Riddick - Chroniken eines Kriegers

Originaltitel
The Chronicles of Riddick
Land
Jahr
2004
Laufzeit
121 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Simon Staake / 30. Mai 2010

 

David Twohys "Pitch Black" war vor fünf Jahren noch ein klassischer B-Film aus dem SciFi-Genre: Kein großes Budget, keine großen Stars, dafür aber ein mächtig cleverer Aufhänger. Der unerwartete Überraschungserfolg des Films war nicht zuletzt dem Charisma seines Protagonisten, dem ebenso morallosen wie übermenschlichen Schwerverbrecher und Mörder Riddick, zu verdanken. Der erwies sich als so populär, dass die Rolle nicht nur Darsteller Vin Diesel auf den Weg zum neuen Action-Superstar brachte, sondern auch David Twohy den Zugang zum großen Produzenten-Geld öffnete. Und weil Trilogien momentan ja tierisch angesagt sind, sind auch die "Chronicles of Riddick" quasi nur ein halber Film - eine weitere Fortsetzung folgt. Dass der nun vorliegende "zweite Teil" bis auf den Hauptcharakter im Prinzip gar nichts mit seinem Vorgänger zu tun hat, unterstreicht indes, dass Trilogien auch nicht mehr sind, was sie mal waren ...

Fünf Jahre sind seit den Ereignissen von "Pitch Black" vergangen und Anti-Held Riddick (Vin Diesel) ist auf einmal heiß umschwärmter denn je. Nicht nur, dass er sich dem Kopfgeldjäger Toombs (Nick Chinlund) und dessen Truppe erwehren muss, auch sein alter Freund Imam (aus dem ersten Film) bittet um Hilfe, denn eine faschistische Rasse, die Necromonger, unterwerfen unter Führung des Lord Marshall (Colm Feore) nach und nach jeden Planeten des Systems. Die einzige Rasse, die sich traditionell den Necromongern in den Weg stellt, sind die fast ausgerotteten Furyons. Und siehe da: Unser aller liebster Brummbär mit blinkenden Pupillen ist der letzte Furyon und damit quasi der Auserwählte, der sich dem Unterwerfungsfeldzug der Necromonger entgegenstellen muss. Allerdings macht er sich vorher noch auf den Weg, "Jack" (das sich als Junge ausgebende kleine Mädchen aus "Pitck Black", erstaunlich schnell zu einer properen jungen Dame herangereift) zu suchen, die sich mittlerweile Kyra (Alexa Davalos) nennt und auf die schiefe Bahn geraten ist. Der Lord Marshall hat neben einem angefressenen Riddick aber noch ein weiteres Problem. Sein bester Offizier Vaako (Karl Urban) plant unter Anstachelung seiner Frau (Thandie Newton), selbst Lord Marshall zu werden. Und so werden alle Seiten - die Kopfgeldjäger, die Necromonger und der unwillige, unwirsche Riddick -in den epischen Kampf um das Überleben des Universums verwickelt.

