Der unglaubliche Burt Wonderstone

Originaltitel
The Incredible Burt Wonderstone
Land
Jahr
2013
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 2. April 2013

burt 1Die Besetzung klingt vielversprechend, bietet neben den meist zuverlässigen Steve Carell und Steve Buscemi auch noch den zuletzt seltener zu sehenden Jim Carrey mit einer Art Comeback im Stil seiner frühen Anarcho-Komödien. Auch das Thema „Zauberkünstler in Las Vegas“ ist filmisch noch nicht so abgegrast, als dass es nicht Raum für ein paar nette Gags und Bosheiten über diese Branche bieten könnte und sollte. Doch davon gibt es nur leider nur sehr wenige in „Der wunderbare Burt Wonderstone“, einem Film der so hastig und wirr zusammengestückelt wirkt, dass man sich mitunter fragen muss, wie so etwas in diesem Zustand eigentlich zur finalen Veröffentlichung frei gegeben werden konnte. Denn die „Geschichte“ die hier holpernd bis hanebüchen erzählt wird, ist ähnlich aus dem Ruder gelaufen wie diverse der darin präsentierten Magier-Künststückchen, so dass dann letztlich nicht viel mehr bleibt als ein paar hübsche Gags, mit denen man sich als Zuschauer mühevoll über die Runden schleppt.
 

Sie sind Freunde seit Kindertagen, wobei sich der egoistische Burt (Steve Carell) stets in den Vordergrund stellt und seinen von ihm abhängigen Kumpel Anton (Steve Buscemi) öfter mal an der ausgestreckten Hand verhungern lässt. Blasiert und affektiert, flankiert von Fans und Groupies, lebt der Mann der sich mittlerweile „Burt Wonderstone“ nennt ein glitzerndes Partyleben in Las Vegas und kann sich nicht im Entferntesten vorstellen, dass sich das auch mal ändern könnte. Doch nach Jahren der immer gleichen Show müde, wendet sich das Publikum mehr und mehr neuen Talenten zu, wie etwa dem „Extremmagier“ Steve Gray (Jim Carrey), der mit cleverer Publicity die Aufmerksamkeit der Medien erregt. Schnell bricht daraufhin das Kartenhaus von Burt und Anton zusammen und Ersterer findet sich alsbald mittellos als Unterhalter in einem Altenheim wieder. Dort sorgt jedoch eine Begegnung für neue Impulse und gemeinsam mit seiner treuen Assistentin Jane (Olivia Wilde) nehmen die alten Hasen den Kampf noch einmal auf.

burt 2
Zwar ist die Einführung des arroganten und selbstherrlichen Burt Wonderstone in der Auftaktviertelstunde recht amüsant, doch erweist sich die Entscheidung, dem Publikum ein derart lupenreines Arschloch zu präsentieren, als absolut kontraproduktiv für den Rest eines Films, in dem man mit eben diesem dann Mitgefühl haben und leiden soll. Das ist aber schlicht unmöglich, denn so wie dieser Lackaffe seine Mitmenschen vorher behandelt, hat er den Sturz vom Olymp natürlich völlig verdient, zumal er auch danach die Situation weiterhin völlig falsch einschätzt und sich wie die Axt im Walde benimmt. Bis unser Burt dann plötzlich aber derart verzweifelt sein soll, dass er seine bis dahin ignorierte Assistentin um eine Unterkunft für die Nacht bittet – die diese auch tatsächlich gewährt. So wie hier die Figuren miteinander umgehen und sich gegenseitig demütigen, nur um dann unverdrossen in einen völlig konträren Gefühlszustand zu wechseln und sich wieder lieb zu haben, sind das nicht mehr als Karikaturen und plumpe Abziehbilder statt halbwegs reale Menschen. Was für eine reine Slapstick-Komödie ja noch irgendwo tolerierbar wäre, würde diese dann nicht aber doch immer wieder versuchen auf der Klaviatur der gefühlsbetonten Emotion zu spielen, was aber so leider überhaupt gar nicht funktioniert.

Erschwerend kommt hinzu, dass Aufstieg, Fall, Lernprozess und Wiedergeburt dabei in einem solchen Stakkato-Tempo abgespult werden, dass es wirkt als würde man einem Schnelldurchlauf der Marke „Das ist ihr Leben“ beiwohnen. Da braucht es nur wenige Tage und Filmminuten, bis aus den von Publikum umjubelten Stars plötzlich ignorierte Nobodies werden und genauso fix ist der eben noch im Luxus badende Burt derart verarmt, dass er quasi zum obdachlosen Bettler verkommt. Der Weg zurück verläuft aber ähnlich rasant, begleitet von großartigen Zufällen, denn im Altenheim in dem er auftritt leben praktischerweise auch Burts großes Idol sowie die Großmutter seiner Assistentin.

Und schließlich haben wir da dann noch Jim Carrey in der Rolle des Emporkömmlings Steve Gray, seines Zeichens selbstverständlich auch eine ziemlich unausstehliche Figur. Und eine komplett irre dazu, was Carrey immerhin die Gelegenheit gibt zu den Grimassen und Körperverrenkungen aus „Ace Ventura“-Zeiten zurückzukehren und das ist – zugegeben - nicht ganz ohne Witz und Reiz. Es ändert aber nichts daran, dass das, was der durchgeknallte Straßenmagier da so alles macht, rein gar nichts mit Zauberei oder auch nur irgendetwas mit Tricks oder Kunststücken zu tun hat. Denn dessen einzige „Fähigkeit“ besteht darin, sich möglichst viel Schmerzen zuzufügen, indem er sich permanent selbst irgendwelche Verletzungen verpasst. Das ist dann zwar  in dem Fall ganz lustig, wenn er sich tatsächlich ein Loch in den Schädel bohrt, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser ganze „Wettkampf“ hier zwischen Teilnehmern stattfindet, die eigentlich in völlig unterschiedlichen Disziplinen antreten.

burt 3Was solls, wo sich der Eine auf der Leinwand das Hirn wegtackert kann der Betrachter davor es natürlich auch eine zeitlang ausschalten. Und die versammelte Schauspielerriege ist erfahren und talentiert genug um immerhin noch das zu retten was möglich ist. Ein Michael "Bully" Herbig hätte sich aber wohl eine bessere Gelegenheit für sein Hollywooddebüt auswählen können und kommt hier in seinen Kurzauftritten als "Siegfried & Roy"-Verschnitt mit erfolgloser Tigernummer kaum zur Geltung. Doch darüber hinwegzusehen, dass es sich bei dem  „unglaublichen Burt Wonderstone“ um einen ziemlich bescheuerten und nur gelegentlich witzigen Käse handelt, dürfte sowieso nur in Ausnahmefällen und mit Unterstützung diverser Genuss- und Betäubungsmittel  möglich sein. Das amerikanische Publikum fand's übrigens auch irgendwie so gar nicht lustig und ließ das namhaft besetzte Werk an der Kinokasse gnadenlos abschmieren. Da hat der faule Zauber wohl auch nicht gewirkt.

Bilder: Copyright

6
6/10

Das der Film genauso viel Punkte hat wie Kindsköpfe2 kann ich nicht nachvollziehen. Mir hat dieser Film sehr gut gefallen. Zumindest mussten wir sehr viel lachen. Und dass war ja das Ziel des Films.

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