Filmszene-Special: Interview mit Synchronsprecher Oliver Rohrbeck

von Volker Robrahn / 3. Juli 2013

rohrbeck 1Er ist in seiner Rolle als „Justus Jonas“ bei den drei Fragezeichen, die er seit mehr als 30 Jahren ausübt,  schon zu so eine Art Hörspiel-Legende geworden, setzt seine Stimme aber auch bei diversen Hörbüchern und Live-Veranstaltungen ein. Fürs Kino übernahm Oliver Rohrbeck nun auch in der Fortsetzung von „Ich – einfach unverbesserlich“ wieder den Part des Hauptcharakters Gru und sprach über seine Arbeit beim Interview mit Filmszene.

 

Filmszene: Oliver, Ihr „Gru“ ist eine recht vielschichtige Figur, die zunächst sogar richtig „böse“ war, aber doch eigentlich sehr liebenswert ist.

Oliver Rohrbeck: Ja, ich bin auch sehr glücklich mit dieser Figur, die nicht so „weichgespült“ ist wie man es sonst doch oft bei Animationsfilmen hat. Natürlich läuft das alles immer noch unter Familien-Entertainment, aber unser Gru hat eben sowohl ein paar Sonnen- als auch Schattenseiten.

Wie viel Möglichkeiten hat man denn da seine eigene Persönlichkeit einzubringen? Oder bleibt man doch sehr stark am Original?

Oliver Rohrbeck: Zwangsläufig ja, denn natürlich ist Vieles vorgegeben und auf den Originalsprecher Steve Carell abgestimmt. Trotzdem hat man aber doch zumindest ein wenig mehr Möglichkeiten eigene Charaktermerkmale einzubringen als etwa bei der Synchronisation von Realfilmen.

Wir haben es hier ja was diese Arbeit betrifft mit einem richtigen Profi zu tun. Ich habe gelesen, dass Sie bereits in den siebziger Jahren für Disneyfilme wie „Pinocchio“ und „Bambi“ tätig waren.

rohrbeck 2Oliver Rohrbeck: In der Tat, in einem Alter, in dem ich noch nicht mal richtig lesen konnte. Da haben Größen wie Harald Juhnke oder Georg Thomalla mir dann den Text vorsagen müssen. Damit fing es quasi an und ich hatte immer Spaß dran und bin dabei geblieben. Es folgte die klassische Schauspielausbildung, aber ich habe mich immer mehr für die Arbeit hinter den Kulissen interessiert, auch dafür Synchron-Regie zu führen. Und mittlerweile treten wir manchmal vor mehr als 10.000 Leuten live auf – dass so etwas möglich ist zeigt mir dann, dass ich mich wohl richtig entschieden habe. Denn seit ich mich für die Schauspielerei hinter den Kulissen als Hörspiel- und Synchronschauspieler entschieden habe, kommen viel mehr Leute zu meinen Auftritten.

Haben sich die Arbeittsumstände in dieser langen Zeit verändert? Man hört ja oft, dass der Rahmen vor allem zeitlich immer enger gesteckt wird.

Oliver Rohrbeck: Der Termindruck ist deutlich stärker geworden, ja.  Es liegt dabei natürlich zu einem Teil an der Raubkopien-Problematik, dass wir das Ausgangsmaterial oft erst sehr spät bekommen und das auch oft nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen. Man bekommt auch keine Kopien mehr mit nach Hause um dort zu arbeiten, das ist leider alles etwas schwieriger geworden. Und dass die Filme mittlerweile meist überall auf der Welt fast gleichzeitig starten trägt ebenfalls dazu bei, dass der Zeitplan doch meist sehr eng ist.

Ist denn eine Schauspielausbildung für den Job als Synchronsprecher sinnvoll oder sogar notwendig?

rohrbeck 3Oliver Rohrbeck: Das würde ich schon so sehen, denn das Synchronsprechen ist auf jeden Fall eine Form der Schauspielerei, es geht ums Spielen und darum die richtigen Worte zu wählen. Das erweist sich für Quereinsteiger dann oft als deutlich schwieriger als diese vorher denken.

Achtet jemand dessen Stimme ja irgendwo sein wesentliches Kapital ist dann besonders darauf, pflegt und schont sie möglichst?

Oliver Rohrbeck: Nein, das tue ich eigentlich nicht. Als Fan von gleich zwei Fußballvereinen – Hertha BSC und St. Pauli – halte ich mich da im Stadion zum Beispiel nicht zurück. Aber dank meiner Schauspielausbildung weiß ich wie ich auch ruhig mal lauter sprechen kann ohne deshalb sofort heiser zu werden. Und selbst wenn das mal passieren sollte, gibt es ja noch genug andere Aktivitäten bei denen ich meine Stimme gar nicht unbedingt brauche, wie etwa bei der Hörspielregie  in meinem eigenen Tonstudio.

Also doch recht breit aufgestellt mittlerweile?

Oliver Rohrbeck: Ja, auf jeden Fall. Und das muss ja auch so sein, denn wer weiß: Wenn selbst die drei Fragezeichen irgendwann Geschichte sind oder ein Ben Stiller mal keine Filme mehr macht, dann habe ich noch diverse andere Standbeine, sowohl mit meinem Studio, als auch mit den Live-Tourneen und Lesungen. Und außerdem bin ich ja stets offen für Neues und möchte verschiedene Dinge ausprobieren. Demnächst statt in Riesenhallen dann halt auch mal im Burgtheater oder in einer Scheune wie beim Musikfestival. Und wenn jetzt die „Minions“ ihren eigenen Film bekommen, ist ja vielleicht auch der Gru wieder mit dabei. 

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Oliver Rohrbeck beim Interview mit Filmszene-Redakteur Volker Robrahn

 


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