Womb

Originaltitel
Womb
Jahr
2010
Laufzeit
107 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 27. April 2011

Zwölf Jahre nachdem sie dort eine unschuldige jugendliche Romanze erlebt hat, kehrt Rebecca (Eva Green) an den Ort ihrer damaligen Sommerferien zurück. Doch beim Wiedersehen ist die Anziehungskraft zwischen ihr und Tommy (Matt Smith) ungebrochen und eine leidenschaftliche Beziehung beginnt. Die findet jedoch nur wenig später ein tragisches Ende, als Tommy bei einem Autounfall ums Leben kommt. Rebecca kann den Verlust nicht akzeptieren und fasst einen folgenschweren Entschluss: Sie lässt sich mit Tommys DNA künstlich befruchten und trägt ein Kind aus, welches das exakte genetische Ebenbild ihres Geliebten darstellen wird. Von der Gesellschaft misstrauisch beäugt, ziehen sich die Mutter und der nichtsahnende Sohn in ein einsames Haus am Wattenmeer zurück. Doch was wird geschehen wenn Tommy zum Mann und damit endgültig zur Reinkarnation von Rebeccas Geliebtem werden wird?

Wenn das Thema "Klone" nicht gerade in einer rasanten SF-Action-Variante aus Hollywood daherkommt, sondern uns in der europäischen Geschmacksrichtung serviert wird, dann scheint es dabei zwangsläufig sehr ruhig, kühl und bedächtig zu zugehen. Das war vor ein paar Jahren beim "Blueprint" mit Franka Potente so und trifft grundsätzlich auch auf das ebenfalls in diesen Tagen anlaufende britische Werk "Alles, was wir geben mussten" zu. Während letzteres aber durch einen interessanten Handlungsansatz und seine berührende Emotionalität überzeugen kann, bewegt sich die erste größere Produktion des ungarischen Regisseurs und Autors Benedek Fliegauf eher im sterilen "Blueprint"-Fahrwasser, was eher nicht als Kompliment zu werten ist. Denn "Womb", was soviel wie "Mutterleib" bedeutet und dessen Dreharbeiten die Filmszene vor gut zwei Jahren begleitete, erstickt seine potentiell reizvolle Geschichte förmlich in einer quälenden Langsamkeit der Erzählung und der damit einhergehenden Sprachlosigkeit seiner Figuren.
Es ist ja letztendlich klar, auf welchen Konflikt das Ganze hinauslaufen wird, nämlich auf die Frage, wie sich der "wiedergeborene" Tommy am Ende zu seiner Mutter stellen wird und ob sich deren Vorstellung vom eigenen Sohn als Ersatz für den einst verlorenen Geliebten erfüllen wird. Der Weg zu dieser finalen Konfrontation führt uns jedoch nicht nur über eine Lebensphase von 20 Jahren, in der im Grunde bemerkenswert wenig Interessantes geschieht. Selbst die Ächtung und Ablehnung der in dieser nicht näher beschriebenen Gesellschaft möglich gewordenen Klonkinder wird nur angedeutet, und eine missglückte Geburtstagsfeier reicht bereits aus um Rebecca und ihren Sohn umgehend den Weg in die jahrelange Isolation wählen zu lassen. Diese wird dann in ihrer Monotonie lediglich durch das Auftauchen von Tommys erster Freundin (Hannah Murray) unterbrochen, eine an sich große emotionale Prüfung für dessen Mutter, die aber letztlich ebenfalls einfach ausgesessen wird.

Nicht erst im weiteren Verlauf, sondern schon gleich zu Beginn fragt man sich als Zuschauer fast zwangsläufig, weshalb der Regisseur und Drehbuchautor Fliegauf die Entwicklung der Romanze zwischen seinen beiden Hauptfiguren auf diese merkwürdige Art konstruiert hat. Statt eine sich irgendwie "normal" entwickelnde und wachsenden Beziehung zu entwerfen, bei der man dann auch vom plötzlichen Tod entsprechend schockiert und getroffen wird und die Verzweiflung der Zurückgebliebenen nachvollziehen kann, bekommen wir hier ein Liebespaar vorgesetzt, dass sich als Kinder zwei Tage lang ein bisschen ineinander verliebt hat und dann zwölf Jahre später erneut nur wenige Tage miteinander verbringt, bevor es sofort brutal auseinandergerissen wird. Dass ausgerechnet aus einer solchen Beziehung, die im Grunde noch gar keine war, der durch nichts und niemanden aufzuhaltende, alle Bedenken wegwischende Wunsch entsteht diese nun unbedingt zurück haben zu wollen, ist wenig überzeugend und nachvollziehbar. Hätte Fliegauf seine Exposition lieber der Entwicklung des Verhältnisses seines "Traumpaares" gewidmet anstatt dieser eigentlich völlig überflüssigen und arg an den Haaren herbeigezogenen "Vorgeschichte", so wäre man als Betrachter sicher mit deutlich mehr Interesse und Emotionen dabei.

So bleibt jedoch nur die Möglichkeit, sich an den kargen, aber zweifellos hübsch eingefangenen Schauplätzen sowie dem engagierten und hochmotivierten Spiel von Eva Green zu erfreuen, die hier nicht nur überzeugend im Verlauf der Handlung um gute 20 Jahre altert, sondern auch erfolgreich demonstriert, dass sie offensichtlich nicht vorhat, sich auf die Rolle als schmückendes Beiwerk in Blockbuster-Produktionen von James Bond bis "Königreich der Himmel" zu beschränken. Doch auch das ist halt nur ein sehr beschränktes Vergnügen, wenn man dabei immer wieder gefühlte fünf Minuten gemeinsam mit den Figuren aus einer Tür oder einem Fenster starrt und sich hinter diesem dann doch nichts anderes befindet als Umgebung.
Die Filmförderungs-Gelder von gleich drei norddeutschen Bundesländern sind hier zweifellos in ein anspruchsvolles Kunstprojekt gewandert, welches jedoch die Geduld seiner Zuschauer recht extrem und oft auch unnötig strapaziert. Ob sie also zu Recht und sinnvoll investiert wurden, darf daher zumindest diskutiert werden.

Bilder: Copyright

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