Magic in the Moonlight

Originaltitel
Magic in the Moonlight
Land
Jahr
2014
Laufzeit
97 min
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Maximilian Schröter / 5. November 2014

Kein Jahr ohne eWei Ling Sooinen neuen Woody Allen-Film. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk liefert der New Yorker Stadtneurotiker seit Jahrzehnten Jahr für Jahr einen weiteren selbst geschriebenen und inszenierten Film ab. Qualitativ schwankten seine Werke in den letzten Jahren von absolut hinreißend („Midnight in Paris“) bis hin zu furchtbar peinlich mit Fremdschämpotential („To Rome With Love“), womit der Regisseur zumindest jedes Jahr erneut für Spannung sorgt: Wie ist er denn nun so, der neue Woody Allen-Film? Nun, der 2014er Allen gehört vielleicht nicht zu seinen besten Jahrgängen, wie in jüngerer Vergangenheit „Midnight in Paris“ oder „Match Point“, darf sich insgesamt aber noch in die Liste der besseren Allen-Filme einreihen.
 

In der ersten Szene von „Magic in the Moonlight“ ist der Zuschauer Zeuge eines Auftritts des berühmten chinesischen Zauberkünstlers Wei Ling Soo im Jahr 1928 in Berlin. Ein von der Bühne verschwindender Elefant, eine zersägte Frau und als krönender Abschluss die Teleportation des Künstlers quer über die Bühne – Wei Ling Soo gehört zu den besten Illusionisten der Welt und seine Tricks sind Spitzenklasse. Selbst seine eigene Identität ist eine Illusion, denn in Wahrheit verbirgt sich hinter der Maske des Künstlers ein steifer Londoner namens Stanley (Colin Firth). Nach der Aufführung stattet ihm sein Magierkollege Howard (Simon McBurney) einen Besuch ab. Howard erzählt Stanley von einer jungen Dame namens Sophie Baker (Emma Stone), die sich derzeit auf dem Anwesen einer amerikanischen Familie in Südfrankreich aufhält. Sophie behauptet, über übersinnliche Fähigkeiten zu verfügen und mit Geistern Kontakt aufnehmen zu können. Da für Howard - genau wie für Stanley - solche Behauptungen nichts als Lügen sind, er Sophie aber bislang keine Tricks nachweisen konnte, bittet er Stanley, sich die junge Dame selbst anzuschauen, um ihre Täuschung zu entlarven. Dies scheint dringend nötig zu sein, hat Sophie doch mittlerweile einige Mitglieder ihrer wohlhabenden Gastfamilie vollkommen unter Kontrolle. Während der junge Brice (Hamish Linklater) Sophie in blinder Verehrung anbetet, ist seine Mutter Grace (Jacki Weaver) davon überzeugt, mit Sophies Hilfe in einer Séance Kontakt zu ihrem verstorbenen Ehemann aufnehmen zu können. Obwohl Stanley anfangs fest entschlossen ist, den Schwindel aufzudecken, kommt er einfach nicht hinter Sophies Geheimnis.
 

Colin Firth, Emma Stone und Hamish LinklaterNach dem letztjährigen „Blue Jasmine“ ist Woody Allen für „Magic in the Moonlight“ wieder nach Europa zurückgekehrt. Dank der Zusammenarbeit mit Kameramann Darius Khondji und der malerischen südfranzösischen Drehorte ist sein neues Werk auf jeden Fall optisch ein Genuss. Auch die Leistung des Hauptdarstellers weiß zu gefallen: Colin Firth überzeugt als egozentrischer, nicht an wahre Magie glaubender Zauberkünstler, der kein Kompliment machen kann, ohne darin nicht auch eine Beleidigung zu verstecken oder sich gleichzeitig selbst zu loben. Die britische Steifheit, mit der er seine Figur anlegt und die typischen Woody Allen-Dialoge über die Endlichkeit und Sinnlosigkeit des Daseins passen besser zueinander, als es zunächst den Anschein hat. Auch wenn sich daraus noch kein wirklich komplexer Charakter ergibt, macht es doch großen Spaß, Stanley bei seinen vergeblichen Versuchen zuzuschauen, Sophie des Betrugs zu überführen.

Emma Stone

Emma Stone hat als Sophie eine weniger gehaltvolle Rolle abbekommen, doch immerhin nimmt man es der zauberhaften 25-jährigen ab, dass sie fast alle Menschen um sie herum in ihren Bann zieht – schließlich auch Stanley, der sich trotz seiner daheim in London auf ihn wartenden Verlobten in Sophie verliebt. Vor Klischees ist Woody Allen ja noch nie zurückgeschreckt, und so zieht er hier die altbekannte Geschichte vom Mann in den mittleren Jahren durch, der sich in eine Frau verliebt, die seine Tochter sein könnte.

Der meist eher leise Humor des Films ergibt sich vor allem aus dem Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Weltbilder von Stanley und Sophie. Wissenschaft, Rationalität und bisweilen Zynismus stehen dabei Spiritualität, Romantik und Optimismus gegenüber. Ein großer Teil der Dialoge zwischen Stanley und Sophie dreht sich um diese Themen, was den Film insgesamt wenn auch nicht unbedingt besonders tiefgründig, so doch zumindest sehr nachdenklich wirken lässt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor Woody Allen auf diese Weise die Zwiesprache mit sich selbst sucht und sich hier zumindest der Möglichkeit der beruhigenden Vorstellung eines Lebens nach dem Tod hingibt. Eine befriedigende Antwort in dieser Sache kann aber natürlich auch „Magic in the Moonlight“ nicht geben. Dafür aber auf die Frage, wie man sich über die womögliche Endlichkeit der menschlichen Existenz hinwegtrösten kann. Sie lautet – wie so oft im Kino: durch die Liebe. Das ist vielleicht nicht besonders originell, in der Umsetzung aber doch sehenswert.

Bilder: Copyright

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