Interview mit "Gullivers Reisen"-Hauptdarsteller Jack Black

von Volker Robrahn / 25. September 2011

Filmszene: Jack, "Gullivers Reisen" ist ein Film, in dem es massenhaft computergenerierte Effekte gibt und Du vermutlich ständig in einer ziemlich leeren Kulisse spielen musstest. Wie funktionierte das?

Jack Black: Wie haben uns tatsächlich fast nie gesehen, jedenfalls konnte ich kaum mal meinem Gegenüber in die Augen schauen. Aber weil das wirklich recht schwierig und mit der Zeit frustrierend ist, haben wir für den Film eine ganz neue Technik entwickelt und die sieht so aus: Während die Kollegen etwa vor der realen Palastkulisse spielten, stand ich ein paar Meter dahinter vor der Miniaturkulisse. Und da wir ein simultan arbeitendes und sich bewegendes Kamera-System hatten, konnten wir also unsere Szenen gleichzeitig spielen und durchaus aufeinander reagieren. Das macht es für uns Schauspieler angenehmer und man erzielt meiner Meinung nach auch einen realistischeren Effekt als bei den rein am Computer zusammen geschnittenen Szenen. Vor allem auch, weil wir so das exakt gleiche Sonnenlicht teilten. Schreib bitte, dass ich dieses tolle System mitentwickelt habe.

Hast Du Dir damit vielleicht sogar eine Art Kindheitstraum verwirklicht, mal einfach mit allem herumspielen und es zur Not auch kaputtmachen zu dürfen?

Definitiv, ja. Abgesehen davon vielleicht, das ich auch in ein buntes Röckchen gesteckt wurde. Aber ja, als Riese in dieser Miniaturwelt war ich diesmal praktisch der "King Kong", nicht wie vor ein paar Jahren, als ich noch vor dem weglaufen musste.

Was für ein Hemd! Jack Black beim Interview
mit Filmszene-Redakteur Volker Robrahn

Wie vertraut warst Du vorher mit der Geschichte von "Gullivers Reisen"?

Die Bücher hatte ich nicht gelesen, es sind ja insgesamt vier. Wie die meisten kannte ich nur die Geschichte über seine Reise nach Lilliput und zu den Riesen. Als dann vor drei Jahren die Anfrage von 20th Century Fox kam, ein Remake zu machen, hab ich es aber natürlich gleich gelesen und mochte es sehr. Das Faszinierende daran ist, dass das vor fast 300 Jahren geschrieben wurde und der Humor heute noch funktioniert. Das geht mir nämlich bei meinen Lieblingsfilmen von vor 20 oder 30 Jahren nicht so, die finde ich heute oft überhaupt nicht mehr witzig. Aber den wenigen Meisterwerken der Literatur gelingt sowas eben.

Deine Interpretation des Gulliver unterscheidet sich ja aber stark von der Vorlage. Warum ist das so und was hat Dich an der Figur gereizt?

Wir haben uns natürlich bei der Adaption unsere Freiheiten genommen, klar. Einmal natürlich um die Rolle auf mich und meine Art von Humor zuzuschneiden. Ich wollte dabei ein bisschen mit gesellschaftlichen Themen herumspielen, dem oft schon krankhaften Wunsch der Menschen, berühmt und beliebt zu sein. Der Vorstellung eben, unbedingt eine "große Nummer" sein zu wollen. Ich konnte mir von Anfang an gut vorstellen, solche Themen in diese Fantasy-Geschichte mit einzubauen. Und ich mag natürlich grundsätzlich diese Art von Abenteuerfilmen.

Gibt es da eine gewisse Identifikation mit dem zunächst nicht besonders respektierten Gulliver? Hast Du in der Schule oder zu Beginn Deiner Karriere aufgrund von Figur und Äußerlichkeiten ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ja, ich teilte da früher schon einiges von Gullivers Unsicherheit und Schüchternheit - vor allem was die Mädchen anging. Die Antwort auf all diese Probleme war dann für mich unbedingt im Fernsehen auftreten zu wollen, so dass alle meine Freunde mich sehen könnten. Nicht "anonym" zu sein, denn das war damals meine größte Angst. Heute ist es aber ganz unterschiedlich, ob ich mich auf der Leinwand sehen mag. Wenn ich mit meiner Performance oder dem Film nicht so zufrieden bin, dann mag ich das auch nicht gerne anschauen, dann möchte ich sicher kein "Riese" sein, sondern lieber schrumpfen. Aber in diesem Film schaue ich mir sehr gerne selbst zu.

Der Film ist ja auch wirklich lustig und er ist sehr rasant. Er ist aber auch erstaunlich kurz und man hat manchmal das Gefühl, da fehlt sogar etwas. Warum wurde das so gemacht und wird es dann eine Art "Director's Cut" erst auf der DVD geben?

Hm, wenn es nach mir allein gegangen wäre, dann wäre der Film tatsächlich etwas länger geworden, ich hätte wohl ein paar Dinge drin gelassen, die ihn dann auf über 100 Minuten gebracht hätten. Aber obwohl ich auch einer der ausführenden Produzenten bin, hatte ich das letztlich nicht zu entscheiden. Doch es gab eben auch gute Gründe und auch die Hinweise aus Testvorführungen, das Ganze doch besser knapp und konzentriert zu halten, die richtige Balance zwischen den lustigen und etwas nachdenklicheren Momenten zu finden. Für den allgemeinen "Fluss" des Films mussten wir dann leider Einiges opfern, aber das ist halt so. Einen "Director's Cut" wird es da wohl tatsächlich später geben.

Was dürfen wir sonst als nächstes von Dir erwarten?

Meine Stimme hört ihr bald in "Kung Fu Panda 2", danach kommt "The Big Year", eine Komödie mit Steve Martin und Owen Wilson, und dann habe ich noch einen kleinen, verrückten Film mit meinem Freund Richard Linklater namens "Birdie" gemacht. Und natürlich habe ich noch ein neues Album mit meiner Band "Tenacious D" aufgenommen. Ich warte ja immer noch darauf, auch mal eine "Goldene Schallplatte" in Deutschland zu bekommen. Vielleicht brauche ich dafür dann einen Cameo-Auftritt von David Hasselhoff. Wie macht der das bloß bei euch?


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