Monster's Ball

Originaltitel
Monster's Ball
Land
Jahr
2001
Laufzeit
110 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Frank-Michael Helmke / 22. Juni 2010

Dass einen die Liebe immer und überall finden kann, vor allem dann, wenn man am wenigsten damit rechnet, darüber gibt es wahrscheinlich mehr Filme als Sterne am Himmel. Doch kaum einem dieser Filme gelingt es, einen ehrlichen Glauben an die heilende Kraft persönlicher Zuneigung mit einem knallharten und nichts


Drei Generationen Sicherheit: Hank,
Buck und Sonny Grotowski.

beschönigenden Portrait der Wirklichkeit zu vereinigen, wie es in "Monster's Ball" geschieht - eine Geschichte über zwei einsame und gebrochene Seelen, die in einer Welt voller Hass doch irgendwie zueinander finden.

Auf der einen Seite einer sehr ungleichen Paarung steht Hank Grotowski, der mit seinem altersschwachen Vater Buck und seinem Sohn Sonny (Heath Ledger) nicht nur das Haus sondern auch den Beruf als Gefängniswärter teilt. Hank ist für den Todestrakt in einem Südstaaten-Knast verantwortlich und führt zu Beginn des Films Lawrence Musgrove (Sean Combs, ehemals als Puff Daddy bekannt) zum elektrischen Stuhl. Wenige Tage nach dieser Hinrichtung beginnt in Hanks Stammlokal eine neue Kellnerin ihre Arbeit - Leticia Musgrove (Halle Berry), die nun verwitwete Frau von Lawrence. Während ihrer beider Leben in Schussfahrt abwärts gehen, beginnt zwischen Hank und Leticia eine Beziehung, die zunächst einmal nichts mehr ist als ein Schutz vor dem allein sein, aber


Letzter Gang: Die Grotowskis führen
Lawrence (Sean Combs) zur Hinrichtung.

gleichzeitig ein mutiger Schritt nach vorne. Denn mit seinem vorurteilsfreien Verhältnis zu Leticia überwindet Hank auch langsam den von seinem Vater indoktrinierten Rassismus.
Die komplizierten Beziehungen und Einflüsse zwischen den verschiedenen Figuren sind es vor allem, die "Monster's Ball" zu einem packenden und realistischen Erlebnis machen, denn nur selten findet man im Kino so perfekt ausgearbeitete und ähnlich perfekt präsentierte Charaktere vor. Einem beeindruckten Lob für Regisseur und Autoren muss ein nicht weniger beeindrucktes Lob für die beiden Hauptdarsteller folgen. Neben Billy Bob Thornton, der einfach immer genial ist und sich so selbst das Attribut "außergewöhnliche Leistung" verbaut, ist es Halle Berry, die sich in diesem Film komplett neu erfindet. Vergessen ist das attraktive Püppchen, das für
Eddie Murphy oder Warren Beatty als hübsches Beiwerk fungierte und zuletzt in "Swordfish" damit


Unglaublich gut: Halle Berry als Leticia,
hier mit ihrem feisten Filmsohn Tyrell.

Schlagzeilen machte, ihre beiden besten Argumente formschön in die Kamera zu halten. Dass ihr tatsächliches schauspielerisches Talent ein weitaus besseres Argument ist, beweist Berry hier, wenn sie effektiv in der Figur der armen Südstaaten-Kellnerin verschwindet und - mit Jedermann-Frisur und ohne Make-up - manchmal kaum als sie selbst zu erkennen ist. Eine tour de force, die sie völlig zurecht zu einer Hauptfavoritin auf den diesjährigen Oscar gemacht hat.
Diese beiden herausragenden Vorstellungen sind das i-Tüpfelchen auf einem Film, der dank eines gut beobachtenden Drehbuchs und phänomenaler Inszenierung eine Atmosphäre entwickelt, wie man sie in dieser Dichte selten erlebt. Von Beginn an kreiert "Monster's Ball" für seine Figuren eine desolate, hoffnungslose Umgebung, in der die einzige lebende Emotion Hass zu sein scheint. Zumindest für Hanks Vater Buck, ein unverbesserlicher sexistisch-rassistischer Redneck, der so dominant über Hanks Persönlichkeit herrscht, dass dieser die Ideologie seines Vaters ohne Hinterfragen übernommen hat - und damit seinen eigenen Sohn Sonny zerstört. Ein allgemeiner Gefühlstod,


Ein sehr ungewöhnliches Paar: Halle Berry
und Billy Bob Thornton.

aus dem auch gekaufter Sex nur für wenige unbefriedigende Sekunden eine Flucht bieten kann.
Wenn sich Leticia und Hank schließlich treffen, beide am absoluten Nullpunkt ihrer Existenz angelangt, klammern sie sich aneinander, um nicht noch weiter zu fallen. Sie geben sich gegenseitig eine Auszeit vom Rest ihres Lebens, der sie doch unweigerlich einholen wird, wenn Leticia herausfindet, welche Verbindung zwischen Hank und ihrem toten Ehemann besteht.

"Monster's Ball" ist ein Film, bei dem so viel unfassbares Talent zusammenkommt, dass die Hälfte fast bedroht ist, übersehen zu werden. Von den Vorstellungen Thorntons und Berrys fast erschlagen, kann man schnell die brillante Regie von Marc Forster übersehen, der seinem Film mit kongenialen
Einstellungen eine visuelle Prägnanz verleiht, wie sie bei kammerspielartigen Projekten wie diesem schwer bis unmöglich zu erreichen ist. Das Endergebnis ist eine mitreißende, sehr außergewöhnliche und sehr tiefsinnige Liebesgeschichte, die sich für keine Sekunde in prätentiösem Schmalz verliert, und völlig zurecht als einer der besten Filme der letzten zwölf Monate bezeichnet wird.


10
10/10

Super Film-wenn auch manchmal etwas langatmig, aber das Ende war toll...

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