Roll Bounce

Originaltitel
Roll Bounce
Land
Jahr
2005
Laufzeit
112 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 17. Januar 2011

"Roll Bounce" feiert das Rollschuhfieber der 70er in mehr als nur einer Samstag Nacht. Spike Lees Cousin Malcolm D. Lee ("Undercover Brother") inszeniert hier eine nostalgische Coming-of-Age-Geschichte, die mal die andere Welt von Afroamerikanern zeigt, die so gar nichts mit dem gewaltverherrlichenden "Get Rich or Die Tryin'" zu tun hat.

Chicago im Sommer 1978. Die Schule ist vorbei und ein Sommer voller Rollschuhtage wartet, glaubt Xavier (Bow Wow, "Like Mike"), der vor kurzem seine Mutter verloren hat. Doch die Chicago South Side-Rollschuhbahn wird zu diesem so unpassenden Zeitpunkt geschlossen. Die Freunde von Xavier beschließen, in die Sweetwater-Rollschuhbahn auf der Nordseite zu fahren, wo sich allerdings eher die reichen Kinder treffen. Der König der Bahn dort ist Sweetness (Wesley Jonathan), dessen Rollschuhkünste und Coolness alles übertreffen, was sie bisher gesehen haben. Sweetness und seine Crew lachen sich über die alten Kinderrollschuhe von Xaviers Garden Boys halbtot, und somit entschließen sich die Burschen der South Side, es den anderen mal so richtig zu zeigen. Es bleiben nur noch drei Wochen bis zum Skate-Off.
Doch es ist nicht einfach sich darauf vorzubereiten, wenn der eigene Vater nach dem Tod der Ehefrau mit nichts klarkommt und Xavier nicht nur auf der Bahn um seine Anerkennung kämpfen muss, sondern auch im eigenen Zuhause. Und dann sind da auch noch zwei Mädels um ihn rum, die ihn dauernd ablenken.

Bow Wow zeigt in "Roll Bounce", dass er nun gar nicht mehr Lil' ist, sondern so gut spielen kann, dass 50 Cent an dieser Stelle bitte vor Neid erblassen sollte. Chi McBride ("I, Robot", "Terminal") zeigt angemessen den Vater von Xavier, der sich in seiner Trauer verschanzt hat und dem eigenen Sohn nicht erzählen will, dass er keinen Job mehr hat. Die Szenen, in denen er auf Jobsuche geht und entweder an seiner Überqualifizierung oder seiner Hautfarbe scheitert, gehören zu den Tragischsten des Films, passen aber nicht recht zu der Naivität der Rollschuhkids.
Auch die Kamera von Jim Michael Muro ("L.A. Crash") ist ein Aspekt, der dem Film Größe gibt, denn die Verwendung von Breitbild und Split Screens schafft eine visuelle Spannung, die wunderbar zu den Rollschuh-Showeinlagen passt. Der Soundtrack fühlt sich an wie eine einzige 70er-Revival-Party. Eingängige Titel wie "Barracuda", "Le Freak", "Kung Fu Fighting" und "Easy" sorgen für Stimmung, während Xaviers Frage, wer eigentlich die Bee Gees sind (schon 1977 laut der amerikanischen Zeitschrift Billboard die erfolgreichste Gruppe des Jahrzehnts), als Anspielung auf "Nur Samstag Nacht" musikalisch die Brücke zum Vorbild schlägt.
Doch obwohl Schauspieler, Kamera und Soundtrack den Film unterstützen, tut es leider gerade die Dramaturgie nicht. Die Einführung der beiden Comic-Relief-Müllmänner ist zwar spaßig, hat aber nichts mit irgendwas zu tun. Auf der anderen Seite wünscht sich wohl jeder Zuschauer, es hätte mehr Rollschuhszenen gegeben, denn die kommen leider zu kurz. Wenn man hört, dass es noch drei Wochen bis zum Skate-Off sind, erwartet man schließlich viel lustiges Üben mit extremer Verbesserung. Stattdessen ist die Crew von Sweetness eigentlich so viel besser, dass man die Entwicklung vor dem Wettstreit und den eigentlichen Wettbewerb nicht wirklich ernst nehmen kann.

Ein Genre-Mix ist nicht immer einfach, und so scheitert "Roll Bounce" etwas daran, dass sich der Regisseur nicht recht entscheiden konnte, ob dies eine Kinder-Fassung von "Saturday Night Fever" oder ein ernsthaftes Drama um einen Sohn und seinen Vater, die ihre Mutter und Ehefrau verloren haben, sein soll. Dadurch gibt es zu wenig Rollschuhszenen, um wirklich witzig und spannend zu sein, und gleichzeitig zu wenig Hintergrund, um die Trauer der Familie ernsthaft umzusetzen. So ist "Roll Bounce" zwar ein nostalgischer Film über die Rollschuhbegeisterung der 70er geworden, aber an wirklicher Größe vorbeigerollt.


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