Wie Feuer und Flamme

Jahr
2001
Laufzeit
94 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 23. Dezember 2010

Ein ziemlich anspruchsvolles Projekt hat sich Connie Walther für ihr Spielfilmdebüt ausgesucht, denn die absolut korrekte Genre-Einordnung für "Wie Feuer und Flamme" lautet ungefähr (und

Rumhängen auf ostberlinerisch: Captain und
seine Kumpels bei einer typischen Tätigkeit.

jetzt tief Luft holen) Polit-Punk-Teenie-Ost-West-Love-Story. Das ist eine Menge Stoff für einen Film, und wenig überraschend auch der Grund für das relative Scheitern des Streifens. Unentschlossen pendelt Walther zwischen aussagekräftigem Realismus und zielgruppenfreundlicher Verklärtheit und erreicht so letztlich alle ein bißchen, aber niemand so richtig.

Das Drehbuch zu "Wie Feuer und Flamme" stammt aus der Feder von Natja Brunckhorst, den etwas Älteren unter uns noch bekannt als Titelfigur aus "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", einer der ganz wenigen halbwegs relevanten deutschen Filme aus den 80ern. Gemeinsam haben die beiden Filme sowohl den groben Handlungsort als auch die Zeit, das war's aber auch schon: Wir schreiben das Jahr 1982. Die 17jährige West-Berlinerin Nele reist zur Beerdigung ihrer Großmutter erstmals in den Ostteil der Stadt und macht zufällig die Bekanntschaft des Punks Captain und seiner Gang. Typisch

Riskant und romantisch: Nele (Anna Bertheau)
schmuggelt Captain's Bänder über die Grenze

Teenie gleich Hals über Kopf in den süßen Typen verknallt, kommt Nele eine Woche später zu einem Konzert von Captain's Punkrock-Combo zurück, wo die aufgeheizten Jugendlichen einem ZDF-Reporter die Kamera zerstören in der Annahme, er sei von der Stasi. Spontan drehen Captain und Kollegen eigenes Bildmaterial, das Nele in den Westen schmuggeln soll. Und schon stehen die beiden Frischverliebten im Mittelpunkt sowohl politischer als auch emotionaler Problemstürme. Denn während die Staatsmacht gegen die aufmüpfige Untergrundszene mobil macht, müssen Nele und Captain einige Mauern überwinden: Die physische in der Mitte Berlins, und die psychische in ihren Köpfen.

Da werden eine ganze Menge Themen gleichzeitig angefaßt, und die wollen auch alle gleichwertig berücksichtigt werden: Portrait der Punk-Szene in der DDR, das konfliktreiche

Nur nicht unterkriegen lassen: Die Stasi
schickt Captain (Antonio Wannek) ohne
Hose zurück auf die Straße.

Leben als Jugendlicher unter der Fuchtel der Stasi, Teenagerliebe an sich und dann auch noch über schier unüberwindbare Grenzen hinweg. Als wollten sie jeglichen Vorwurf der Substanzlosigkeit von sich weisen, stopfen Walther und Brunckhorst soviel Material in ihren Film, daß der nichts davon wirklich zerkauen kann und daran zu ersticken droht. Einzige Lösung: Das Ganze bröckchenweise wieder ausspucken. So bleiben viele der angeknabberten Konflikte unverdaut auf halber Strecke liegen. Die Auseinandersetzung mit dem Elternhaus findet auf der Ostseite nur sporadisch, auf der Westseite gar nicht mehr statt, angebliche Eifersucht und/oder Mißtrauen der jeweiligen Freundeskreise bleibt filmisch unbestätigt auf dem Papier stehen.
Mit zunehmender Laufzeit verliert "Wie Feuer und Flamme" auch sein gutes Gespür für die von der allgegenwärtigen Kontrolle ausgelöste Paranoia und ergibt sich im letzten Drittel schließlich vollkommen in die Liebesgeschichte. Da der Höhepunkt der Handlung hier bereits überschritten ist, plumpst der Spannungsbogen des Films leider ins Bodenlose, was auch daran liegt, daß

Das Feiern nicht vergessen: GZSZ-Star Tim
Sander und Konsorten haben (noch) gut lachen.

Nele's letzter Trip gen Osten in Durchführung und Konsequenz reichlich theatralisch und damit aufgesetzt wirkt. Zunehmend melodramatisch zieht es sich so bis zum Ende doch beträchtlich, und für einen wirklich tollen Schluß hätte man die letzten 30 Sekunden weglassen sollen.

Diese bröckelnde Handlung wird angesichts des grundsätzlichen Dilemmas von "Wie Feuer und Flamme" verständlich: Bei solchem Inhalt musste man früher oder später an eine Weggabelung gelangen, die nicht nur weiteren Verlauf, sondern auch Zielgruppe bestimmen würde. Die Entscheidung fiel zu Gunsten der nachwachsenden Generation, welche (wie auch die Hauptdarsteller, der Prominenteste von ihnen Tim Sander aus GZSZ) die Mauer nie wirklich bewußt erlebt hat, und hier nun ein stilisiertes Bild des Ostens vorfindet, welches in seiner Funktion über die Plotstütze kaum hinweg kommt. Was indes nicht unbedingt ein Vorwurf ist: Man hat sich für das junge Publikum entschieden, und dem ist die Vergangenheit

Abtransport einer Staatsfeindin: Nele macht sich
bei den Ost-Behörden äußerst unbeliebt.

appetitlich in eine Teenie-Love Story verpackt wahrscheinlich eher näher zu bringen als in der komplett problemorientierten Variante. Die Verwerfung des ursprünglichen Titels "Pissed and proud" läßt bereits erahnen, wohin dieser Film ebenso gut hätte steuern können.

So inszeniert Connie Walther ihre Geschichte konsumentenfreundlich in gefälligen, teilweise romantisierenden Einstellungen, etabliert aber gleichzeitig eine starke Bildersprache um Motive wie Freiheit und Vergänglichkeit. Richtig zusammenpassen mag das alles nicht, läßt aber das eindeutige Potential für mehr erkennen, das in der Frau hinter der Kamera schlummert. Am Ende eindeutig zu lang und kitschig geraten, ist "Wie Feuer und Flamme" sicher einer der Filme, aus denen sich jeder seine Rosinen selber raus picken muß, und die damit eine ganze Menge verschiedener Qualitätsurteile zulassen. Womit er zumindest eins geschafft hätte: Nicht so schnell in Vergessenheit zu geraten. Denn reden kann man noch lange über ihn.


10
10/10

Der Film ist einfach der geilste .... ichbin ja selber Punk und ey der film ist ssssssssssssssssssssoooooooooooooooo hamma geil einfach das beste was ich jeh gesehen habe ich bin glücklich das ich in zu gesicht bekommen habe

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