Flight

Originaltitel
Flight
Land
Jahr
2012
Laufzeit
138 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Frank-Michael Helmke / 28. Dezember 2012

"Flight" ist in zweifacher Hinsicht eine Rückkehr zu alter Form. Zum einen für Regisseur Robert Zemeckis, der in den 80ern und 90ern einige der erfolgreichsten Filme Hollywoods ablieferte ("Zurück in die Zukunft 1-3", "Roger Rabbit", "Forrest Gump"), doch sich nach seinen ambitionierten Projekten "Contact" und "Cast away" vom Realfilm-Kino verabschiedete und es zu seiner persönlichen Mission machte, die Welt von den Segen der Motion-Capture-Animation zu überzeugen. Leider war keines von Zemeckis' drei großen Animationsprojekten ("Der Polarexpress", "Die Legende von Beowulf", "Eine Weihnachtsgeschichte") filmisch wirklich überzeugend, Flightund das Motion-Capture-Verfahren wurde von anderen Leuten zu seinen größten Triumphen geführt (siehe Gollum im "Herr der Ringe" sowie James Camerons "Avatar"). Nun inszenierte Zemeckis zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wieder einen Realfilm - und erinnert nachhaltig daran, was für ein großartiger Regisseur er ist.

Sein größter Helfer bei diesem Projekt ist ein anderer Herr, dessen glorreichste Tage ebenfalls über zehn Jahre zurückliegen. Denn während Denzel Washington in den 90er Jahren Oscar-Nominierungen reihenweise einsammelte, verlegte er sich nach dem Gewinn der Trophäe als bester Hauptdarsteller für "Training Day" fast nur noch darauf, seinen guten Namen für Mainstream-Action- und -Thriller-Ware zur Verfügung zu stellen (siehe z.B. "Unstoppable", "Die Entführung der U-Bahn Pelham 123", "Book of Eli", "Déja Vu"). Abgesehen von Ridley Scotts "American Gangster" konnte man im letzten Jahrzehnt fast vergessen, was Denzel Washington einmal groß gemacht hat. Mit "Flight" erinnert er nachhaltig daran und kann sich seiner nächsten Oscar-Nominierung vermutlich sicher sein.

FlightWashington spielt Whip Whitaker, den man in der Eröffnungsszene des Films nach einer durchsoffenen und durchvögelten Nacht sieht, wie er sich mit einer ordentlichen Linie Kokain wieder fit macht für den Arbeitstag - als Pilot einer kommerziellen Fluglinie. Möchten Sie von solch einem Mann durch die Gegend geflogen werden? Vermutlich nicht. Trotz seines beachtlichen Drogen- und Alkoholkonsums startet Whitaker die Maschine jedoch seelenruhig durch Schlechtwetter-Turbulenzen, die selbst seinen Co-Piloten extrem nervös machen, und erweist sich dann als wahres Piloten-Genie, als ein technischer Defekt das Flugzeug in einen fatalen Sturzflug bringt. Den sicheren Tod vor Augen, verfällt das gesamte Flugzeug in Panik - bis auf Whitaker, der mit einem schier unglaublichen Manöver die Katastrophe abwendet und die Maschine notlanden kann.

Diese Eröffnung von "Flight" ist die herausragende Sequenz des Films, ein achtminütiges Meisterstück von gesteigerter Spannung, das alle technischen, emotionalen und intuitiven Aspekte solch einer Ausnahmesituation in wahrhaft brillanter Weise miteinander kombiniert und damit die vielleicht denkwürdigste und beste (weil erschreckendste) filmische Darstellung eines (Beinahe-)Flugzeugabsturzes erschafft, die es je zu sehen gab. Diese Sequenz allein ist für Robert Zemeckis bereits ein fabulöses Comeback.

Der eigentliche Film geht nach dieser atemberaubenden Eröffnung aber erst los, denn eigentlich ist "Flight" kein Action- oder Helden-Film, sondern ein Charakter-Drama. Für Whitaker beginnen ausgelöst durch den Crash, der ihn eigentlich zum Helden gemacht hat, nämlich ungeahnte Probleme dank der Blutuntersuchung, die im Krankenhaus standardmäßig gemacht wurdeFlight und den untersuchenden Behörden nun einen Hinweis liefert, dass der Pilot zwar über hundert Menschenleben gerettet hat, aber unter Alkohol- und Drogeneinfluss im Cockpit saß. Der Vertreter der Pilotengewerkschaft (Bruce Greenwood) und der von ihm engagierte Anwalt (Don Cheadle) versuchen alles, um Whitakers Weste rein zu halten, doch das funktioniert nur, solange der trinkwütige Pilot sich selbst und sein Alkoholproblem unter Kontrolle bekommt.

