Paycheck - Die Abrechnung

Originaltitel
Paycheck
Land
Jahr
2003
Laufzeit
119 min
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 3. Juni 2010

Er hat es doch nicht getan! John Woos launige Ankündigung, nach der eher lauwarmen Aufnahme seines letzten Films "Windtalkers" dann als Nächstes eben ein Western-Musical zu inszenieren bleibt vorerst eine leere Drohung. Stattdessen bewegt sich der Altmeister des Hongkong-Kinos auf eher gewohntem Terrain: Eine rasanter Action-Film, angereichert mit zahlreichen Verfolgungsjagden und einem interessanten Schuss Science-Fiction. Und liefert dabei dann auch einen durchaus gefälligen Streifen ab, der seinem Hauptdarsteller Ben Affleck sehr entgegenkommt.

Denn Herr Affleck in der Rolle des technischen Wunderkinds Michael Jennings darf diesmal mit Fug und Recht ahnungs- und ausdruckslos in die Kamera schauen. Hat er doch keinen Schimmer, was er in den letzten drei Jahren so gemacht hat und ist mächtig erstaunt über die Schlamassel in die er plötzlich gerät. Nicht nur, dass man ihm offensichtlich nach dem Leben trachtet. Nein, auch zum Landesverräter ist er angeblich geworden und nicht mal die Liebe seines Lebens erkennt er noch wieder.
Dabei wusste Jennings doch eigentlich genau worauf er sich eingelassen hatte. Denn um nicht in die Versuchung oder Gefahr zu geraten, auch nur irgendetwas über die streng geheimen Projekte - an denen er maßgeblich als brillanter Technik-Freelancer mitarbeitet - auszuplaudern, lässt sich der kühle Wissenschaftler fast routinemäßig einen Teil seiner Erinnerung "löschen". Und dieses Mal war er sogar bereit drei ganze Jahre seines Lebens verschwinden zu lassen, für einen letzten großen "Paycheck". Doch dabei lief eben auch etwas ganz gewaltig schief, und es sieht aus, als gebe es für Michael Jennings nicht nur keine Vergangenheit sondern auch keine große Zukunft mehr. Einziger Anhaltspunkt ist zunächst ein Briefumschlag mit 20 nur vordergründig banalen Gegenständen. Michael findet schnell heraus, dass er selbst sich diese Dinge geschickt hat und dass sie ihm auch tatsächlich helfen können. Doch wie konnte er das überhaupt wissen, und woran hat er die letzten Jahre gearbeitet?

Es scheint, als ob da jemand ein wenig in die Zukunft sehen konnte, und wer jetzt noch mit dem Namen Philip K. Dick als Verfasser der dem Film zugrunde liegenden Kurzgeschichte konfrontiert wird, bei dem macht es "klick" und er verbindet "Paycheck" mal ganz flink mit einer weiteren Dick-Adaption, die wir erst kürzlich im Kino bewundern durften. Und so ganz unangebracht ist dieser Vergleich sicher nicht, auch wenn dieser Film eher als eine Art "Minority Report light" daherkommt.
Denn eigentlich kann das nicht so recht zusammengehen: Die eher philosophisch angehauchten Geschichten der SF-Ikone Dick kommen doch meist recht kopflastig und schwermütig daher (selbst den "Blade Runner" finden ja einige Menschen ziemlich langweilig). Aus den Händen von Actiongarant John Woo erwartet man dagegen eher einen geradlinigen Thriller mit reichlich Bewegung und Futter für den Mann an der Kamera. Und so kommt es dann auch: "Paycheck" präsentiert eine interessante, wenn auch nur zu Beginn recht verschachtelte Handlung, die aber im Verlaufe immer abstruser und vor allem immer unwahrscheinlicher wird, doch ganz bestimmt nicht "tiefsinnig". Dafür bietet die Flucht von Jennings aber umso mehr Gelegenheit für kernige Hetzjagden auf zwei oder vier Rädern, nette bis spektakuläre Stunts und einige technische Spielereien.
Das muss man aber keinesfalls negativ sehen, wenn es denn so unterhaltsam und kurzweilig präsentiert wird wie hier. Es scheint, als seien Filme nach Ideen von Philip K. Dick grundsätzlich schon mal eine gute Idee. Der sympathische, aber eben in seinem mimischen Ausdrucksvermögen begrenzte Ben Affleck ist hier absolut passend besetzt, auch wenn die Wandlung vom angeblich drögen Wissenschaftler zum toughen Kämpfer doch etwas erstaunen mag. Mit Uma Thurman hat er zudem eine Frau an seiner Seite, von der man seit "Kill Bill" ja wohl tatkräftige Unterstützung erwarten darf - trotzdem kommt ihre Rolle aber nicht wesentlich über die eines standardisierten "Love Interest" hinaus.

Ein neues Meisterwerk hat John Woo hier also nicht abgeliefert, aber das hat er seit seinem Umzug nach Hollywood eh erst ein einziges Mal (und zwar mit "Im Körper des Feindes"), und vielleicht sollte man so etwas auch gar nicht mehr erwarten angesichts der Systemzwänge, denen man sich in Hollywood zwangsläufig unterwerfen muss. Mit "Paycheck" zeigt er sich aber zumindest wieder auf einem ordentlichen Weg, und damit darf man dann auch zufrieden sein. Wie bitte, die Taube? Ja, aber selbstredend, auch die fliegt wieder. Allerdings erst ziemlich spät und dann auch noch an sehr unpassender Stelle, so dass dieses wohl unvermeidliche Selbstzitat schon fast etwas albern wirkt. Dafür gibt es deshalb auch die gelbe Karte und beim nächsten Mal einen Punkt Abzug, Mr. Woo!

Bilder: Copyright

9
9/10

ich finde den film auch klasse, nur finde ich euch pseudofilmexperten lächerlich...
machts besser, bevor ihr sowas vom stapel lasst

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