Die Herrschaft des Feuers

Originaltitel
Reign of fire
Jahr
2002
Laufzeit
101 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Simon Staake / 1. Juni 2010

London 2008. Das Tunnelsystem von London soll erweitert werden. Das Bohrteam stößt auf eine seltsame Höhle. Der junge Quinn, dessen Mutter ebenfalls zum Team gehört, entdeckt, was sich darin befindet: Etwas sehr Altes, sehr Großes und sehr Hungriges. Es hat lange geschlafen, wurde unsanft geweckt, ist daher nicht gerade bester Laune und ist jetzt frei ...

Brüten über ihr Schicksal:
Gerard Butler und Christian Bale.

Welt, 2008. Die Drachen haben die Herrschaft über die Erde übernommen. Was diese nicht mittels feurigem Atem schafften, schafften die Menschen mit ihren Verteidigungssystemen. Es gibt nur wenige Überlebende, und diese verschanzen sich in Festungen vor ihren geflügelten Feinden. Eine davon in Northumberland, England, wird von dem von seiner Vergangenheit gequälten Quinn (Christian Bale) und seinem Kumpel Creedy (Gerard Butler) angeführt. Plötzlich steht der markige US-Soldat Denton Van Zan (Matthew McConaughey) mitsamt seiner kleinen Guerillaarmee vor den Toren. Van Zan will nicht nur den Drachen entkommen, er jagt sie: Zusammen mit der Hubschrauberpilotin Alex Jensen (Izabella Scorupco) und ihrem Fallschirmteam sowie seinen Bodentruppen will er bis nach London, dem Zentrum der Drachenbrut, vordringen. Quinn weigert sich anfangs, aber bald muss er einsehen, dass ihnen kaum eine andere Wahl bleibt, wenn die Menschheit überleben soll ...

I believe I can fly:
Die Drachenmeute unterwegs über England.

Hätten Drachen eine Gewerkschaft, sie würden sich vermutlich in Hollywood wegen Missrepräsentation beschweren. Müssen sie doch entweder als große Knuddeltiere à la "Dragonheart" herhalten, oder werden in Unsinn wie "Dungeons & Dragons" verheizt. Damit ist nun Schluss, hier sind Drachen endlich so wie sie sein sollten: Groß, mächtig und verdammt schlecht gelaunt, oder wie der Ami da sagen würde lean mean motherfuckers. Jawohl, "Die Herrschaft des Feuers" schafft es, seine Hauptattraktion so darzustellen, wie der Genrefan sich das vorstellt. Wobei man sich dann auch der aus dem "Weißen Hai" bekannten "Weniger ist mehr"-Maxime bedient, in dem die Viecher zwecks Spannungsaufbau erst relativ spät in voller Pracht zu bewundern sind. Was natürlich auch mit dem doch begrenzten Budget zusammen hängen könnte, aber sei's drum, sind die CGI-Drachen erst mal da wird's richtig ungemütlich. Im Gegensatz zu den gelungenen, geflügelten Miesepetern verraten die Bauten zwar den einen oder anderen Budgetengpass und sind fürs geübte Auge durchaus als Miniaturen zu erkennen, aber in den gelungensten Szenen, wie etwa als der Oberdrache in Pembrey Van Zans Truppen attackiert, merkt man das erstens kaum und zweitens stört es nicht. Besonders, da die an die Mad Max-Epen oder ein vorindustrielles England gemahnende postapokalyptische Atmosphäre in den Kulissen recht gut eingefangen wird.

Mit grimmiger Miene in den Kampf:
McConaughey, Scorupco und Bale.

Im Einklang mit der Hauptattraktion sind auch die menschlichen Charaktere von jeder Feinheit und Subtilität unbeleckt. Allen voran der kahlköpfige Matthew McConaughey als mit Muckis, Bart, Tatoos und manischem Blick ausgestattete Marine Van Zan, dem bösesten aller Badasses. McConaughey wandert mit seiner Übermenschenvariante eines Drachentöters ständig auf dem Grat zur Lächerlichkeit, aber man muss ihn als das sehen, was er ist: Eine lebendig gewordene Comicfigur, die Karikatur eines Charakters. Inklusive des "Nick Fury-Gedächtnis-Zigarettenstummel" im Mundwinkel. Sein Gegenstück Christian Bale - der "American Psycho" Yuppie in einem anderen Leben ist unter Bart und britischem Akzent nur blasse Erinnerung - gefällt und überzeugt durchaus als gequälter Anführer Quinn. Erfreulich auch die Nebenrollen, zum Beispiel Gerard Butler als Quinns bester Kumpel Creedy. War Butler in "Dracula 2000" noch der wohl blasseste Vampirfürst aller Zeiten, so gefällt er hier als humoriger Sidekick. Star Trek-Fans freuen sich auf kurze Wiedersehen mit Alice Krige ("Star Trek - Der erste Kontakt") und Alexander Siddig (Dr. Bashir aus "Deep Space Nine") und einzig Izabella Scorupco ("Goldeneye") wandert als verwegene Hubschrauberpilotin etwas verloren durch diese (Männer-) Welt.

