Molly's Game

Originaltitel
Molly's Game
Land
Jahr
2017
Laufzeit
140 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Simon Staake / 7. März 2018

Aaron Sorkin gehört seit Jahren zu den absoluten Topautoren der amerikanischen Film- und Fernsehwelt. Den Oscar hat er für „The Social Network“ bekommen, seine Fernseharbeiten wie „The West Wing“ sind legendär, auch wenn seine letzte Serie „The Newsroom“ aufgrund der wenig versteckten politischen Agenda ihres Autors nicht unumstritten war. Aber auch dort zeigte Soorkin wieder was ihn auszeichnet: genaue Charakterzeichnungen und pointierte Dialoge. Wie viele Autoren hat es Sorkin nun in den Fingern gejuckt, auch mal selbst ganz der Boss zu sein. Und mit „Molly's Game“ feiert Sorkin nun Premiere als Regisseur. Allerdings nicht mit einem Originaldrehbuch, sondern der Adaption eines Tatsachenbuchs von Molly Bloom. Wer aber ist Molly Bloom?

Molly Bloom (grandios wie immer und sexy wie nie: Jessica Chastain) träumte von einer Karriere als Skifahrerin, angetrieben von ihrem ehrgeizigen Vater (Kevon Costner). Aber als sich diese Träume zerschlagen, verschlägt es sie nach Los Angeles. Als Assistentin des etwas zwielichtigen Immobolienmaklers Dean (Jeremy Strong) wird sie von diesem dazu gebracht, seine illegalen Pokerrunden zu betreuen, bei denen Hollywoodstars wie „Player X“ (Michael Cera als Arschloch-Amalgam aus Tobey Maguire, Ben Affleck und Leonardo DiCaprio) sowie Persönlichkeiten aus der Finanz- und Sportwelt Unsummen an Geld verspielen. Molly lernt schnell sowohl die Feinheiten des Pokerspiels als auch die Eigenschaften der Spieler kennen und verdient rasch Massen an Trinkgeld. Als Dean eifersüchtig auf ihr gutes Verhältnis zu den Spielern wird und Molly feuert, startet diese kurzerhand ihr eigenes Spiel... was sie dann früher oder später in Schwierigkeiten bringt.

Mit genau diesen Schwierigkeiten beginnt – nach einem launigen Abstecher zu ihrer gescheiterten Skikarriere – auch der Film, denn einer der geschickten Schachzüge Sorkins ist es, die Geschichte von Mollys Spiel über Rückblenden aufzubauen, in denen sie ihrem Anwalt erzählt, wie genau sie dazu gekommen ist, wegen Geldwäsche und illegalem Glücksspiel vor Gericht zu landen. Die Szene, in der sie Anwalt Charlie Jaffey (ein ebenfalls prächtig aufgelegter Idris Elba) davon überzeugen muss, sie als Klientin zu übernehmen, gibt dann auch den Ton für die folgenden über zwei Stunden vor: Da werfen sich Chastain und Elba Sorkins verbale Bälle nur so hin- und her, dass es eine wahre Freude ist. Und mit dem drohenden Gerichtsprozess wird den Rückblenden auf den Hergang von Mollys alternativer Karriere nicht nur ein erzählerischer Rahmen verpasst, sondern auch die nötige Dramatik. Auch wenn die Stück für Stück gezeigte Emanzipierung der Protagonistin auch so ausgesprochen unterhaltsam ist, so lässt die Struktur den Zuschauer nie vergessen, dass es hier auch wirklich um etwas geht. Denn wer will schon die gute Molly für Jahrzehnte hinter schwedische Gardinen wandern sehen?

Man muss übrigens kein Pokerkenner, oder auch nur Pokerfan sein, um in diesem Film richtig zu sein, sondern einfach nur ein Fan von guten Filmen. Denn das titelgebende Spiel ist letzlich nur Hintergrund für eine wie gesagt extrem kurzweilige Abhandlung über Motivation, Moral, Geld, Gier und den american way of life. Dass Mollys Geschichte dabei im Grunde eine recht konventionelle Geschichte von Aufstieg und Fall ist, sei dem Film verziehen. Nicht nur weil der reale Hintergrund diese so vorgibt, sondern weil es eben vor allem um die einzelnen Szenen geht, die vor verbalen (und manchmal auch visuellen, siehe die bereits erwähnte Skisequenz) Highlights nur so wimmeln. Das ist einfach große Unterhaltung, die Sorkin hier ähnlich einem Steven Soderbergh im ersten „Ocean's Eleven“ abzieht. Und deswegen vergeht die Zeit hier tatsächlich wie im Fluge. Wo die meisten Blockbuster mit ihren Spielzeiten von deutlich über zwei Stunden sich oftmals während ihrer langgezogenen Mittelteile und endlosen CGI-Zerstörungsfinalen zu ziehen beginnen wie Kaugummi, so ist dies – frei nach Martin Scorsese – einer der schnellsten 140 Minuten-Filme aller Zeiten.

Also noch mal der schnelle Check-Up: Interessante Story? Check. Gute Darstellerleistungen? Check. Souveräne Inszenierung? Check. Dialoge, von denen Dittsche sagen würde „das perlt“? Check. Ganz klar, „Molly's Game“ ist ein Highlight des Kinofrühlings. Also bitte überprüfen in einem Lichtspielhaus Ihrer Wahl. Check? Check.

Bilder: Copyright

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