Gran Turismo

Originaltitel
Gran Turismo
Land
Jahr
2020
Laufzeit
132 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 10. August 2023

Im Reigen der Videospielverfilmungen nimmt „Gran Turismo“ sicher eine Sonderrolle ein, handelt es sich bei der Playstation-Vorlage doch weniger um ein klassisches Spiel, sondern um einen Rennsimulator mit dem Anspruch den Spielern ein möglichst realistisches Abbild von tatsächlich existierenden Fahrzeugen und Rennstrecken zu vermitteln. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass diejenigen, die mit dem Controller in der Hand auf ihrem Sessel sitzen, deshalb auch in der Lage wären einen echten Rennwagen zu fahren – sollte man meinen, doch um genau das zu beweisen rief der Konzern Nissan vor einigen Jahren die „GT Academy“ ins Leben, in der sich die besten Simulationsspieler auf der realen Rennstrecke beweisen und für den echten Motorsport qualifizieren konnten.

Eine coole Idee, aber natürlich vor allem auch ein schöner Marketing-Gag, und gleiches kann man auch über den nun vorliegenden „Gran Turismo“-Film sagen, der die Karriere des erfolgreichsten dieser „SIM-Driver“ schildert. Der in Wales aufgewachsene und von seinem Vater für die massive Lebenszeitverschwendung am Rennsimulator stark kritisierte Steve Mardenborough schafft es tatsächlich, sich gegen tausende Mitkonkurrenten und auch die Widerstände der ausgebildeten Rennfahrer gegen diese wenig willkommene Art von neuer Konkurrenz durchzusetzen.

Eine Geschichte, die in einer Weise geschildert wird, die mit „konventionell“ noch sehr zurückhaltend beschrieben ist. Denn es fehlt praktisch kein einziges Klischee der typischen Mär vom belächelten Außenseiter zum umjubelten Helden, inklusive dramatischer Rückschläge und Comeback-Qualitäten. Und wenn der gute Stevie die nächste Stufe auf dem Weg nach oben erreicht, dann stets in allerletzter Sekunde und auf die knappste überhaupt möglichste Art. Was es nötig macht die tatsächlichen Ereignisse der „wahren Geschichte“ hier und da mehr als ein klein wenig zuzuspitzen und zu erhöhen – wobei der heftigste Unfall, den man spontan als „das ist jetzt aber ne Nummer drüber“ bewerten möchte, sich sogar tatsächlich so wie hier geschildert abgespielt hat.

Dass „Gran Turismo“ trotz all dieser Stereotypen enorm viel Spaß macht, liegt zum Einen an den gut aufgelegten Darstellern, vom sympathischen Newcomer Archie Madekwe über den endlich mal wieder in einer kernigen, temperamentvollen Rolle agierenden Orlando Bloom als Marketing-Guru bis zu „Stranger Things“-Star David Harbour in der wohl dankbarsten Rolle des Films, denn seinen bärbeißigen Ausbilder mit mürrischem Auftreten und goldenem Herz schließt man schnell in selbiges.

Und dazu gelingt es Regisseur Neill Blomkamp („District 9“) mit seiner für die Rennszenen gewählten Vorgehensweise einen eigenen Stil zu finden, der sich von bekannten Rennfahrerfilmen abhebt, indem er die Ästhetik der Simulation aufgreift. Da helfen nicht nur eingeblendete Pfeile und Positionen dem Zuschauer beim Zurechtfinden, es wird auch immer wieder die Optik des Simulators aufgegriffen und mit realen Rennszenen vermischt, bis sich irgendwann sogar ein komplettes Fahrzeug scheinbar aufgelöst in hunderte Einzelteile über die Strecke bewegt. Das ist dann alles so kurzweilig und unterhaltsam, dass es tatsächlich möglich ist all die Klischees und den kaum zu übersehenden Werbecharakter des Films zu ignorieren. Zumindest eine Zeit lang. ;)

Bilder: Copyright

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