I, Robot

Originaltitel
I, Robot
Land
Jahr
2004
Laufzeit
114 min
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Simon Staake / 11. Juni 2010

Die drei Gesetze der Robotik:
1. Ein Roboter darf einem menschlichen Wesen unter keinen Umständen absichtlich Schaden zufügen oder Schaden durch Untätigkeit in Kauf nehmen.
2. Ein Roboter hat dem Befehl des Menschen Folge zu leisten, sofern dies nicht gegen das erste Gesetz verstößt.
3. Ein Roboter hat seine eigene Existenz zu schützen, sofern dies nicht gegen die ersten beiden Gesetze verstößt.
(nach Isaac Asimovs Geschichtensammlung "I, Robot", 1950)

Chicago 2035: Fast jeder Haushalt verfügt über einen Roboter als Multifunktions-Haushaltshilfe. In wenigen Tagen will der Konzern U.S. Robotics unter Leitung von Lawrence Robertson (Bruce Greenwood) die neueste Generation von Robotern, die NC 5 unter das Volk bringen. Da sorgt ein Todesfall bei U.S. Robotics für Aufsehen: Albert Lanning (James Cromwell), der Urvater der Roboterentwicklung, kommt bei einem angeblichen Selbstmord zu Tode. Sein alter Freund Del Spooner (Will Smith), Detective bei der Chicagoer Polizei, wittert, dass etwas faul ist. Der Roboterfeindliche Spooner will nachweisen, dass ein Roboter gegen die drei Robotikgesetze, die die Menschen vor den Androiden schützen, verstoßen hat. Zusammen mit der Hilfe der Forscherin Susan Calving (Bridget Moynahan) stößt Spooner tatsächlich auf einen Roboter, der anders ist als seine Kollegen: Sonny (Alan Turyk) hat ein Bewusstsein und ist eventuell für den Tod von Lanning verantwortlich. Noch schlimmer: Spooner ahnt, dass durch die neue Generation der Roboter etwas wesentlich Größeres, wesentlich Schlimmeres passieren könnte....

"I, Robot" ist unmittelbar mit den Namen von Regisseur und Hauptdarsteller verbunden. Was hatte man sich gefreut, als es hieß, Alex Proyas drehe eine Verfilmung des wohl berühmtesten Stoffes des einflussreichen Science-Fiction-Autors Isaac Asimov. Schließlich ist Proyas mit dem Doppelschlag "The Crow" (1994) und "Dark City" (1998) für zwei absolute Kultfilme und Instantklassiker des fantastischen Films verantwortlich. Da waren die Erwartungen auf den nächsten großen Coup nach langer Abwesenheit doch recht hoch. Der große Dämpfer hört auf den Namen Will Smith. Als bekannt wurde, dass Smith die Hauptrolle übernimmt (und das Script für ihn umgeschrieben wurde), drängten sich extreme Zweifel auf. Proyas und Smith, kann das gut gehen? Der australische Eigenbrötler mit Midas-Hand im Science-Fiction-Genre und Will Smith, der großmäulige König des Popcornactionfilms? Antwort: Es kann. Zwar sieht man eindeutig, welche Aspekte mit der Addition von Will Smith Einzug hielten (die One-Liner, die ganze "rebellischer Cop"-Routine, der hohe Quotient an Actionszenen), aber Gott sei dank übertreibt Smith es nicht. So werden zum Beispiel seine One-Liner wohltuend sparsam und recht gut eingebunden präsentiert. Dennoch ist "I, Robot" natürlich vor allem ein Will Smith-Vehikel geworden, aber eins mit Stil und Finesse.

Ultimativ muss eine Besprechung von "I, Robot" die Frage stellen, ob das Glas halbleer oder halbvoll ist. Soll man jetzt lamentieren, was der Film schlussendlich alles nicht geworden ist, oder sich an dem erfreuen, was er geworden ist? Genauso geht es einem mit vielen Kleinigkeiten des Films, bei denen es auf die Sichtweise ankommt: Steckt da etwas hinter oder nicht? Wer diese Kleinigkeiten sorglos beiseite wischt, für den ist "I, Robot" ein großer, hohler Actionfilm, seelenlos wie ein Roboter. Aber wer einige der fast nur dahin geworfenen Stückchen aufgreift, der erkennt einen zumindest im Blockbuster-Gewerbe doch mit einigen feinen Fragen auffallenden Film. Klar, mittendrin und auch beim furiosen Finale wird der Action gefrönt, die manch anderes plattwalzt. Dass der Film aber inmitten der knalligen Verfolgungsjagden, Gefechte und Stunts überhaupt Platz für Interpretationen lässt, das spricht schon für die Klasse des Films. Hätte "I, Robot" ohne Will Smith ein besserer Film werden können? Vielleicht. Ein anderer auf jeden Fall. Aber jenseits aller Spekulation ist hier ein schneidiger und gar nicht mal dummer Science-Fiction-Action-Hybride bei rumgekommen, der Actionfans begeistern sollte und Science-Fiction-Fans zumindest nicht komplett enttäuscht. Trotz schlechter Presse in den USA: "I, Robot" ist exzellentes Unterhaltungskino. Nicht mehr, nicht weniger.