Fangen wir doch gleich mal beim Grundsätzlichen an, der Namensgebung etwa. Die ist nämlich ein absoluter Knaller, denn bei den Namen, die hier vergeben werden, sind bei Regisseur und Drehbuchautor Twohy wohl sämtliche Synapsen durchgeknallt. Die wütende Kriegerrasse heißt Furyon, da gibt's Planeten namens Helion (wo sehr viel die Sonne scheint) und Crematoria (wo die Sonne so sehr scheint, dass sie alles einäschert), die albern benannten Necromonger leben natürlich in Necropolis und suchen tut man das mystische Underverse - danach sucht man dann wohl noch das Oververse und Middle Earth...äh...Middleverse. Heilige Einfalt!
Wenig einfallsreicher oder intelligenter wird es bei den doof betitelten Bösewichtern selbst. Die Necromonger kommen herüber wie ein Mixtape aus Science-Fiction-Bösewichtern - als wilde Mischung aus Mini-Darth Vaders (man erwartet fast den "Imperial March" als der Lord Marshall das erste Mal auftritt), Harkonnen (die merkwürdigen Outfits), den "Star Trek"-Borg (deren Assimilationsvorhaben wurde 1:1 geklaut) und militanten Zeugen Jehovas aus den Weiten des Weltalls (der ganze pseudoreligiöse Nonsens). Überhaupt sind in vielen Szenen Fremdanleihen zu erkennen, erstaunlich ist aber die größte Leihquelle: Der erklärende Anfangsmonolog aus dem Off, die außerirdischen Seher-Kreaturen, der Schlusskampf in der großen Halle und besonders die religiöse Verbrämtheit des Ganzen lassen darauf schließen, dass Twohy mehr als einmal David Lynchs "Dune" gesehen hat. Ob dieser Film - als sagen wir mal: halber Erfolg - jetzt die beste Referenz ist, sei mal offengelassen.
Auf jeden Fall sind auch die Riddick-Chroniken selbst so eine Art Mixtape aus mehr oder minder bekannten Sci-Fi-Momenten, was aber wenig verwunderlich ist, denn das haben B-Filme nun mal an sich. Und bei aller hochgezüchteten A-Klasse-Computertechnik ist "Riddick" trotzdem "nur" ein B-Film - nicht mehr, nicht weniger. Leider sorgt dies auch für manche Albernheit. Wenn sich Twohy etwa begeistert sagt "Reicht unser CGI-Budget auch noch für ein paar Monsterhunde?," nur um diese Viecher sinnentleert in einer für den Film komplett irrelevanten Sequenz durch die Gegend laufen zu lassen, nimmt der "Wouldn't it be cool..."-Fan in ihm Überhand und verdrängt den Profi, der solchen Unsinn herauslässt. Abgesehen davon, dass die Erkenntnis, die einem schon beim Ansehen des "Hulk" kam, jetzt endgültig bestätigt wird: Mutierte Monsterhunde sind definitiv nicht cool. Werden es auch nie werden. Also Schluss damit.

Auch dank solcher Mätzchen ist dies nicht die Art von Film, bei dem man Fragen stellen sollte, die mit einem ‚Warum' beginnen. Genau genommen ist dies ein Film, bei dem man am besten gar nix hinterfragt. Allerdings macht es "Riddick" einem schwer. Merke: Wenn du dich einen Dreck um Logik kümmerst, nenne deinem Publikum nicht ständig irgendwelche Fakten oder Daten, welche dieses dir dann ob offensichtlicher Lächerlichkeit um die Ohren haut. Immerhin kann man aufgrund der kompletten Absenz von Logik oder Kohärenz tolle Gesellschaftsspiele machen, etwa "Wer baut die längste zusammenhängende Kette von strunzdummen Logikfehlern"? Das könnte dann etwa so aussehen: Sonnen, die circa alle Viertelstunde aufgehen - Menschen, die vor einem Sonnenaufgang weglaufen - dabei über glühende Lava springen, ohne groß zu schwitzen - da sie mehrere hundert Grad Celsius warme Hitze im Ernstfall überstehen, indem sie sich ein bisschen Wasser über den Kopf gießen - während die Atemluft dabei offenbar kein Stück aufgeheizt wird.
Bei all dem Gemecker darf man aber ein paar andere Sachen nicht außer Acht lassen: Bei Riddick gibt es nicht nur aufs Maul (für dessen Gegner), sondern auch und vor allem auf die Augen (für die Zuschauer), denn eyecandy gibt's hier massig zu bewundern. Die CGI, die hier im Science-Fiction-Genre bei immer noch deutlich artifiziellem Touch wesentlich besser passt als in weitestgehend im Realismus verankerten Filmen, ist über weite Strecken beeindruckend und gut gelungen. Die New Mecca-Sequenz ist gar so bombastisch inszeniert, dass man da fast von visuellem Overkill sprechen kann. Dazu wird bei allem gewaltig aufgetischt: Ständig kracht und zischt es irgendwo, kontinuierlich schweben Raumschiffe, wenn nicht grad irgendwo gerannt oder gekloppt wird. Das ist alles schön anzusehen, wird auf Dauer aber doch ein wenig ermüdend (auch bekannt als der ‚Matrix Reloaded-Faktor').
Immerhin gibt's zwischendrin bei allem Brimborium und so manchem Blödsinn genug Crowdpleaser-Momente, zu denen auch der ein oder andere One-Liner von Mr. Cool Vin Diesel gehört. Der beherrscht mit seiner puren physischen Präsenz und seinem Charisma diesen Film so sehr wie sein Charakter die Umgebung. Man kann ja von Diesels minimalistischer Schauspielkunst halten, was man will, aber für einen Film dieser Art reicht das vollkommen. Und Diesels raspelige Stimme kann halt markige One-Liner ganz unvergleichlich rüberbringen, obwohl man es auch mit denen etwas übertreibt, so dass die Erfolgsquote etwa auf Gimli-Level liegt. Neben ihm gibt Thandie Newton ("Mission Impossible 2") einen halbwegs guten Lady Macbeth-Abklatsch, Karl Urban (Eomer aus dem "Herrn der Ringe") darf hauptsächlich martialisch gucken und die ehrwürdige Judi Dench ("Shakespeare in Love") gibt in einer eigentlich komplett absurden Rolle ihr Debüt in diesem Genre, das für die renommierte britische Mimin wahrscheinlich auch eine sehr abgefahrene Erfahrung war.

