Tattoo

Jahr
2001
Laufzeit
108 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Vera Kampschulte / 28. Dezember 2010

Drehbuchkurs Lektion 1: Wir basteln uns einen glaubwürdigen Kommissar.
Entscheidend sind hier die obligatorischen ermordeten Familienmitglieder, in deren Namen der Kommissar legale Rache an anderen Tätern nimmt. Unumgänglich ist die harte Schale, ein schwarzer Mantel und natürlich der jugendlich naive Assistent, der nach und nach die sensiblen Seiten des Kommissars aufdecken kann und an der Aufgabe wächst.
Im vorliegenden Film haben wir ein Paradebeispiel. Hauptkommissar Minks (Christian Redl) arbeitet natürlich in der Mordkommission. Seine Frau ist tot, seine Tochter vor zwei Jahren abgehauen: ideale Voraussetzungen für einen kauzigen Eigenbrödler, der an einem skurrilen Fall dran ist: eine junge nackte Frau wird von einem Bus überfahren. Obwohl es nach Unfall aussieht, ist es Mord: der Frau wurde vorher ein großflächiges Tattoo vom Rücken geschnitten. Sein Assistent Schrader (August Diehl, "23", "Kalt ist der Abendhauch"), der gerade mit der Ausbildung fertig ist, kennt sich in der sogenannten "Szene" aus, und so rutschen die beiden rasch tief in einen Fall hinein, der globale Auswüchse hat: Es scheint, als gebe es einen weltweiten Handel mit Secondhand-Tattoos.

Wichtig ist für unseren Film-Bausatz an dieser Stelle die obligatorische undurchschaubare Schöne (Nadesha Brennicke als Galeristin Maya), die dem Assistenten den Kopf und damit den Fall verdreht. Entscheidend ist hier ihr zufälliges Auftauchen, das aber trotzdem für den Fall von immenser Bedeutung sein muss.

Drehbuchkurs Lektion 2: Wie schaffe ich Atmosphäre?
Spätestens seit "Die purpurnen Flüsse" wissen wir, dass Regen blutige Szenen noch viel ausdrucksvoller macht. Und deshalb hat Regisseur Schwentke hier gleich eine große Portion bestellt und setzt mit viel Beton und bunt gefächerten Grautönen noch einen drauf. Das geht soweit, dass man sich bei einem roten Regenschirm beinahe schon erschreckt: so wirkt natürlich das Blut besonders gut.
In Tattoo tragen alle Personen schwarz oder grau, alle Wände sind grau oder grausam tapeziert, ganz passend zu dem beinahe zufällig dahingeworfenen Satz: "Das Zimmer ist der Spiegel der Seele." Wenn es danach geht, jagen sich hier nur Psychopaten gegenseitig.

Was einigermaßen hoffnungsvoll beginnt, entwickelt sich zum minder spannenden Fernsehkrimi auf großer Leinwand. Wenn die ersten verstümmelten Toten auftauchen, hofft man auf einen geisteskranken Killer, auf Schrecksekunden, auf Ekel, bei dem man lachend zum Nebenmann sagen kann: "War doch gar nicht so schlimm!" Hier sagt man nur: "War doch gar nicht von Belang". Hier geht wie eben bewiesen alles nach Schema F, nicht einmal die Konflikte zwischen Minks und Schrader nutzen ihr Potential. Das ausdruckslose Starren der Polizisten, deren interne Machtkämpfe, kombiniert mit ausdrucksvollem Grau machen eben noch lange keinen Thriller. Aber dafür einen netten Krimi auf Video: hier bemerkt man die hingestümperte Handlung hinter der Atmosphäre nicht so wie auf der großen Leinwand.


3
3/10

diser fill ist voll halb langweilig und halb gut das ist so meine meinung zu disen fill hel eure angie

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9
9/10

habe selten einen derart guten, aus deutscher feder stammenden, thriller gesehen. da millieu ist klasse, die farben - erinnernd an die filme noire- gut gewählt und die darsteller ... excellent. ein film der nicht einfach durch eine platte handlung, in der man nach spätestens 30 min. weiß, wer der serientäter ist, sondern ein thriller, der das können eines regisseurs deutlich unterstreicht. der film ist seine zeit vor der leinwand/dem bildschirm wert.

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