Mann tut was Mann kann

Jahr
2012
Laufzeit
106 min
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 21. September 2012

Die romantische Komödie aus Männer-Perspektive ist die erfrischendste Neuerung der letzten Jahre in diesem reichlich abgestandenen Genre. In den USA geht diese Innovation quasi alleinig aufs Konto der Produktionen von Judd Apatow (angefangen mit "The 40-year-old Virgin" und "Beim ersten Mal"), und auch in Deutschland wurde dieser Trend erfolgreich adaptiert, mit Simon Verhoevens äußerst gelungenem Episodenfilm "Männerherzen" und dessen Fortsetzung. Mann tut was Mann kannDass man auf dessen Erfolgsformel nur allzu gerne noch einmal mitreiten wollte, belegt dieses ebenfalls von Warner Bros. Germany produzierte Projekt, das konzeptuell ganz ähnlich gestrickt ist, dabei jedoch sämtliche Stärken des offensichtlichen Vorbilds vermissen lässt. Resultat ist ein Film, der die meiste Zeit nicht zu wissen scheint, wo er eigentlich hin will, und dabei weder sonderlich lustig noch romantisch ist.

Als Grundlage für diesen Männer-Film diente der Roman "Man tut was man kann" (als Buch im Titel noch ohne die zusätzlichen 'n's) von Hans Rath, der zusammen mit Regisseur Marc Rothemund hier auch das Drehbuch schreiben durfte. Das Grundproblem dieses Drehbuchs bestand bereits darin, dass die Hauptfigur des Romans permanent kommentierende Selbstgespräche führt, welche die Handlung konterkarieren - ein Stilmittel, welches sich leider nicht vernünftig auf Film übertragen lässt, da kaum etwas mehr nervt als ein permanent vor sich hin brabbelnder Off-Kommentar. So muss die Geschichte des überzeugten Singles Paul (Wotan Wilke Möhring) in Filmform also ohne dieses Mittel zum permanenten ironischen Bruch erzählt werden, doch bedauerlicherweise ist niemandem dafür ein adäquater Ersatz eingefallen. Ziemlich unironisch sieht man darum nun hier Paul dabei zu, wie er seinen beiden besten Freunden - Mann tut was Mann kanndem notorischen Fremdvögler Schamski (Jan Josef Liefers), der seine Frau gerade mit der Chefsekretärin betrügt und somit seine dritte Ehe ruiniert, sowie der Computer-Nerd Günther (Oliver Korittke), der viel zu schüchtern ist um die von ihm angebetete Kellnerin auch nur mal anzusprechen - bei ihren eigenen Frauenproblemen beisteht. Diese Männerrunde, die sich mehr und mehr in Pauls Junggesellenbude einnistet, erweitert sich im Laufe des Films noch um Bronko (Fahri Yardim), der kein konkretes Beziehungsproblem mitbringt, dafür aber die schlausten Ratschläge für die Dilemmata von Schamski und Günther. Und was genau macht der vermeintliche Protagonist Paul in diesem Film eigentlich?

Gute Frage. Seines inneren Monologs aus dem Roman beraubt, leistet Paul hier ziemlich wenig, um die Handlung "seines" Films maßgeblich mitzugestalten - abgesehen davon, dass er seine Wohnung für seine Freunde zur Verfügung stellt. Ja, es gibt hier auch eine Liebesgeschichte für Paul, in der sich der überzeugte Beziehungen-sind-nix-für-mich-Single doch noch unverhofft über beide Ohren verliebt, und zwar in die Tierärztin Iris (Jasmin Gerat). Die steht jedoch kurz vor der Hochzeit mit einem anderen Kerl. Blöd. 