"Riddick" wird von vornherein als Epos aufgezogen, mit zwiespältigem Ergebnis. Wo der Vorgängerfilm "Pitch Black" in allen Bereichen sehr konzentriert war (Ort, Personen, Story), wird hier dem Trend "Im Sequel muss es mehr von allem geben" gefolgt, so dass es tatsächlich auch mehr von allem gibt, was dem Ganzen nicht immer zugänglich ist. Denn wie auch in Twohys offensichtlichem Vorbild "Dune" ist das Ganze zu verworren und es wird zuviel nur angedeutet, als dass man wirklich nachvollziehen könnte, warum wer gerade was tut. Wie gesagt, die Sache mit dem Keine-Fragen-stellen. Offensichtlich ist dagegen das von Twohy schon verkündete Vorhaben, rund um "Riddick" eine Trilogie aufzubauen, denn der Film endet mit einem Cliffhanger vom Allerfeinsten. Man will da nicht zuviel verraten, aber dieser Schluss ist tatsächlich überraschend und interessant, so dass man vorsichtig auf einen Erfolg dieses Films hoffen darf, um zu sehen, wie die Geschichte Riddicks weitergeht; gleichzeitig hoffend, dass Twohy dann die Fehler dieses Auftaktes nicht wiederholt. Dann wird man vielleicht auch erfahren, was so manche Sachen sollen, die hier nur angesprochen, aber nicht wirklich ausgeführt werden (der ganze Underverse-Unsinn etwa).

"Riddick - Chroniken eines Kriegers" ist die Art Film, die dabei herauskommt, wenn man einem Geek ein 100-Millionen-Dollar-Budget in die Hand drückt und relativ freie Hand lässt. Der sagt sich da freudig "Ich mach George Lucas, nur in viel düsterer", und so liefert Twohy einen großen, hochdigitalisierten, knalligen aber auch sehr dummen Film ab. So wie Herr Lucas eben. Aber wesentlich schlechter als dessen "Episode 2" ist "Riddick - Chroniken eines Krieges" auch nicht, und für wen relative Sinnlosigkeit kein besonderes Wertargument darstellt, der wird bei diesem Date mit Riddick sogar richtig Spaß haben. Sagen wir das mal so: Hirnlosen Bombast hat man auch schon wesentlich schlechter gesehen.

Bilder: Copyright

8
8/10

Pitch Black war und ist ein gelungener, spannender Film, da gibt es nichts zu meckern.
Bei Riddik allerdings war ich schockiert von der Menge an Gewaltdarstellungen.
Völlig überzogen und unanständig fand ich, dass die Monsterhunde geschlagen wurden, was mich wirklich entsetzte. Habe das dem Tierschutzverein gemeldet, aber keine Resonanz bekommen :)

Also im Ernst: Obwohl ich mich manchmal gefragt habe, wie Menschen über eine Lavaoberfläche laufen können, ohne zu schwitzen oder in 10 Meter Entfernung Feuerstürme die Felswand hochschießen, ohne sie zu verbrennen. Doch solche Fragen sind bei diesem Film fehl am Platz, Realität hin oder her. Da sollte man lieber eine Dokumentation ansehen.
Riddick ist ein zwar nicht ganz so spannender Film wie Pitch Black, aber sehr unterhaltsam und alles andere als ein B- Movie. Für Science Fiction Fans genau richtig.
Zu Vin Diesels Rolle muss nicht viel gesagt werden. Cool, interessant und teilweise auch witzig.
Jedenfalls ein besserer Schauspieler als der immer hölzerne wirkende Arnie.
Ich würde mich freuen, wenn bald die Fortsetzung erscheinen würde.
Steam01

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