Familie Klumps und der verrückte Professor

Originaltitel
Nutty Professor 2: The Klumps
Land
Jahr
2000
Laufzeit
106 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
1
1/10
von Simon Staake / 3. Juni 2010

Was findet der gemeine Kinogänger, gerade der amerikanische, eigentlich an Eddie Murphy-Filmen? Erfreut er sich an der unerträglichen Dämlichkeit des Seins? Der unerklärlichen Leere hinter der eigenen Stirnhöhle? Der große Erfolg von Murphys Produktionen der letzten Jahre erscheint unter normalen Gesichtspunkten absolut unglaublich, es sei denn man akzeptiert, dass die Grenzen des menschlichen Humors mit dem Lachen über das eigene Furzen schon ausgelotet sind. Was aber noch viel wesentlicher ist, als die Frage, was der Zuschauer in Eddie Murphy sieht, ist die Frage, wieviel er denn davon noch sehen will. Gab es im Vorgängerfilm mit sieben Rollen des eitlen Selbst- und Hauptdarstellers schon den absoluten Eddie-Murphy-Overkill, so setzt der gute Mann hier noch eins drauf: Dank Verjüngungsserum gibt es in der Geschichte noch Platz für eine weitere Rolle. Hallelujah! Die Fans werden innerlich jubilieren, gibt es unter ihnen wohl Abertausende, die die Sehkanäle immer noch nicht voll genug bekommen können. Was sie dann zu sehen bekommen, spottet allerdings jeder Beschreibung.

Die lächerliche Entschuldigung eines Drehbuches rückt denn auch wieder den sympathischen 200 Kg-Klumpen Dr. Sherman Klump (Murphy) in den Mittelpunkt, der im Vorgängerfilm von seinem wilden Alter Ego Buddy Love gequält wurde. Just zum Zeitpunkt von Shermans Romanze mit der bezaubernden Denise Gaines (Janet Jackson) meldet sich Buddy als Stimme in Shermans Kopf zurück. Um den Störenfried loszuwerden, unterzieht sich Klump einem Selbstversuch, dessen Auswirkungen ihn verdummen lassen. Doppelt ungünstig, dass der im Klonlabor zu neuem Leben erwachte Buddy Love (nochmals Murphy) ihm auch noch ein lukratives Verjüngungsserum gestohlen hat, das es unbedingt wiederzubeschaffen gilt. Gut, dass sich Sherman in diesen schwierigen Zeiten auf seine Familie (jawoll, bis auf einen alles Murphy) verlassen kann ...

So weit zur Geschichte, die eigentlich nichts anderes tut, als die diversen aneinandergereihten Peinlichkeiten zusammenzuhalten, aber auch das misslingt fürchterlich. Wie alles – aber auch wirklich alles – an diesem unglaublich miesen Streifen. Ein normaler Film ist mit einem Eddie Murphy gewöhnlich mehr als bedient, aber mit acht hat man den Bogen denn doch weit überspannt. Seine Darstellung reicht von unsagbar nervtötend (Buddy Love) bis hin zu halbwegs akzeptabel (Papa Klump). Erstaunlicherweise ist Eddie Murphys tour de force durch die verschiedenen Charaktere noch gar nicht mal das Schlimmste. Man muss Murphy zu Gute halten, dass er wirklich versucht, allen Rollen ein eigenes Profil zu geben. Da diese Rollen aber in Sachen inhaltlicher Tiefe etwa dem eines menschlichen Furzes gleichen (um einmal in den unappetitlichen Bildern des Films zu bleiben),werden hier auch nur Perlen, oder allerhöchstens Murmeln, vor die Säue geworfen. Und dieser Versuch Murphys ist denn auch das einzig ansatzweise lobenswerte in dieser haarsträubenden Zelluloidverschwendung.

Regelrecht geprügelt gehören die Autoren dieses Bockmists. Ihr Drehbuch bewegt sich konstant in einem Mikrokosmos zwischen Furzen und Ficken und lässt auch sonst keine Peinlichkeit aus, was zum Teil schwer bis gar nicht zu ertragen ist. Wie kann sich eigentlich ein Film verantworten, eine Liebesgeschichte zwischen der zarten Jackson und einem XXL-Murphy aufzubauen, in der Sätze à la „Es sind doch die inneren Werte die zählen“ oder „es geht nur um den wirklichen Menschen“ fallen, der aber sonst keine Möglichkeit auslässt, über Dicke, Impotente, Arbeitslose und weiß der Geier was noch herzufallen? Ob man in Reihen der Verantwortlichen wohl das Wort „Heuchelei“ buchstabieren kann? 
Richtig gehend ärgerlich wird es dann mit dem Erzählstrang um Klumps Verdummung. In den Schlussminuten wandert Klump als des Sprechens nahezu unfähige Parodie eines geistig Behinderten herum, was an sich schon schlimm genug ist. Dass Klump aber nur wenige Filmsekunden vorher noch einen großen Abschiedsmonolog an seine Liebste gehalten hat, ist in Sachen innere Logik nicht mehr zu fassen. Aber da sich die Logik dieses Films bereits unmittelbar nach dem Vorspann verabschiedet hat, macht das eh keinen Unterschied mehr. Um den Zweiflern dieser warnenden Worte die haarsträubenden Untiefen der Peinlichkeit inmitten dieses Drehbuchs vor Augen zu führen, soll nur kurz der einsame Höhepunkt – sprich: traurige Tiefpunkt –  erwähnt werden: Ein zwei Meter großer, auf Analverkehr mit Menschen fixierter Hamster, der aus seinem eigenen Hintern Kacke als Medizinballgrosse Geschosse abfeuert. Heißa, was haben wir gelacht.

Man will bei der Bewertung dieses unglaublichen Trauer- und Schauerspiels ja etwas einschränken – „jetzt mal ohne Vorurteil“ – aber da gibt es nichts einzuschränken; nichts, aber auch gar nichts zu revidieren: Alles ist schrecklich. Es ist unglaublich schwierig, diesem Mumpitz überhaupt noch etwas positives abzugewinnen. Vielleicht die Tatsache, dass dieser Film trotz Stars und großem Budget glorreicher Anwärter auf die inoffizielle Auszeichnung „Größter Trashfilm aller Zeiten“ ist. Aber auch das will nicht so recht fröhlich stimmen. Zu schlimm war dieser Film, zu groß ist die Gewissheit, das er trotzdem sein Publikum finden wird. Erschütternd.

P.S.: Der Schwachsinn hat hier in der Tat Methode und greift sogar auf deutsche Übersetzer über: Der Film mag ja im Original „The Klumps“ heißen, aber in Verbindung mit dem Begriff „Familie“ benutzt man immer die Singularform des Namens. Richtig wäre also „Familie Klump“. Aber offensichtlich leidet nicht nur der verrückte Professor unter Verdummung, sondern auch sämtliche Beteiligten dieses Projektes. Wie unglaublich passend. 

Bilder: Copyright

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