Elling

Originaltitel
Elling
Land
Jahr
2001
Laufzeit
89 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
10
10/10
von Nadja Raweh / 31. Mai 2010

 Entschlossen steht Elling vor einem Bahnhofsbeamten, um ein Ticket zu kaufen. Dieser unscheinbare, schmächtige Mann hat es geschafft! Aufgeregt erzählt er dem Herrn hinter dem Schalter, er wolle mit seinem Freund Kjell Bjarne nach Oslo, dort träfen sie den Sozialarbeiter Frank Åsli. Der Fahrkartenverkäufer sei doch auch beim Staat angestellt; arbeiten dort nette Menschen? Doch Ellings Frage bleibt unbeantwortet. Nach einem längeren Aufenthalt in der Psychiatrie ‚Kurzentrum Brøynes' ist die Reintegration in die norwegische Gesellschaft eben nicht so einfach.
Um den Beiden die Eingliederung in das Leben zu erleichtern, hat der Staat ihnen eine hübsche Drei-Zimmer-Wohnung zur Verfügung gestellt. Und eben Sozialarbeiter Frank (Jørgen Langhelle). Wie ein Alltags-Animateur taucht er in regelmäßigen Abständen bei ihnen auf und fordert etwas mehr Selbständigkeit oder Leidenschaft für Freizeitbetätigungen. Also versuchen Elling und sein Zimmergenosse Kjell Bjarne die ‚Normalität' zu erlernen. Und die beiden arbeiten wirklich eisern und hart an sich. Aber die gestellten Forderungen, mögen sie uns noch so banal erscheinen, stürzen Elling und Kjell in einen täglichen Kampf mit sich selbst: Einkaufen, unter Menschen gehen oder allein und ohne Angst telefonieren. Das ist eben für die einen ganz normal, aber für die anderen schieres "Grenzensprengen". Für diese einen ist eine Expedition zum Südpol etwas fast Alltägliches und für die anderen, für die ist schon der Gang quer durchs Restaurant aufs Klo ein großes Abenteuer ...
Der eher grobschlächtige, aber gutmütige Kjell Bjarne (Sven Nordin) hat es beim erreichen seiner Ziele etwas leichter, da sich seine Interessen mit eindeutiger Konsequenz auf das Fressen und Ficken beschränken. Kompliziert wird es für ihn, als er nicht mehr nur von Ellings ‚reichhaltigem', wüsten, Erfahrungsschatz zehren muss, sondern tatsächlich eine Frau kennen lernt. Als er im Treppenhaus über die hochschwangere und sehr betrunkene Reidun (Marit Pia Jacobsen) stolpert, erhält Kjell die Chance seines Lebens: Vielleicht schafft er es eine Frau kennen zu lernen, die ihn nicht nur endlich, endlich entjungfern würde, sondern auch noch lieben könnte. Elling (Per Christian Ellefsen) hat es da schon schwerer. Er ist nicht nur tiefgründiger, sondern auch weitaus psychotischer veranlagt als sein Kumpel. Selbstkritisch betitelt er sich als "Muttersöhnchen" und versucht in kleinen Schritten, seiner heimlichen Verehrung für die Ministerpräsidentin/Über-Mutter Gro Harlem Bruntland zu entwachsen. Als Elling plötzlich, und ganz "ohne die Hilfe des norwegischen Staates", einen intellektuell gleichgesinnten Freund findet, entdeckt er unverhofft seine Berufung zur Poesie.
Mit einem Mal ist das Leben kein unüberwindbarer Hindernislauf mehr, sondern möglich. Es ist eben ein gewaltiges Abenteuer. Und die beiden müssen alles geben, was sie können ...

Die Figuren Elling und Kjell Bjarne, nach den vier ‚Elling'-Romanen von Ingvar Ambjørnsen, sind in Norwegen mittlerweile schon so etwas wie Volkshelden. Nicht minder sind es ihre realen Darsteller Per Christian Ellefsen und Sven Nordin, die die beiden liebenswerten Sonderlinge bereits in einer Theaterversion spielten. Denn wer es auf so sensible und komische Art schafft, die kauzigen Außenseiter ins Rampenlicht der Gesellschaft zu stellen, den muss man einfach mögen. Wem es gelingt, Humor und Ernsthaftigkeit, Skurrilität und Normalität so unbeschwert zu vereinen und ungekünstelt darzustellen, der verdient es einfach von über 800.000 Norwegern gesehen und gefeiert zu werden.
Daran ist Regisseur Petter Næss natürlich nicht ganz unschuldig. Niemals blickt er zu tragisch auf den zu bewältigenden Alltag der "zwei umtriebigen Junggesellen" und niemals lässt er ihre Schwächen im Umgang mit dem Leben lächerlich erscheinen. Ohne Frage ist es in besonderem Maße sein Verdienst, dass "Elling" kein weinerlich-analysierender Film über Männer mit psychologischen und gesellschaftlichen Eingliederungsproblemen geworden ist. Von der ersten bis zu letzten Sekunde ist er wie eine Erlebnisreise durch recht wunderliche, aber wunderbare poetische Momente. Obwohl Petter Næss, anders als Ambjørnsen, sich nicht auf Ellings Innenleben konzentriert, sondern das Augenmerk auf die Bewältigung des tückischen Alltags lenkt, gelingt es ihm ebenso wie dem Autor, das sensible Gleichgewicht der Geschichte zwischen Drama und Komödie zu wahren.
"Ich wollte einen unprätentiösen Film drehen", erklärt Næss. Aber was so schlicht aussieht, ist eben doch ein höchst anspruchsvolles und vielschichtiges und dabei absolut kurzweiliges Stück norwegische Filmgeschichte geworden.

 

Bilder: Copyright

10
10/10

Einer der besten Filme den es gibt der geht als kult in die geschichte ein !!!

Permalink

8
8/10

Erste Hälfte Hammer (für Monk/Stromberg-Fans), zweite Hälfte naja, Gefühlsduselei (für Frauen, älteres Klientel) ,

aber dennoch, zum totlachen, besonders die synchronisation von elling (für kennner: der Papagei aus Aladin) , zum brüllen!!! dass der Film nach Weihnachten total gammlig wird liegt wohl daran, dass ich doch wohl zu jung und verwöhnt bin (Malcom,Monk,Stromberg wäre ja auch nicht lustig, wenn auf einmal alles gut und harmonisch werden würde), liegt aber auch daran, dass es eigendlich ein theaterstück ist (habs im fränkischen Theater Maßbach gesehen, BOMBE!!!), deswegen am Besten als Theaterstück anschauen!

Ansonsten ein netter Film, um ihn auch mal mit der Freundin, den Eltern oder sonstwem anzuschauen, und zu zeigen, dass nicht alles Neue schlecht ist, und man von Film und Fernsehen nicht nur "viereckige Augen" bekommt!

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