The Kids are all right

Originaltitel
The Kids are all right
Land
Jahr
2009
Laufzeit
103 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Simon Staake / 27. Januar 2011

 

 Die Kinder sind okay - so sagt es uns die schon damals von The Who ironisch gemeinte Zeile, die Lisa Cholodenko für den Titel ihres neuen Films entliehen hat. Und zumindest zum Anfang sieht das auch wirklich ziemlich so aus, die Kinder des lesbischen Paares Nic (Annette Bening) und Jules (Julianne Moore) betreffend. Besonders Joni (Mia Wasikowska) macht ihre Eltern stolz, hat mit Auszeichnung die High School abgeschlossen und macht sich bereit, aufs College zu gehen. Ihr jüngerer Bruder Laser (Josh Hutcherson) macht dagegen schon ein paar mehr Sorgen, zum einen weil er mit seinem eher merkwürdigen Kumpel Clay rumhängt, zum anderen weil er ohne das Wissen seiner beiden Mütter versucht, den damaligen Samenspender zu finden, der zur Zeugung von Laser und seiner Schwester beigetragen hat. Die Recherche führt zu Paul (Mark Ruffalo), dem sehr relaxten Besitzer eines auf Biogemüse spezialisierten Restaurants. Dass Paul anfängt, seine Kinder besser kennenzulernen - und dabei eine ausgesprochen coole Figur abgibt - gefällt besonders Kontrollfreak Nic nicht. Aber das ist noch nicht das Ende ihrer Sorgen, denn der entspannte Charme von Paul scheint auch seine Wirkung auf Jules nicht zu verfehlen....

Lisa Cholodenkos Film war einer der Publikumsrenner des letztjährigen Sundance-Festivals und konnte auch auf der Berlinale Applaus einheimsen, und es ist nicht schwer zu sehen warum. Neben den vielen schweren Dramen und der anstrengenden Kunstkacke, die auf solchen Festivals Hochkultur hat, sorgt der leichte, entspannte Vibe eines Films wie "The Kids Are All Right" für ein wenig willkommene Erholung.
Leicht, aber kein dramaturgisches Leichtgewicht, so kann man diesen Film umschreiben, denn trotz eines entspannten Tempos und vieler Schmunzler ist dies im Grunde immer noch ein Beziehungsdrama, in dem sich dank der sorglosen Art von Paul die Beziehungen zuspitzen. Das Eindringen des Fremdlings wird von Cholodenko genutzt, um zu zeigen, dass auch eine eigentlich stabile lesbische Ehe nicht vor Beziehungsproblemen gefeit ist, dass auch die Traumtochter mit Traumnoten nicht auf ewig der Vorzeige-Stolz der Familie bleiben will und dass auch der rebellische Sohn sich heimlich nach Familienzusammenhalt sehnt.
All das wird in Situationen und Dialogen gezeigt, die wunderbar authentisch und natürlich daherkommen, vor allem weil die Figuren selbst ebenso gezeichnet sind. Das hat zum einen mit dem Drehbuch von Cholodenko und Stuart Bloomberg zu tun, zum anderen natürlich mit dem exzellenten Darstellerensemble. Es ist einfach eine Freude, solchen Könnern wie Bening und Moore zuzusehen, und auch einem Mark Ruffalo, der in der falschen Rolle ja durchaus auch mal phlegmatisch und fehl am Platz wirken kann (und daher darf man auch gespannt und etwas skeptisch sein, wie er sich in naher Zukunft als neuer Hulk macht). Aber hier ist er genau in seinem Element, seine Rolle ist im Grunde genommen eine Variante seines Hallodris aus seinem Durchbruch "You Can Count On Me", oder auch eine realistische Variante des Dude aus "The Big Lebowski". Ähnlich wie dieser ist er hier gutmütig aber verpeilt, auch egoistisch.
Und letztlich muss man auch die beiden jüngeren Mitglieder des Ensembles lobend erwähnen, denn gerade Teenagerrollen gleiten ja manchmal ins überzogen Gespielte ab; Aber Mia Wasikowska ("Alice im Wunderland") und Josh Hutcherson (der sein in "Die Brücke nach Terabitha" gezeigtes Potenzial bestätigt) sind ebenso überzeugend wie die Veteranen.

Erstaunlich und erfreulich ist dabei, dass das Thema Homoehe dabei nicht politisiert oder moralisiert wird, sondern diese hier wie selbstverständlich präsentiert wird. So geht es hier auch eher um ganz normale Eheprobleme, etwa, dass man dem Partner irgendwann nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenkt wie er verdient hat. Eine erfreulich lockere Einstellung, da der wedelnde Zeigefinger hier viel kaputt gemacht hätte. Einzig das schon angesprochene legere Tempo - eigentlich sehr schön, da man dadurch allzu viel Hysterie auch in den dramatischeren Momenten vermeidet - mag dem einen oder anderen Zuschauer bisweilen ein wenig zu entspannt wirken.
Immerhin vermeidet Cholodenko die Ziellosigkeit ihres letzten Films "Laurel Canyon" und dessen so vor sich hin mäandernde Story. Zu einem ganz großen Film fehlt es vielleicht auch noch ein bisschen an dem gewissen Etwas, aber ansonsten ist "The Kids Are All Right" sehr feines und vor allem kluges Ensemblekino, von dem man sich gerne gute anderthalb Stunden gefangen nehmen lässt.

Bilder: Copyright

8
8/10

Sehe ich genauso und finde, das gewisse Etwas, das fehlt, ist die Voraussetzung, dass die Zeit, in der die Kinder aufwachsen bis zum Auftauchen des Samenspenders quasi ereignis- und krisenfrei gelaufen sein muss, so als hätte die Familie in einer Blase gelebt, die durch nichts und niemanden tangiert wurde. Das fand ich ein bisschen seltsam, als würde genau in dem Moment durch Auszug der Tochter, den Samenspender und den Freund des Sohnes erstmalig Misstrauen gesät, was ich für ziemlich konstruiert halte. Sonst toller Film, tolle Darsteller, nette Geschichte.

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