Mann tut was Mann kann

Normalerweise würde man von einer gängigen RomCom jetzt erwarten, dass Paul sich richtig ins Zeug legt, um Iris vor ihrer Heirat doch noch davon zu überzeugen, dass er der Richtige für sie ist. Tatsächlich jedoch hat dieses vermeintliche Haupt-Liebespaar von "Mann tut was Mann kann" in den ersten 45 Minuten des Films genau eine (in Zahlen: 1!!) gemeinsame Szene, in der Pauls Hoppla-ich-verliebe-mich-gerade-auf-den-ersten-Blick-Moment dadurch verdeutlicht wird, dass aus dem Nichts der ansonsten eher zurückhaltende Soundtrack eine volle, romantische Orchester-Breitseite anstimmt. Bis zur nächsten gemeinsamen Szene der beiden dauert es dann wieder eine ganze Weile, und bis Paul dann endlich mal aus dem Quark kommt und sich ernsthaft bemüht, bei Iris Eindruck zu schinden, ist der Film eigentlich schon vorbei. Selten ist eine vermeintliche Haupt-Liebesgeschichte derart faul erzählt worden. In kaum einem halben Dutzend Szenen werden hier lustlos die allernötigsten Wendepunkte abgehakt, ohne auch nur einmal zu versuchen, sich wirklich in die beiden Figuren hinein zu fühlen.

Wie unwichtig dem Film seine eigene Hauptgeschichte zu sein scheint, wird vor allem dadurch deutlich, dass an Pauls Küchentisch von der Männerrunde jede andere vorliegende Frauenproblematik ausdiskutiert wird - nur seine eigene nicht. Dass es diese Iris überhaupt gibt, davon erfahren Pauls Kumpel bis kurz vor Filmende gar nix. Stattdessen fungiert Paul als leidlich unbeteiligter Beisitzer in den Handlungssträngen seiner Freunde und wird in ein paar andere kleine Episödchen verwickelt, in der er tiefsinnige Dinge über die Liebe philosophieren darf, während er anderer Leute Beziehungen rettet. Mann tut was Mann kannDas ist für sich genommen zwar alles ganz nett, entbehrt jedoch einem eindeutigen Zentrum, da sich hier keine Geschichte genug aufstemmt, um diesem vor sich hin mäandernden Film so etwas wie eine Mitte zu geben, von Schwung gar nicht erst zu reden.

Irgendwie mag hier nichts so richtig stimmen, und das geht leider schon bei der Besetzung der Hauptfigur los. Wotan Wilke Möhring ist fraglos einer der besten deutschen Schauspieler, doch als smarter Ladies' Man mit reihenweise Bettgeschichten ist er schlichtweg nicht glaubwürdig. Nicht ohne Grund war er im offensichtlichen Vorbild "Männerherzen" in der Rolle der tragischsten Figur - der durch seine unkontrollierten Aggressionen die eigene Ehe ruinierende Roland - weitaus besser aufgehoben. Solch eine Rolle steht Möhring, als Paul jedoch ist er zu keinem Zeitpunkt überzeugend, wie er so weise vor sich hin lächelt und permanent lebensklug seufzend über die Liebe philosophiert. Oft hat man das Gefühl, dass Möhring gar nicht so richtig weiß, was er machen soll, während er sich mit seinen Co-Darstellern mit Dialogen abmüht, die papiern und gestelzt klingen; Sätze, die im Roman vielleicht noch funktioniert haben, laut ausgesprochen ihre künstliche "Geschriebenheit" aber nicht mehr verhehlen können. 

Gerade im Vergleich zu "Männerherzen" wird deutlich, woran es "Mann tut was Mann kann" alles fehlt. Hier ist kaum richtiger Witz vorhanden, nach überzeugendem Tiefgang sucht man vergeblich, und an Tempo fehlt es völlig. Dies ist umso erstaunlicher, als dass Regisseur Marc Rothemund ("Sophie Scholl - Die letzten Tage", "Groupies bleiben nicht zum Frühstück") seine Karriere einst einmal mit dem enorm flotten Episoden-Spaß "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" begründet hat. Von dessen Elan ist dieser Film mit seiner zerfledderten, antriebslosen Handlung leider ganz weit entfernt. Denn Mann tut hier leider viel zu wenig.

Bilder: Copyright

Schon das Buch war - verglichen mit Tommy Jaud - ziemlich schwach. Was soll man da erst von dem Film erwarten? Jedenfalls großes Lob für die Rezension!

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10
10/10

Also ich kann das nicht nachvollziehen. Habe gerade den Film gesehen und er läuft eben noch einmal. Ich / wir finden ihn sehr! Lustig und kurzweilig. Endlich mal ein Film der wirklich gut an zu sehen ist. Sehr trockene Dialoge!!!!Nicht so prüde, auch mal etwas Haut.
Wirklich empfehlenswert für einen lustigen Filmabend!!!

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