All dies hört sich gut an, und doch schafft es "Die Herrschaft des Feuers" nicht, richtig zu fesseln. Und woran liegt es? Freilich, wieder mal das Drehbuch. Nun darf man in diesem Bereich bei Genreware nicht zuviel erwarten, aber wer wie hier eine recht originelle Ausgangsidee hat, der darf sie nicht durch dermaßen viele Klischees zu Hollywood-0815-Ware verkommen lassen. Dass dieser Film eigentlich eine britisch-irische Co-Produktion ist, merkt man dem Film außer an den Kulissen zu keinem Zeitpunkt an. Ganz im Gegenteil: Amerikanischer geht es kaum. So brauchen die armen ideenlosen Briten etwa die knallharten Amerikaner - natürlich auch noch Marines, was sonst? - um auf die Idee zu kommen, selbst Drachen zu töten. Und wenn McConaughey mit Stars'n'Stripes auf dem Tarnzug auf seinem Panzer in die Stadt rollt und einem Einheimischen einen Apfel zuwirft, erinnert das nicht zufällig an amerikanische G.I.s nach dem zweiten Weltkrieg, und hinterlässt ob soviel unterschwelliger Propaganda und typisch amerikanischer Selbstzufriedenheit doch einen bitteren Nachgeschmack.

Bei James Bond käme jetzt ein
müder Wortwitz übers Kopf verlieren ...

Schlimmer als diese zugegebenermaßen Kleinigkeiten: Bei Figuren, Dialogen oder Storyentwicklung hat sich keiner so richtig Mühe geben. Während die Schauspieler an sich überzeugend genug sind, müssen sie Reissbrettdialoge der schlimmsten Art und zum Gähnen bekannt heruntersagen, die Story folgt allen - aber auch wirklich allen - in unzähligen ähnlichen Produktionen heruntergebeteten Genrestereotypen. Einzig wirklich netter Einfall: Quinn und Creedy führen für die Kinder der Siedlung Geschichten auf, darunter solch kulturelle Schätze wie "Krieg der Sterne" oder "Der König der Löwen". Ansonsten jedoch herrscht triste Routine. Und das ist, mit Verlaub, einfach ein bisschen zu wenig. Zumal auch reine Genreware wie in jüngerer Vergangenheit "Pitch Black" mit originellen Typen und unvorhersehbaren Wendungen aufwartete.
Zudem wartet der Film mit Logiklöchern auf, so groß, es würde die ganze Drachenbande durchpassen. Der "wissenschaftliche" Hintergrund und die biologische Logik von Van Zans Plan sind ein absoluter Schenkelklopfer. Genaugenommen würde der Film nicht existieren, würde man irgendeiner Logik folgen (Wenn es nur einen männlichen Drachen am Anfang gibt, wie können die anderen existieren?). Andererseits sind wir hier im großen dumpfen Actionkino, wo Logik eigentlich nur ein störendes Hindernis ist, und nimmt man den Film als Unterhaltung mit abgegebenem Gehirn in der Garderobe, dann amüsiert man sich auch recht gut.

Schließlich werden sich die meisten Fans dieses Films kaum mit derartigen Problemen aufhalten und sie bekommen das, was sie wollen für ihr Geld: Heldenhafte Helden, böse feuerspeiende (und beeindruckende) Drachen, und nicht zuletzt einige markige One-Liner. Wer allerdings auch von seiner Actionware etwas mehr erwartet, wird leicht enttäuscht sein. Nichtsdestotrotz, im kalten deutschen Herbst darf man froh sein, wenn einem Filme wie dieser ein bisschen Feuer in die Bude bringen. Auch wenn es im Grunde viel Rauch um nichts ist.


9
9/10

Es ist schon komisch. Besteht bei einem Film ein Hype, dann redet kein Mensch über die Logik der Story (warum wird Frodo nicht von den Adlern zum Schicksalsberg geflogen?) und dann gibt es andere Filme, da scheint es irgendwie "in" zu sein, sie in der Luft zu zerreißen und plötzlich spielt die Logik die allergrößte - nein, sogar die EINZIGE - Rolle (z.B. auch Riddick).
Bei welchem Fantasy/Sci-Fi-Film ist den die Story so ausgefeilt, dass keine Logiklöcher entstehen, wenn man genauer darüber nachdenkt?
Nimmt man also als gegeben hin, dass die Drachen nur ein Männchen haben und nimmt man es ebenso als gegeben hin, dass eine kleine Truppe von Soldaten irgendwie an verborgene Treibstoffreserven gekommen sind und betrachtet dann den Film an sich, dann kann ich nicht mehr viel Negatives finden.
Eine düstere Endzeitstimmung, klasse Schauspieler, sehr gut animierte Drachen, eine spannende Geschichte mit viel Action.
Alles in allem ein klasse Film, der sehr gut unterhält.

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10
10/10

Ganz großes Kino, einer meiner Lieblingsfilme.
Top Schauspieler, Musik, Bild & Ton sowie Effekte alles vom feinsten.
Die Actioneinlagen sind glücklicherweise wohl dosiert und kommen immer richtig gut. Ich schaue ihn mir immer wieder gerne an und kann die negativen Meinungen zu dem Film nicht nachvollziehen, muss ich aber auch nicht.

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