchen machen. Aber bitte nicht zu tief schlafen, denn die wunderschöne Anfangsszene wird im Film in anderen Versionen mehrfach wiederholt. Das ist leider auch das einzige, was einen davon abhält, das Kino zu verlassen.


10
10/10

Ich lasse mich nicht mehr herunter, diese peinliche Rezension einer/s frustrierten Benigni Hassers/in.
Er gehört dazu nämlich ein wenig Verstand, und der scheint dem- oder derjenigen gänzlich abhanden gekommen zu sein.

Ich muss Cla auf jeden Fall beipflichten, habe den Film selbst nur in Italienisch gesehen, war absolut begeistert und kann die deutsche Version nicht beurteilen.

Benigni polarisiert, und das ist da gute an ihm. Er ist in einer Reihe anzusiedeln mit Adriano Celentano, mit er z.B. noch zu Berlusconi-Zeiten eine ordentliche Politparodie im Italienischen Fernsehen abzog.
Der Film ist natürlich nichts für jemanden, der gerne Schema F-Filme sieht und mit einer Handlung jenseits der üblichen Hollywood-Klischees nichts anzufangen weiss.

Permalink

7
7/10

Der Tiger und der Schnee

Ein netter Film, auf den man sich einlassen muss ohne mit dem moralinsauren Skalpell des Verstandes alles logisch zu sezieren. Natürlich gibt es Knacks und Lacks im Plot, die von Charme und Liebenswürdigkeit – manche nennen es Oberflächlichkeit – überdeckt werden
Und damit das ganze am Ende nicht im zuckersüßen Schmalz des Happyends versinkt, gibt es ja noch den tollen Song mit der Superstimme von Tom Waits, der von Beginn an immer wieder wirkungsvoll eingesetzt wird.
Es stört auch echte Benigni Fans nicht, dass er sich selbst kolportiert, wenn immer wieder Kleidungsstücke vertauscht werden oder kleine magische Wunder passieren, die nicht von dieser Welt sind.

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.