Varsity Blues

Originaltitel
Varsity Blues
Land
Jahr
1998
Laufzeit
110 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10

Es gibt Orte auf Gottes grüner Erde, in denen ist so wenig los, daß die örtliche Sensation das High School Football Team ist. Einer dieser Orte ist die Stadt West Canaan, Texas. Hier will der Trainer, Bud Kilmer, in seinem 35. Jahr als Coach den 23. Titel für die Coyotes holen. Solange die Mannschaft gewinnt, ist Kilmer unantastbar, er ist sogar so berühmt, daß er eine Statue bekommen hat. Alles scheint bestens zu laufen für die Coyotes, bis sich der Quarterback Lance Harbor schwer verletzt. So ist das Team auf den Ersatzquarterback Johnathan Moxon angewiesen. Ein Junge für den es auch noch ein Leben nach dem Football gibt und der durch seine rebellische Art und ungewöhnliche Einstellung nicht in Bud Kilmers taktisches System passt. All dies führt dazu, daß Kilmers Konzept mit jugendlichen Sportlern umzugehen, in Frage gestellt und auch die gesamte Stadt in ihrer Liebe zum Football getestet wird.
  "Varsity Blues" war einer der Überraschungshits des Jahres 1999. Eine Woche nach seinem Release im Januar schoß der Film auf Platz 1 der US-Charts und hielt sich dort für 3 Wochen. Dies kommt nicht von ungefähr, denn mit James van der Beek spielt einer der jungen aufstrebenden Stars des US-Films die Rolle des Johnathan Moxon und mit Jon Voight einer der vergessenen Stars Hollywoods den Coach Kilmer. Aber dies alleine ist nicht der einzige Grund für den Erfolg des Films. Der Film berichtet über einen Mißstand, der in fast jedem Land und jeder Sportart zu finden ist. Der Konflikt zwischen dem Anspruch der Kinder und Jugendlichen an den Sport, den sie betreiben, und den Anspruch der Erwachsenen an die Kinder und den Sport. Die Jugendlichen, die hier gezeigt werden, wollen das, was die meisten in ihrem Alter wollen:  Das Leben in vollen Zügen genießen, was der Film in verschiedenen Situationen eindrucksvoll darstellt. 
Andererseits kriegen eben diese Teenager über ihre Eltern mit, wie das Leben so läuft, denn für sie zählt nur der Erfolg. Sie machen sich nur Gedanken darüber, in welchem Profiteam ihre Söhne mal spielen, ohne sie nach deren Interessen und Problemen zu fragen. So ist es nicht verwunderlich, daß die Kinder anfangen zu glauben, der einzige Weg aus West Canaan heraus zu kommen sei entweder Football spielen oder die Freundin des Stars der Coyotes zu sein. Selbst der Mann, dem das Leben und die Gesundheit der Kinder anvertraut wird, Coach Kilmer, ist ein Football-Fanatiker, für ihn zählt nur der Sieg, egal, was es kostet. Er ist sogar so fanatisch, daß er die Jungs mit schweren Schädelverletzungen spielen läßt und andere sogar fitspritzt, bis es für deren Gesundheit zu spät ist. 
In "Varsity Blues" geht es zwar um Football, doch läßt sich das Problem auch auf hiesige Sportarten wie Fußball übertragen. Zwar sind die Leute hier nicht ganz so verrückt, aber auch hier gibt es genug Menschen, die ihren Kindern die Jugend mit ihrem krankhaften Ehrgeiz versauen. Leider gibt es dann auch hier Trainer, die diese Leute in ihrem Wahn auch noch unterstützen. Doch es kann nicht jeder den Sprung zum Superstar schaffen - und dann stehen die meisten Sportler und ihre Familien vor einem Scherbenhaufen, während Trainer und Fans schon wieder am nächsten potentiellen Star arbeiten.
Für mich ist dieser Film eine kleine Perle. Unauffällig in Szene gesetzt und brillant gespielt gehört er wahrscheinlich zu einem der meistunterschätzten Streifen des Jahres. Er behandelt ein Thema, das immer wieder totgeschwiegen wird. Seine Erzählweise müßte auch den Dümmsten kapieren lassen, daß nicht jeder ein Superstar werden kann und es noch ein Leben nach dem Sport gibt. Leider wird der Film in Deutschland nicht den Anklang finden, den er in Nordamerika bekam, denn trotz der NFL Europe ist Football immer noch Randsportart. Alles in allem ein Film den man nicht verpassen sollte, auch wenn man mit Football nichts anfangen kann.


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