Besonders das Stigma des Vorhersagbaren haftet dem Film an und auch aus der Inhaltsangabe oben ist vielleicht schwer ersichtlich, warum dem nicht so ist. Der Punkt von "I, Robot" ist, dass sämtliche Figuren einem Stereotyp entsprechen, es aber irgendeine Kleinigkeit gibt, die sie nicht in das Bereich des Gähnens verbannt. Und der Plot bietet einem genug Überraschungen, um nicht nach zwanzig Minuten das Hirn auf Leerlauf zu schalten. Klar, auch so manche Storywendung gab es schon, aber da muss man es mit der Weisheit "Es gibt nichts Neues unter der Sonne" halten. Dass man während "I, Robot" des öfteren Deja Vu-Erlebnisse hat, liegt auch am Schicksal des Nachgeborenen (bzw. Spätgedrehten). Gerade das Thema Androiden wurde im Science-Fiction-Genre durch Klassiker wie "Blade Runner", die ersten beiden "Terminator" und jawohl, auch so manche Star Trek-TNG-Folge exzellent abgehandelt. Wie einflussreich Asimovs Roboterregeln sind, sieht man auch daran, dass diese in der ein oder anderen Form in allen genannten Werken, ach was, in eigentlich jedem Werk zum Thema vorkommen. Ironisch, dass die ‚offizielle' Asimov-Verfilmung dann doch recht wenig beiträgt. Aber auch wenn "I, Robot" dieses Ziel gar nicht hat, entscheidend Neues wäre der Thematik vermutlich sowieso nicht mehr abzugewinnen.
Auch optisch gibt es den "Schon mal gesehen"-Effekt, besonders bei "Minority Report" scheint sich Proyas doch ein gutes Stück bedient zu haben. Sei's drum. Genau wie Spielberg dort gelingt es auch ihm hier, eine glaubwürdige Version der Zukunft zu schaffen und drumherum einen Film zu schneidern, der zwischen den Actionsequenzen nicht mit halbwegs intelligenten Fragen geizt. Dazu gehört auch die Erklärung, die der Bösewicht zur Rechtfertigung seiner Taten bietet ("Zu eurem eigenen Wohl und eurem Überleben müssen ein paar menschliche Verluste in Kauf genommen werden und ihr verliert ein paar Grundrechte"). Das könnte glatt von John Ashcroft oder auch dem amerikanischen Präsidenten selbst stammen. Vielleicht nur eine winzige politische Spitze inmitten kloppender Roboter, aber immerhin.

Die Spezialeffekte des Films sind überzeugend, beizeiten gibt es sogar wirklich beeindruckende Einstellungen. Die Roboter sind paradoxerweise in jeder Szene als CGI-Kreationen zu erkennen und wirken trotzdem seltsam realistisch. Dennoch steht und fällt der Film mit der Darstellung des Roboterrebellen Sonny. Lobpreisung muss hier zuallererst mal Alan Tudyk gelten, der - ähnlich wie Andy Serkis als Gollum im "Herr der Ringe" - in der zentralen Rolle des menschlich werdenden Roboters Sonny einem seelenlosen Wesen tatsächlich vollständig überzeugend Leben einhaucht. Im Grunde genommen ist Sonny sogar die menschlichste Figur im ganzen Film. Mit Sicherheit menschlicher als der ebenfalls androidenhaft wirkende zwielichtige Robertson, die kühle Wissenschaftlerin Calving und sogar der zu emotionalen Ausbrüchen neigende Detective Spooner selbst. Als hätte Proyas seine Schauspieler zu möglichst mechanischem Spiel aufgefordert, kochen menschliche Emotionen zwischen den einzelnen Akteuren auf Sparflamme. Nachteilig wirkt sich das auf die angedeutete Liebesgeschichte zwischen Spooner und Calvin aus, denn von der bleibt man zwangsläufig recht ungerührt. Die wahre sich entwickelnde Beziehung des Films ist sowieso die zwischen Spooner und Sonny, die auch für einige der besten Momente des Films sorgt. Aber auch so lässt sich vielleicht der Titel des Films verstehen. Werden wir Menschen, von Arbeit und Konsum bestimmt, nicht auch langsam zu Robotern, programmiert auf festgelegte Ziele und Verhaltensweise?

"I, Robot" ist eine Art Rückkehr für die beiden zentralen Herren. Keine gloriose, aber doch eine eindeutig zufriedenstellende. Will Smith kann damit nicht nur einen Hit verbuchen, sondern nach den lahmen Sequels von "Men in Black" und "Bad Boys" auch mal wieder einen richtig guten Film. Und Alex Proyas liefert - auch wenn er von der Brillanz seiner ersten beiden Filme noch ein gutes Stück entfernt ist - den Beweis, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Wenn schon Formelware, dann wenigstens so wie hier, mit guten Leistungen aller Beteiligter. Auch wenn der Geniestreich, den man sich - trotz Smiths Beteiligung - insgeheim von Proyas erhofft hatte, ausbleibt, gutes Handwerk ist dies allemal. Und alleine die wunderbare Schlusseinstellung ist schon fast das Eintrittsgeld wert.


Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.