Die Zeit, die bleibt

Originaltitel
Le temps qui reste
Land
Jahr
2005
Laufzeit
86 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Anna Sola / 23. Dezember 2010

 

Mit "Die Zeit die bleibt" liefert der französische Regisseur Fran ois Ozon den zweiten Teil seiner "Trilogie über die Trauer" ab, die er mit "Unter dem Sand" begonnen hatte. In diesem Film ging es um eine Frau, die sich nicht von ihrem verschollenen Ehemann lösen kann, während es in Ozons neuestem Film über die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod geht.

Der erfolgreiche Pariser Modefotograf Romain (Melvil Poupaud, "Sommer", "Eine Affäre in Paris") bricht bei der Arbeit zusammen. Als er im Krankenhaus zu sich kommt, erfährt der gerade mal 30-jährige, dass er an einem Gehirntumor leidet und nur noch wenige Wochen zu leben hat. Aufgrund der Prognose entschließt sich Romain, gleich ganz auf die Therapie zu verzichten und stattdessen "die Zeit die bleibt" sinnvoll zu nutzen.
Wert auf Gesellschaft legt er dabei zunächst nicht, beim gemeinsamen Abendessen mit der Familie schürt er die ohnehin vorhandenen Konflikte noch, anstatt sich seinen Eltern und der Schwester anzuvertrauen und sich zu versöhnen. Auch seinen Freund Sasha (Christian Sengewald) vertreibt er scheinbar gefühlskalt aus seinem Leben. Der einzige Mensch, dem Romain sich anvertrauen kann, ist seine Großmutter (fantastisch: Jeanne Moreau), "weil du so bist wie ich, du stirbst auch bald." Hier zeigt sich Romain das erste Mal nicht nur unerbittlich ehrlich, sondern auch verletzlich.

Hinter dieser Sequenz mit dem viel zu kurzen Auftritt von Leinwand-Legende Moreau, die schon mit Regisseuren von Truffaut über Welles bis zu Wenders gearbeitet hat, verbirgt sich das Herzstück des Films. Erst mit dieser Sequenz ermöglicht es Ozon seinen Zuschauern, wirklich mit Romain zu fühlen und zu bangen, und Poupaud vollbringt es, seine Figur vom arroganten Kerl in einen sympathischen Menschen zu verwandeln. Je näher das Ende kommt, desto mehr befasst sich Romain auch mit seiner Kindheit. Immer wieder sieht er sich als kleinen Jungen, bis der Kreis des Lebens sich zu schließen scheint, als Romain auf ein kinderloses Ehepaar trifft.

"Die Zeit die bleibt" ist bei weitem nicht der erste Film, der sich mit der Thematik des eigenen Todes auseinander setzt. Eins der bewegendsten Beispiele der letzten Zeit war sicherlich "Mein Leben ohne mich" von Isabel Coixet, in dem die Krebskranke Ann ebenfalls verheimlicht, wie es um sie steht und in der ihr verbleibenden Zeit noch eine Art "To-do-Liste" abhaken möchte. Dieses Verhalten steht wohl im krassen Gegensatz zu dem von Royal Tenenbaum in Wes Andersons Komödie, der vortäuscht, Krebs zu haben um die Beziehung zu seinen Angehörigen zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Ozons Geschichte ist weder besonders originell noch frei von Klischees, jedoch berührt sie durch die großartigen Darstellungen der Schauspieler, allen voran Poupaud und Moreau.


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