Es ist dieser Kampf mit sich selbst, welcher der eigentliche Kern von "Flight" ist und die Bühne, auf der Denzel Washington hier seine meisterhafte Schau aufführt. "Flight" ist dabei weniger ein typischer Sucht-Film, der den Absturz seines Protagonisten dokumentiert, sondern ein Drama über einen Mann, der endlich dazu stehen muss, diesen Absturz längst hinter sich zu haben. In dem stetigen Spannungsfeld zwischen den brenzligen Situationen, in die Whitakers Sucht ihn bringt, und seiner Weigerung, den Grad seiner Abhängigkeit wirklich einzusehen, gibt es viele Szenen, in denen man als Schauspieler auf die große emotionale Klaviatur eindreschen könnte. Das wäre die naheliegende Lösung. Washington jedoch gelingt es, hier etwas viel Beeindruckenderes zu schaffen, indem er in diesen Momenten runterschaltet und nur mit seinen Augen und Mundwinkeln den Eindruck eines Mannes vermittelt, der innerlich einen obsessiven Kampf gegen den drohenden Kontrollverlust ausfechtet, der den naheliegenden emotionalen Ausbruch eben nicht zulassen möchte. FlightWashington dringt damit bravourös an den wahren Kern seiner Figur vor, die ihre Abhängigkeit auch deshalb nicht als solche akzeptieren kann, weil er glaubt, die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum zu haben. Dass es seine freie Wahl ist, soviel zu trinken. Und dass er vollkommen in der Lage ist, auch trotz Alkohols perfekt zu funktionieren.

Dank dieser zutiefst beeindruckenden Vorstellung von Washington bleibt "Flight" dann auch jenseits seiner furiosen Eröffnung ein packender Film, wenn es hier weitaus stiller und subtiler zugeht - und auch wenn sich der Film in diesem weiteren Verlauf ein wenig in allzu konventionellen Plot-Standards verliert. Whitakers Beziehung zur Heroin-süchtigen Nicole (Kelly Reilly), die clean zu bleiben versucht, während Whitaker immer weiter abstürzt, kann sowohl in ihrer Herbeiführung als auch in ihrem Verlauf nie wirklich überzeugen und den Eindruck eines unglaubwürdigen Konstrukts ablegen.

Es sind kleine Schwächen wie diese, die "Flight" davon abhalten, ein wirklich denkwürdiger, durchweg großartiger Film zu sein. Doch die starke Inszenierung von Zemeckis und vor allem Washingtons Schauspiel-Geniestreich sind immer noch mehr als genug für eine unbedingte Empfehlung.

Bilder: Copyright

9
9/10

Sehr guter Film, grandioser Einstieg, grandioses Drama danach und ein überragender Denzel, der meiner Meinung nach den Oscar echt verdient. Welcome back Mr. Zemeckis

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4
4/10

In der ersten halben Stunde wird Actionkino geboten - dann ist es nur noch ein Justizdrama.
Denzel spielt super - aber die Story gibt für meinen Geschmack zu wenig her.
Alkohol ist soooo böse, etc.

(aber da entscheidet ja jeder für sich selber)

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2
2/10

Überflüssig!
Der Absturz war gut gemacht, aber danach war der Film wirklich langatmig und vorhersehbar. Ich bin wirklich eingeschlafen. Und bin wirklich kein Action Freak. Die Rolle dieser drogenabhängigen Frau erschließt sich mir auch nicht. Diente nur dazu, den Film auf Spielfilmlänge zu bringen. Schade um die vergeudete Zeit. Wirklich nicht zu empfehlen.

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8
8/10

Was soll das ständig mit diesem "gut gemachten Absturz" ?! ... Es geht überhaupt nicht um den verdammten Flugzeugabsturz! Genauso gut hätte es ein Crash mit einem Kleinbus sein können. Man Leute!

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8
8/10

Der Kritik ist wirklich nichts hinzuzufügen. Denzel Washington spielt wirklich überragend. Die Beziehungsgeschichte und damit der Mittelteil war zwar sehr fad, aber dafür war der Schluss intelligent und hat uns noch lange beschäftigt.

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6
6/10

Anständiges Trinker-Drama, mit einem hervorragend agierenden Denzel Washington und ein paar überflüssigen Randfiguren (John Goodman, Kelly Reilly).

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