Ganz neue Welten - oder vielleicht doch nicht? Die vierte Star Trek-Serie "VOYAGER" - Staffel 4

von Volker Robrahn / 4. Januar 2010

Staffel 4 - Der Quantensprung

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Borg-Charakter für mehr Sex im - in dieser Hinsicht meist recht biederen - Star Trek-Universum sorgen würde. Bei dessen ersten Auftritt im "Skorpion"-Zweiteiler konnte man das auch noch nicht unbedingt vermuten, denn besonders attraktiv wirkte die als junges Mädchen assimilierte Borgdrohne Seven of Nine in ihrer Montur ja gerade nicht. Doch schon wenig später mussten die Produzenten sich der empörten Kritik von Frauenverbänden und ähnlichen Einrichtungen stellen, denn die kurz "Seven" genannte Frau stellte ihre üppigen Rundungen fortan im hautengen Dress zur Schau und nahm dabei nicht nur zum Thema Sexualität eine sehr unbefangene Haltung ein. Diese beruhte allerdings auf ihrer Ahnungslosigkeit im Umgang mit der menschlichen Gesellschaft und auch sonst wollen wir mal fair bleiben: Natürlich sorgte Jerri Ryan mit Ihrer Rolle als Seven of Nine für einen gewissen "Babe-Faktor", aber gleichzeitig verkörperte sie auch die interessanteste und stärkste Figur innerhalb der ganzen Serie.
Und als hätte ihre Anwesenheit eine Tür geöffnet, sprudelten die frischen Ideen aus den Autoren der Serie geradezu heraus, nachdem diese sich in den vorhergehenden Jahren mit dieser Aufgabe manchmal doch regelrecht rumgequält hätten. Das vierte Jahr "Voyager" bot tatsächlich erstklassige Unterhaltung am laufenden Band und nicht nur ab und zu. Dabei beschäftigten sich keinesfalls alle gelungenen Episoden nur mit dem neuen Besatzungsmitglied, denn dessen Geschichte wurde hauptsächlich in "Die Gabe", "Der schwarze Vogel" und "Eine" weiter ausgeführt. Mit der "Gabe" entledigte man sich dann auch recht schnell der nun wohl als überflüssig angesehenen Kes, die plötzlich neue Kräfte entwickelte und sich daher auch prompt neue Herausforderungen suchte.
Aber auch andere Charaktere durften sich entwickeln und der geltende Status Quo wurde in "Der Tag der Ehre" nachhaltig verändert, denn von dieser Folge an waren B'Elanna Torres und Tom Paris ein Paar. Bemerkenswert oft machte man in diesem Jahr "Gewalt" zum zentralen Thema einzelner Geschichten, wobei der Überlebenskampf von Chakotay in "Nemesis" und das mordende Hologramm in "Der Isomorph" überzeugender gerieten als die "Gewalttätigen Gedanken" von Torres. Gleich zweimal präsentierte man dem Publikum zudem eine Doppelfolge, und sowohl das "Jahr in der Hölle" als auch "Das Tötungsspiel" (mit auch bei der deutschen TV-Ausstrahlung nicht mehr ausgeblendeten Nazis) gerieten dabei äußerst düster, gehören aber nicht zu den stärksten Zweiteilern der Franchise. Ebenfalls sehr brutal gingen die "Hirogen" vor, eine neue, recht interessante Jägerrasse die gleich in mehreren Folgen auftauchte.
Die Zahl der Aussetzer war erfreulich gering und diente auch nur zur Bestätigung bereits bekannter Regeln: Episoden mit Neelix sind meistens ziemlich doof ("Leben nach dem Tod") und wirre Traumgeschichten sehr ermüdend, auch wenn sie "Wache Momente" heißen. Das Staffelfinale "In Furcht und Hoffnung" schließlich kam diesmal nicht als Mehrteiler daher und präsentierte auch nur einen milden Cliffhanger. Durchaus passend für das Jahr, in dem die "Voyager" endlich ins richtige Fahrwasser gefunden hatte.

Im obligatorischen Jahresrückblick auf der Bonus-DVD ist den Autoren und Produzenten auch deutlich die Erleichterung anzumerken, nun endlich an einem Punkt angekommen zu sein, an dem die Serie erstmalig richtig rund läuft. Brannon Braga bezeichnet die vierte Staffel und insbesondere die Einführung der Figur Seven of Nine dann auch als "den Punkt, der die ganze Serie definiert". Des Weiteren führt einen das jetzt in Form eines Borg-Würfels gestaltete Menu durch zwei weitere "Zeitkapseln" und einen Blick auf die Special Effects einzelner Folgen. Aber auch der Borg-Würfel hält einige verborgene Extras bereit, die man wieder, genau wie bei den früheren Boxen, durch Anklicken bestimmter Segmente des Schiffes sichtbar macht. Allerdings beschränken sich die darin enthaltenen kleinen Beiträge diesmal hauptsächlich auf weitere Interviewschnipsel, unter anderem mit einem Regie führenden Tim Russ und natürlich mit Jeri Ryan, die die Atmosphäre am Set beschreibt.
Alles in allem eine schöne Box, die nicht nur gediegen gestaltet ist sondern diesmal auch inhaltlich ein ungetrübtes "Star Trek"-Vergnügen bietet.


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