Du hast es versprochen

Jahr
2012
Laufzeit
102 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Matthias Kastl / 19. Dezember 2012

Die AnkunftMit Genrekino ist das ja so eine Sache in unserem Land. So richtig trauen sich nicht viele lupenreinen Science-Fiction, Action oder gar Horror auf die Leinwand zu bringen. Zugegeben, das mag oft am fehlenden Budget liegen, beziehungsweise an einer Filmförderung, die eher “gehaltvolleres“ Kino unterstützt. Doch irgendwie ist es dann doch ernüchternd, dass sich nicht mehr Filmemacher mit Leidenschaft auf diesen Gebieten austoben. So gesehen kann man Regisseurin Alex Schmidt also durchaus dankbar dafür sein, dass sie mit ihrem Debütfilm “Du hast es versprochen“ gleich einmal einen Horrorthriller vorlegt, den man eigentlich eher von Hollywood erwartet hätte. Leider übernimmt sie dabei in ihrem Film aber auch einige der Schwächen, die in letzter Zeit auch in den meisten Horrorfilmen der Traumfabrik zu finden waren. So schön und optisch rund “Du hast es versprochen“ nämlich auch aussehen mag, klischeebeladene Figuren und eine lange Zeit allzu vertraute und einfallslos wirkende Handlung sorgen für gut zwei Drittel des Films eher für Langeweile als Begeisterung. Glücklicherweise legt der Film gegen Ende dann aber einen deutlichen Zahn zu und wird dank einem fulminanten Showdown doch noch zu einem ganz passablen Eintrag ins Genre-Lexikon.
 

Davon ist am Anfang aber noch nicht viel zu spüren – zu konstruiert wirkt die Ausgangslage der Geschichte. Als Kinder waren Hanna (Mina Tander, "Maria, ihm schmeckt's nicht!") und Clarissa (Laura de Boer) beste Freundinnen – doch dann trennten sich ihre Wege. Ein zufälliges Treffen bringt die einst Seelenverwandten aber gut 25 Jahre später wieder zusammen und die Beiden entscheiden sich gemeinsam mit Hannas Tochter Lea(Lina Köhlert)auf einer einsamen Insel, in einem noch einsamer gelegenen Haus, ihren Urlaub zu verbringen. Das Haus birgt alte Erinnerungen aus der Kindheit der zwei – doch nicht jede davon ist schön. Das hier einst wohl etwas schreckliches passiert ist, kann man schon alleine an den finsteren Blicken der wenigen Inselbewohner (unter anderem gespielt von Katharina Thalbach und Thomas Sarbacher) erkennen.
 

Eine tragische VergangenheitEinsames Haus – check. Düsterer Wald – check. Stets bedrohlich schauende Mitmenschen – check. Geisterhafte Kindererscheinungen – ebenfalls check. Ach, das sind schon jede Menge allzu bekannter Zutaten, um nicht zu sagen Klischees, die wir hier serviert bekommen. Nein, mit Einfallsreichtum werden wir vom Drehbuch lange Zeit wahrlich nicht gerade überschüttet. Nicht, dass man mit bekannten Zutaten kein schmackhaftes Ergebnis zaubern könnte, aber ein paar Überraschungen sollte man dann doch schon parat haben. Diese sind hier jedoch lange Zeit Mangelware, und so erleben wir mit Hanna die üblichen mysteriösen Geräusche oder klassischen “Ich gehe jetzt alleine in den dunklen Keller“-Momente, die man so aus dem Genre kennt. Wirklich gruselig ist das alles aber eher selten, denn auch wenn der Film optisch wirklich nett anzusehen ist und es durchaus versteht, in gewissen Momenten eine bedrückende Atmosphäre aufzubauen – richtig zu packen versteht die Inszenierung kaum.

Aber auch das Mitraten, über das was denn hier auf der Insel nun genau früher passiert ist, macht eher weniger Spaß – zu klischeebeladen sind die vielen griesgrämigen Dorfbewohner, die anscheinend alle genau über die Wahrheit Bescheid wissen. Dazu wirkt die Situation an sich auch noch arg konstruiert. Es ist schon sehr verwunderlich, wieso vor allem Hanna nicht einfach frühzeitig die Koffer packt und dem ganzen Spuk (im wahrsten Sinne des Wortes) ein Ende setzt. So wirkt der lange Aufenthalt mehr und mehr aufgezwungen, was der Geschichte einiges an Überzeugungskraft raubt.

Auf der Suche nach der WahrheitGut nur, dass wir es zumindest mit wirklich ordentlichen Darstellern zu tun haben. Dabei liefert vor allem
Laura de Boer eine richtig überzeugende Leistung und verleiht ihrer Figur eine Nachdenklichkeit, die wirkliches Interesse an ihr weckt und wohl mit der entscheidende Grund dafür ist, warum man als Zuschauer noch am Ball bleibt. Das Gute daran, dieses Interesse wird am Schluss auch noch belohnt. Denn wenn der Film am Ende die Entscheidung treffen muss, ob er uns eine reale oder eher mystische Auflösung präsentiert, dann zeigt er endlich einmal den richtigen Riecher. Den hier entscheidet man sich für eine wirklich kreative Auflösung, die auch noch eine gewisse Tragik in sich birgt. Dazu ist das Schlussfinish auch noch fulminant inszeniert, so dass endlich auch mal richtig Tempo in die Sache kommt.

Natürlich sollte man lieber nicht allzu lange über die Auflösung nachdenken, denn so wirklich wasserdicht ist die bei weitem nicht. Aber die packenden letzten 15 Minuten reichen aus, um die Einfallslosigkeit davor zumindest etwas verblassen zu lassen und um den Zuschauer doch noch mit einem eher positiven Gefühl aus dem Kino zu schicken. Für einen Debütfilm insgesamt dann also doch ein eigentlich ganz ordentliches Ergebnis, aber für eine wirkliche Empfehlung reicht es leider noch nicht. Aber das ist ja das Schöne an Debüts – man hat normalerweise noch jede Menge Gelegenheiten es besser zu machen.

Bilder: Copyright

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