Straight Shooter

Originaltitel
Straight Shooter
Jahr
1999
Laufzeit
88 min
Regie
Release Date
Bewertung
1
1/10
von Rainer Leurs / 19. März 2011

Na das ging jetzt mal voll in die Hose. Unter der Produktion vom Vilsmayer-Joseph wurde für einen deutschen Film Dennis Hopper aus den Staaten abgeworben - soweit kein Problem, denn Hopper, der seit "Easy Rider" irgendwie keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt, ist ja bekanntlich für einiges zu haben. Das Problem ist vielmehr, daß hier ein Film nach amerikanischem Muster entstanden ist, und das konnte einfach nicht gutgehen. 
Die Story ist massiv bei Rambo I geklaut: Ein Terrorist ("Straight Shooter"/Heino Ferch) erschießt kaltblütig Finanz- und Politgrößen und will damit die Stillegung eines Atomkraftwerks erreichen. Da er aufgrund einer Spezialausbildung bei der französischen Fremdenlegion von der doofen Polizei nicht zu packen ist, wird sein ehemaliger Ausbilder Hector (Dennis Hopper) aus London eingeflogen, um das tötende Scharfschützenmonster auf Eis zu legen. Na, kommt´s einem nicht vage bekannt vor? Abgesehen davon natürlich, daß sich das ganze statt in einem amerikanischen Waldstück vielmehr in Nordrhein-Westfalen zuträgt. Der Mann, der sich "Straight Shooter" nennt, ist nämlich ein Deutscher, dessen Tochter an Krebs starb (springt die Verbindung zum Kernkraftwerk nicht *sofort* in die Augen?). Und so spielt sich das Geschehen nicht, wie gewohnt, in NYC, sondern in KC (Köln-Chorweiler) und DMM (Düsseldorf Medienmeile) ab..... Soviel dazu.
Okay, was kann man jetzt noch alles falsch machen? Punkt 1): Drehbuch. Innerhalb dieses Plagiats von einer Handlung ist noch immer genügend Platz für Schwachsinn. Gut vorstellbar, daß Autor (und Regisseur) Bohn das Script an einem Abend fertigmachte... zwischendurch klingelte das Telefon, dann ist er kurz raus, zum Kippen holen, oder er hatte zwischendurch einfach keinen Bock mehr und bohrte in der Nase. Anders kann ich mir die logischen Brüche, die in "Straight Shooter" zu bewundern sind, einfach nicht erklären. Geht es etwa in der ersten Hälfte noch um die (reichlich abseitige) Verbindung  "AKW - Tochter-kriegte-Krebs - Mann-läuft-Amok", wird das ganze Konstrukt im zweiten Teil des Films dann völlig uninteressant. Jetzt ist die traumatische Erfahrung eines Kampfeinsatzes in Afrika auf einmal ganz wichtig, und der Rest geht den Bach runter....
Weiterhin glänzt Thomas Bohn mit der fantastischen Idee, den Ausbilder Frank Hector deutsch zu synchronisieren, obwohl dieser laut Handlung nur englisch spricht. Die Verwirrung ist nun bei den Dialogen unvermeidlich. Ach ja, die Dialoge. 
Zwei Beispiele: Hopper: "Wollen Sie mit mir schlafen?" - Katja Flint: "Sie sprechen gut deutsch!"..... oder der hier: Innenministerin Hölldobler (ein feiner Name) betritt den Schauplatz eines Anschlags. Überall Leichen, überall Blut. Zitat: "Ist das hier jetzt das sogenannte Böse oder was?" Punkt 2): Besetzung. Dennis Hopper spielt eh immer denselben harten Kerl. Ist er auch diesmal wieder. Katja Flint ist so langweilig wie ihre Rolle als Oberstaatsanwältin. Ulrich Mühe dagegen, einer der zur Zeit besten deutschen Schauspieler, wird in eine absolut flache Nebenrolle gedrängt. Die lispelnde Hannelore Hogler darf die Innenministerin mimen. Heino Ferch sieht als Terrorist aus wie der berühmte US-Actiondarsteller..... na, schaut euch das Foto mal an.... wie sieht er aus? Na, wie? Ein weiterer Ami-Abklatsch, der den Eindruck abrundet. Noch Fragen? Punkt 3): Unfreiwillige Komik. Ein Kapitel für sich. Gibt es Sniper-Gewehre mit "Target-Lock"-Funktion wie bei Lenkraketen? Gibt es "Viva"-Mikrofone auf Pressekonferenzen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums? Gibt es Menschen, die sich auf dem Dachboden im Sitzen aufhängen? Gibt es Hochöfen in Düsseldorf? Gibt es Leute, die in einem Restaurant einen Milchkaffee bestellen, wenn zwei Tische weiter gerade jemand erschossen wurde??? *seufz*... Mein Fazit: Wenn es überhaupt einen Film gibt, den man sich sparen sollte, dann ist das "Straight Shooter". Der Stoff taugt allenfalls für eine TV-Produktion. Leider wieder mal ein Beispiel für deutsche Kinopeinlichkeit.

 
 
Bilder: Copyright

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