Das italienische Viertel von Montreal: Angelo (Luke Kirby) hat genug von der übertriebenen Fürsorge von Mama Maria (Ginette Reno) und Papa Ginon (Paul Sorvino). Also macht er das Undenkbare für einen Italiener - er zieht aus! Und das ohne zu heiraten! Was nicht nur an der neuen Wohngemeinschaft mit Jugendfreund Nino (Peter Miller) liegt, sondern vor allem daran, dass er und Nino ein Paar sind. Nur: wie bringt man das der traditionell veranlagten Familie bei, die doch so gerne die Töchter ihrer italienischen Freunde zwecks Verheiratung ins Spiel bringt?
Wenn auch zu nichts anderem nütze, ist "Mambo Italiano" zumindest eine erfrischende Erinnerung an den Filmkritiker an sich, der ja Gefahr läuft, einem kleinen (Fast-)Independentfilm grundsätzlich mehr Charme zu attestieren als dem großen bösen Blockbuster-Wolf, der alles doofer verwurstet als der "Indie". "Mambo Italiano" beweist dann mal die Ausnahme von der Regel (denn die bleibt trotzdem bestehen), indem hier alles genau so dämlich, klischiert und lahm daherkommt, wie in vielerlei Werken des Komödien-Mainstream. Und beweist, dass Filmemacher in Kanada genau so doof tun können wie ihre direkten südlichen Nachbarn in Hollywood.
Apropos südliche Nachbarn: Um die geht's natürlich hier und eigentlich hatte man damit schon die Trümpfe zur Hand, denn ein buntes ethnisches Viertel mit breitgemalten Karikaturen aller Italien-Klischees - da kommt doch Charme und Witz von alleine. So dachte man wohl. Falsch gedacht. Dazu wollte man dann eine lustige Schwulenposse drehen, und dachte "Jetzt bringen wir auch noch mal ordentlich Schwulenklischees rein, damit das im Zusammentreffen mit der italienischen Machokultur so richtig ulkig wird". Doppelt falsch gedacht. Emile Gaudreaults Drehbuch und Regie - ein Trauerspiel. Immerhin: Nix an "Mambo Italiano" ist so richtig ärgerlich, denn dafür ist der Film schlicht nicht interessant genug.
Hier werden alle Klischees lieblos verbraten, sämtliche Möglichkeiten von satirischen Spitzen verschenkt, alles ist sattsam bekannt. Am Schlimmsten aber und die Todsünde Nummer Eins für eine Komödie: Nichts davon ist witzig. Dieser lahmarschige Schwank hat gerade zwei, drei leichte Schmunzler zu bieten. Dazu kommen mäßig interessante Schauspielleistungen. Wie mäßig interessant, sieht man am Desinteresse vereinzelter Darsteller. Denn wenn selbst der ansonsten immer gute Paul Sorvino aussieht, als langweile er sich zu Tode und werde nur durch das Wort "Gehaltsscheck" am Abhauen gehindert, dann hat man Probleme. Dazu kommt dann noch eine durch und durch einfallslose Regie, die das Ganze abfilmt wie eine schlechte Sitcom aus der Flimmerkiste. Das ist dieser Film ja eigentlich auch und da gehört er eigentlich auch hin.
"Mambo Italiano" will die Antwort auf "My Big Fat Greek Wedding" sein, geht aber sang- und klanglos unter wie ein Mafiagegner mit Betonschuhen im Hafenbecken von Palermo. Will ein zackiger Mambo sein, ist aber nur ein lahmer Stehwalzer mit falscher Schrittfolge und ohne Taktgefühl. Zurück in die Filmschule, zurück in die Tanzschule, aber bitte weg von der Leinwand. Die wird nämlich bitte für Wichtigeres und Interessanteres genutzt als diesen leicht ranzigen (Parmesan-)Käse.
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