Goodbye Bafana

Originaltitel
Goodbye Bafana
Jahr
2007
Laufzeit
140 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Patrick Wellinski / 5. August 2010

 

Ja, Bille August gehört zu den drei Regisseuren, die es geschafft haben zweimal die goldene Palme von Cannes zu gewinnen (Einmal 1988 für "Pelle der Eroberer" und das zweite Mal 1992 für "Die besten Absichten"). Nein, auch das bedeutet nicht, dass August nur ambitionierte Kinojuwelen ins Kino bringt. Leider. Auch der 59-jährige Däne produziert ab und zu Hollywood-artige Dutzendware, die ein möglichst breites Publikum ansprechen soll. Eigentlich ist das nicht ungewöhnlich und auch nicht weiter verwerflich. Problematisch wird das ganze aber, wenn ein Film versucht seine harmlose Geschichte durch historische Fakten aufzuwerten. Dies ist der Fall in "Goodbye Bafana".

James Gregory (Joseph Fiennes) ist Gefängniswärter im Südafrika der 1960er Jahre. Die weiße politische Führung hat große Schwierigkeiten mit den Ausschreitungen der Anti-Apartheidsbewegung. Gruppen wie der ANC und der Pan-African Congress werden verboten. Und auch der charismatische Bürgerrechtler Nelson Mandela (Dennis Haysbert) wird eingesperrt. Das Schicksal will es, dass Gregory aus Gründen, die dem Zuschauer nicht weiter erklärt werden, der einzige Wärter zu sein scheint, der die Landessprache Xhosa spricht. Und so kommt James samt Ehefrau Gloria Gregory (Diane Kruger) und Söhnchen Brett (Shiloh Henderson) auf die berühmte Gefängnisinsel Robben Island. Dort soll er ein ganz besonderes Auge auf Mandela werfen, der auch als Gefangener den Behörden noch Angst zu machen scheint. Nun kommen sich die beiden verschiedenen Männer immer näher, und der eine wird nicht nur das Leben des anderen verändern, sondern dazu auch noch die politischen Umstände eines ganzen Landes.

Die ganze Geschichte basiert auf den Memoiren von James Gregory. Der Gefängniswärter starb 2003 an Krebs und konnte die Premiere seines verfilmten Lebens nicht mehr miterleben. Joseph Fiennes, der jüngere Bruder von Ralph Fiennes, spielt diesen Menschen mit nur einem Gesichtsausdruck, der so unfassbar starr und willenlos erscheint, dass man sich nach einiger Zeit fragt, ob da nicht der Maskenbildner am Set mit dem Make-Up übertrieben hat. Fiennes schleppt sich von einer Einstellung in die nächste, erfährt hier und da, was die Motive der Apartheidsbewegung sind, und wenn der Film uns nicht mit aller aufdringlichen Deutlichkeit sagt: Ja dieser Mensch verändert sich jetzt - dann könnte man meinen, das ganze Leben rauscht an ihm vorbei und prallt an ihm ab wie an einer öden weißen Wand.
Von Schauspielern, die wichtige politische Größen porträtieren, ist man meist auch entsprechend großartige Leistungen gewöhnt, als aktuelles Beispiel sei nur Forest Whitaker als Idi Amin in "Der letzte König von Schottland" genannt. Aber der im Kino noch weitestgehend unbekannte Dennis Haysbert (er spielt David Palmer in der Erfolgsserie "24") kann für Nelson Mandela kein würdiges und einprägsames Kinoego erschaffen. Da spürt man keine Hingabe oder Leidenschaft. In ähnlicher Weise bleiben auch die anderen Figuren blass und distanzieren sich so vom Zuschauer.
Nun gut, eine misslungene Figurenzeichnung könnte immerhin ein bisschen durch eine differenzierte Darstellung von Gregorys geistiger Wendung aufgewogen werden, aber auch hier wird man herb enttäuscht. Die Lösung, die der Drehbuch-Autor Bob Graham hier findet, beschränkt sich auf ein Familienunglück. Beide Männer sollen sich aus dem Trauma eines Vaters heraus einander annähern. Der Versuch, dies als glaubwürdig zu verkaufen, ist dank simpler Küchenpsychologie zum Scheitern verurteilt. Getoppt wird das Ganze nur noch von der sagenhaft schlechten Vorstellung von Diane Kruger. Sie spielt Gregorys rassistische, treusorgend konservative Ehefrau mit großen Kulleräuglein. Wenn sie am Ende doch noch zur großen Mandela-Freundin mutiert, kann man nur noch resigniert den Kopf schütteln.
Dass der Plot bei all diesen Missständen auch noch auf viel zu lange 140 Minuten gedehnt wird, macht die Sache alles andere als besser. Wir begleiten Greg und Nelson von den 60ern bis einschließlich zu Mandelas Entlassung am 11 Februar 1990. Dazwischen liefert der Film eine simple und schlichte Chronologie der Ereignisse, ein kreuzbraves und ödes erzählerisches Vorgehen, das kürzlich schon Volker Schlöndorffs "Strajk" zum Verhängnis wurde.
Das Gütesiegel "basierend auf wahren Begebenheiten" wird immer öfter benutzt um eine ansonsten lasche Geschichte zu vermarkten. Gespickt mit einigen namhaften Darstellern möchte man möglichst viele Leute ins Kino bewegen, schließlich können die nicht nur Fräulein Krugers Schönheit bewundern, sondern bekommen auch den Geschichtsunterricht mit dazu. Doch auch hier bekommt man, wie schon in den anderen Filmen des aktuellen Afrika-Trends wie "Catch a fire" oder auch "Blood Diamond", leider zu viele Klischees serviert, die letztlich doch wieder auf die typisch weiße, westliche Sicht auf diesen Kontinent rekurieren.
"Goodbye Bafana" (Bafana heißt übrigens "Freund") macht all diese Fehler auch und schafft es, ein ernstes und wichtiges Thema als netten gemütlichen Familienfilm zu verpacken. Man muss wohl kaum erwähnen, dass dies den historischen Personen nicht gerecht wird. Die zeitgeschichtlichen Ereignisse fungieren hier nur als Schablone für eine ansonsten beängstigend inhalts- und ideenlosen Geschichte.

Bilder: Copyright

3
3/10

Die Rezension könnte zutreffender nicht sein. Ein völlig belangloser und überflüssiger Film, der dem wirklich facettenreichen Thema in keinster Weise gerecht wird. Eine wahrlich vergebene Möglichkeit, die Bedeutung Nelson Mandelas (immerhin eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts) in Wirken und Schaffen ansatzweise filmisch darzustellen. Schade...!

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