Paris Manhattan

Originaltitel
Paris-Manhattan
Land
Jahr
2012
Laufzeit
77 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Maximilian Schröter / 14. September 2012

Alice Taglioni & Patrick BruelWoody Allen steht derzeit hoch im Kurs: Sein letztjähriges Werk „Midnight in Paris“ ist nicht nur zum kommerziell erfolgreichsten Film seiner gesamten Karriere geworden, sondern hat dem ewigen Stadtneurotiker im Februar auch seine vierte Oscarauszeichnung eingebracht. Selbstverständlich gab es auch 2012 mit „To Rome with Love“ wieder die alljährliche Dosis Woody Allen im Kino und quasi als Sahnehäubchen obendrauf auch noch „Woody Allen: A Documentary“, in dem ein seltener Blick auf die Arbeitsweise Allens ermöglicht wurde.

Warum all das hier zu Beginn der Besprechung einer französischen Romantikkomödie steht? Nun, „Paris Manhattan“ ist zwar ein französischer Film, dessen Inhalt und Entstehung aber deutlich im Zeichen der Werke Woody Allens stehen. Das wird bereits am Titel deutlich, der auf Allens Klassiker „Manhattan“ Bezug nimmt und gipfelt schließlich in einem Gastauftritt Woody Allens, der hier in Sophie Lellouches Regiedebüt sich selbst spielt. Mit „Paris Manhattan“ bekommen Woody Allen-Fans in diesem Jahr also noch einen kleinen Nachschlag.
 

Aber der Reihe nach: Alice (Alice Taglioni) ist Mitte Dreißig, immer noch Single und führt mit Leidenschaft eine kleine Apotheke in Paris, die ihr Vater einst aufgebaut hatte. Sie hat bereits einige Beziehungen hinter sich, aber der Traummann fürs Leben war offensichtlich nie dabei, was Alice mittlerweile leicht fruPatrick Bruelstriert in Liebesdingen zurückgelassen hat. Trost und Rat in diesen und weiteren Bereichen findet sie jedoch bei Woody Allen, den sie schon lange verehrt. Alice kennt all seine Filme und damit die Lebens- und Weltsicht Woody Allens so gut, dass sie sich Tag für Tag in imaginären Unterhaltungen Ratschläge von Woody geben lässt, während der von einem großformatigen Poster an der Wand ihrer Wohnung auf sie herabblickt. Als Alice den Alarmanlageninstallateur Victor (Patrick Bruel) kennen lernt, gerät ihr Gefühlshaushalt nach langer Zeit wieder einmal richtig durcheinander. Victor hat nur einen Haken: Er interessiert sich nicht die Bohne für Woody Allen und hat noch keinen einzigen von dessen Filmen gesehen. Das hält jedoch Alices Eltern natürlich nicht davon ab, weiterhin alles dafür zu tun, um ihre Tochter endlich an den Mann und unter die Haube zu bringen…


Wenn man von Woody Allen gesprochene Original-Dialogzeilen aus mehreren von dessen Filmen in einen Film einbaut, hat man ja eigentlich schon die halbe Miete, um sein Publikum gut zu unterhalten. Schließlich sind Woody Allen-Zitate fast immer geistreich und unterhaltsam, und so muss man bei den imaginären Gesprächen, die Alice mit ihrem selbst gewählten Therapeuten führt, unweigerlich schmunzeln. Doch was hat „Paris Manhattan“ Eigenes zu bieten? Nun, mit Alice Taglioni vor allem eine wirklich bezaubernde und charmante Hauptdarstellerin, die ihre Rolle als selbstbewusste, aber eben dennoch manchmal verzweifelte und neurotische Mittdreißigerin überzeugend ausfüllt. Auch die Chemie zwischen ihr und Patrick Bruel stimmt zum Glück.

Über die zentrale „Wann und wie kriegen sie sich?“-Liebesgeschichte hinaus versucht „Paris Manhattan“ zudem, in mehreren Nebenhandlungen die Geschichten von Alices Verwandtschaft zu erzählen, von denen die meisten aber leider zu wenig Leinwandzeit abbekommen (mit weniger als 80 Minuten ist die Laufzeit des Films ohnehin äußerst knapp bemessen). So wird etwa der Alkoholismus von Alices Mutter in zwei Szenen abgehandelt und die Handlungsstränge um die Eheprobleme von Alices Schwester Hélène (Marine Delterme) und deren Sorgen um ihre zum ersten Mal richtig verliebte Teenager-Tochter hätten auch ruhig noch ein wenig ausführlicher erzählt werden können.Alice & Woody

Worauf es der Regisseurin und Autorin ankommt, ist wohl die Betonung der Tatsache, dass jede (Liebes-)Beziehung nicht nur Höhen, sondern eben auch Tiefen hat. Die in „Paris Manhattan“ gezeigten Paare leben nicht wie vom Rest der Welt abgeschottet in einer Blase der Verliebtheit, sondern müssen sich mit den Problemen ihres Beziehungsalltags herumschlagen. Selbst Alice träumt nicht nur blauäugig von der großen Liebe, sondern ist – ganz im Sinne Woody Allens – mit einer gehörigen Portion an Selbstzweifeln und Zynismus ausgestattet, was ihr das Leben nicht unbedingt erleichtert. Paarbeziehungen sind, wie Woody Allen einmal so schön gesagt hat, auch nur ein Versuch, zu zweit mit Problemen fertig zu werden, die man alleine nie gehabt hätte. In diesem Sinne kann man „Paris Manhattan“ als einen unterhaltsamen Exkurs verstehen, der dieser Einsicht zwar nichts Neues hinzufügt, sie aber immerhin amüsant und mit Witz in eine Spielfilmhandlung einbettet.

Bilder: Copyright

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