Vinci

Originaltitel
Vinci
Land
Jahr
2005
Laufzeit
108 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Patrick Wellinski / 23. Dezember 2010

 

Stehlen kann zur Sucht werden. Diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu. Doch liest man die Bilder des Kinos richtig, so haben es anscheinend die Masterminds des Verbrechens besonders schwer, ihrer Berufung und Leidenschaft zu entsagen. Egal ob der charmante, aalglatte Danny Ocean und seine stetig wachsende Gang von Komplizen, oder der wesentlich zynischere Dieb Tsuma (Robert Wieckiewicz) in Juliusz Machulskis Gaunerfilm "Vinci".
Tsuma kommt nach einer längeren Haftstrafe für eine kurze Zeit krankheitsbedingt aus einem Krakauer Gefängnis heraus. Er ist keine fünf Minuten außerhalb der beengten Gefängnismauern, da bekommt er schon einen neuen Auftrag angeboten. Eine Million Euro soll er bekommen, wenn er das einzige Leonardo Da Vinci-Gemälde Polens, "Die Dame mit dem Wiesel" klaut. Da das Bild gerade nach Japan ausgeliehen worden ist, bleiben Tsuma für die Planung des Coups gerade mal zwei Monate, in denen er noch die perfekte Fälschung anfertigen lassen und seinen ehemaligen Partner Julian (Borys Szyc) überreden muss, bei der Aktion mitzumachen. Doch Julian hat die Seiten gewechselt und ist jetzt Polizist.

Es ist aber nicht dieser Konflikt, der im Mittelpunkt von "Vinci" steht. Julian braucht nur einen kleinen Schubser in die richtige Richtung und schon plant er mit seinem Kumpel den großen Überfall. Der Film fokussiert sich aber auch nicht auf Tsuma und sein riskantes Spiel mit der Polizei, die ihn ständig im Visier hat. Nein, vielmehr versucht sich Regisseur und Autor Machulski - der mit "Sexmission" und "Kiler" zwei der sensationellsten Kassenerfolge in der polnischen Filmgeschichte feiern konnte - an einer europäischen Variante der oben bereits erwähnten "Ocean's"-Reihe.
Klar, Krakau ist nicht Las Vegas und "Die Dame mit dem Wiesel" samt der Prämie von einer Million Euro ist nichts im Vergleich zu den unvorstellbaren Summen, die Dannys Team unter sich verteilt. Aber die raffinierte Umsetzung des Gemälderaubes kann sich mit den amerikanischen Kollegen durchaus messen lassen, auch wenn nur eine  gescheiterte Kunststudentin und ein debiler russischer Ex-Häftling das Expertenteam um Julian und Tsuma bilden. Alles wirkt in "Vinci" ein wenig improvisierter, ein bisschen robuster und direkter. Computer und ausgeklügelte technische Accessoires sucht man hier genauso vergebens, wie rasante Schnitte und Bild-in-Bild-Montagen. Das mag ein wenig die Sehgewohnheiten stören, doch das eigentliche Problem des Films liegt woanders.
Es ist eher das Drehbuch, das hier zu wünschen lässt. Das Warten auf den großen Coup gestaltet sich über weite Strecken arg dialoglastig. Die Figuren bleiben stark einseitig und profillos. Eine an den Haaren herbeigezogene Liebesgeschichte zwischen Julius und der Kunststudentin verläuft so erschreckend emotionslos, dass man auf sie ebenso gut hätte verzichten können. Und doch bietet diese polnische Variante einer Gaunerkomödie viele gelungene Plotwendungen, vor allem gegen Ende des Films, die sich einigermaßen von der üblichen Genreware abgrenzen. Nein, Machulski hat den Gaunerfilm weder revolutioniert, noch reicht "Vinci" an die Lässigkeit von Soderberghs Ocean's-Trilogie heran. Doch dieser alternative Versuch bleibt im Großen und Ganzen empfehlenswert.


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