Open Range

Originaltitel
Open Range
Land
Jahr
2003
Laufzeit
134 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Johannes Miesen / 2. Juni 2010

 

Dreizehn Jahre nach seinem grandiosen Epos "Der mit dem Wolf tanzt" wagt sich Kevin Costner ein weiteres Mal an das in Hollywood fast schon vergessene Western-Genre. "Open Range" erzählt die Geschichte der so genannten "Freegrazer" Charley Waite (Kevin Costner) und Boss Spearman (Robert Duvall), die abseits der fortschreitenden Zivilisation Rinder über freies Weideland treiben. Als sie schließlich das Örtchen Harmonville streifen, treffen sie auf den Tyrannen und Rinderbaron Denton Baxtor (Michael Gambon), der die über die Ausläufer seiner Ländereien ziehenden "Freegrazers" zutiefst verabscheut und die neue Zeit und das neue Besitzrecht auf seiner Seite sieht. Es kommt zum unausweichlichen Konflikt.

In seiner Dramaturgie erinnert "Open Range" sehr stark an große Western-Klassiker wie "12 Uhr mittags". Alles läuft auf das große Finale am Ende hinaus, die Handlung schreitet demnach zunächst eher gemächlich voran. Costner nimmt sich lieber viel Zeit für die Einführung und Entwicklung seiner Charaktere, während Kameramann James Muros die Schönheit der "Open Range" in wunderbaren Landschaftsaufnahmen einfängt. Unterstützt vom majestätischen Soundtrack blitzt hier der Traum von Weite und Freiheit auf, den Costner schon mit seinem ersten Western so eindringlich beschworen hat, und hier zeigt er ein weiteres Mal, dass er dies meisterhaft beherrscht. Sehr schnell fühlt man sich gefangen von der Schönheit der Natur und vom Leben in Unabhängigkeit, diese Momente gehören eindeutig zu den Stärksten des Films.

Leider kann man dies für die Darstellung der Figuren nur sehr begrenzt behaupten. So wirken die Charaktere meist arg konstruiert und unglaubwürdig. Da gibt es zum einen den weisen Mentor Boss Spearman, im übrigen hervorragend gespielt von Robert Duvall, zum anderen den durch und durch fiesen Bösewicht Denton Baxtor, und dann natürlich den innerlich zerrissenen Helden Charley Waite alias Kevin Costner. Waite kämpft mit seiner eigenen blutigen Vergangenheit, in der er nach eigener Aussage "nie ein Problem mit dem Töten" hatte. Seine Figur erinnert hier überraschend stark an Clint Eastwoods Charakter aus "Erbarmungslos". Während Eastwood die Idee des ambivalenten Helden in einem schonungslosen Schlussakt jedoch konsequent zu Ende denkt, flüchtet sich Costner hier in Kompromisse und verpasst die Gelegenheit, Stellung zu seiner Figur zu beziehen. Zu allem Übel verliebt sich Waite schließlich auch noch in die warmherzige Sue Barlow (Annette Bening). Leider entwickelt sich gerade diese Liebesgeschichte mit zunehmender Dauer zur großen Schwäche des Films. Zu keiner Zeit kann dieser Part den Eindruck der Künstlichkeit ablegen.

Da kommt das große Finale zwischen Gut und Böse gerade recht, um den Film zurück in die richtige Spur zu führen, was ihm dann glücklicherweise auch gelingt. Selten hat man den Krach eines Colts und die Wucht einer abgefeuerten Kugel derart hautnah zu spüren bekommen wie hier. So entschädigt die solide Action schließlich auch für die arg kitschig geratene Endszene, die hier ausnahmsweise gleich in doppelter Form vorliegt. Warum wird wohl vorerst ein Geheimnis des Mannes am Schneidetisch bleiben.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass Costner die Messlatte, die er mit "Der mit dem Wolf tanzt" sehr hoch gelegt hat, natürlich nicht antasten kann, was höchstwahrscheinlich aber auch gar nicht seine Absicht war. "Open Range" ist ein handwerklich durchaus ansprechender Film, der zwar viele kleine Schwächen hat, aber in der heutigen Zeit der Hollywood High-Tech-Action erfrischend anders daherkommt. Wer über die vielen Klischees hinweg sehen kann und gerne mal wieder einen altmodischen Western sehen möchte, dem ist "Open Range" durchaus zu empfehlen.

Bilder: Copyright

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