Alien

Originaltitel
Alien
Jahr
1979
Laufzeit
117 min
Regie
Bewertung
von Frank-Michael Helmke / 20. Juni 2010

 

"Letzte Meldung vom interplanetarischen Raumfrachter Nostromo. Hier spricht der dritte Offizier. Die anderen Besatzungsmitglieder - Kane, Lambert, Parker, Bratt, Ash und Captain Dallas - sind tot. Ladung und Schiff sind zerstört. Wenn alles klappt, müsste ich in sechs Wochen die Randzone erreichen. Und sollte ich Glück haben, findet mich eine Raumpatrouille. Hier spricht Ripley, letzte Überlebende der Nostromo. Ende der Durchsage."

Zwei Jahre, nachdem George Lucas' "Star Wars" dem Kinopublikum die unendlichen Weiten des Weltraums als aufregenden Abenteuerspielplatz vorstellte, präsentierte der bis dahin noch unbeleckte Brite Ridley Scott den nächsten SciFi-Meilenstein, der eine etwas andere Vision hatte: War Lucas' weit, weit entfernte Galaxie noch ein Ort märchenhafter Fantasien (und von der menschlichen Geschichte bewusst abgetrennt), war bei Scott das All für uns Erdenbewohner vor allem eins: Groß, leer, und sehr, sehr tödlich.
Der vielleicht meistzitiertste Film des SciFi-Genres beginnt mit einer ersten Hälfte, deren missleitende Ruhe in ihrer Wirkung aus heutiger Perspektive kaum noch nachzuvollziehen ist: Von zahllosen Nachahmern auf Schockeffekte und tötungswütige Außerirdische konditioniert, weiß man als filmerfahrener Zuschauer von heute längst Bescheid über den Plot dieses Klassikers. Damals, 1979, war das nicht so: Die langsame Eröffnung des Films lullte den ahnungslosen Zuschauer ein, der von dem ersten Auftritt des Aliens und der rastlosen zweiten Hälfte dementsprechend wirksam überrumpelt wurde. Strukturell erweist sich "Alien" so als Geniestreich, dessen leise Eröffnung freilich auch noch metaphorische Bedeutung hat: Mit schleichenden, sanften Kamerabewegungen und dem zum Überhören komponierten Score von Jerry Goldsmith etabliert der Film das All als Nicht-Lebensraum, in dem die siebenköpfige menschliche Besatzung des gigantischen Fracht-Raumschiffes Nostromo denn auch dem Tiefschlaf frönt. Die meiste Zeit von dem Bordcomputer "Mutter" kontrolliert, bedarf das Schiff kaum einer lebendigen Crew - der Mensch wird zum überflüssigen Begleitpersonal, entbehrlich, wie der weitere Verlauf zeigen wird. Die Crew wird aus ihrem Schlummer geweckt, als der Bordcomputer das Notsignal eines anderen Schiffes auffängt und dementsprechend den Kurs ändert. Über diesen enormen Umweg auf der Reise nach Hause reichlich ungehalten, macht sich die Besatzung dennoch an die Untersuchung des Signals - schließlich werden sie von ihren Knebelverträgen der alles beherrschenden, aber seltsam anonym bleibenden "Cooperation" dazu gezwungen. In dem abgestürzten Raumschiff entdeckt die Crew nun einen Haufen seltsamer außerirdischer Kokons, in denen die wohl übelsten Tötungsmaschinen des Universums heranwachsen - was die Besatzung freilich erst lernt, als es bereits zu spät ist. Ein einziger eingeschleppter Organismus rafft nach und nach die ganze Mannschaft dahin - und wird von einem Mitglied sogar noch in Schutz genommen.

In seinem bodenlosen, finsteren Pessimismus ist "Alien" wirklich die absolute Antithese zum fröhlich-abenteuerlichen "Star Wars". Hier ist alles menschenfeindlich: Der luftleere, endlose Raum, die fremde Spezies, sogar die das Weltraum-Reisen erst möglich machende künstliche Intelligenz, die menschliche Regungen nicht nur nicht kennt, sondern auch systematisch ausmerzt (als Ripley gegen Ende versucht, den Selbstzerstörungsmechanismus rückgängig zu machen, erweist sich dies als unmöglich - das menschliche Zaudern der letzten Sekunde wird vom System als mögliche Fehlentscheidung ausgeschlossen). Wenn Wissenschaftsoffizier Ash die Perfektion des Alien-Organismus lobt ("Ich bewundere seine Reinheit, seinen Überlebenssinn. Unbeeinflusst von Gewissen, Reue, oder Moral."), wird das All-Abenteuer zum puren Überlebenskampf stilisiert: Charles Darwin's "survival of the fittest" ringt in den Ohren, und eines ist klar: In diesem Szenario steht der Mensch nicht am obersten Ende der Nahrungskette. Die Botschaft ist überdeutlich: Verlässt der Mensch die Erde, begibt er sich in einen (Lebens-)Raum, für den er schlichtweg nicht gemacht ist.
Doch damit nicht genug der düsteren Zukunftsvision: Zur Alien-Bedrohung von außen kommt die fast noch unheimlichere Bedrohung von innen durch die hier noch gesichts- und namenlose "Cooperation". Offensichtlich in wenig vorteilhaften Arbeitsverträgen gehalten, wird der Crew das selbständige Denken auch noch abtrainiert. Sinnbildlich hierfür Captain Dallas (Tom Skerritt), der für jede Entscheidung den ohne jede Übertreibung "Mutter" genannten Bordcomputer befragt, und ohne eine Lösung von dort ratlos bleibt. Noch erschreckender wird es schließlich, als die eigentliche Motivation für den Umweg zum Notsignal offenbart wird, und die Erkenntnis einsetzt: Das menschliche Leben ist selbst durch seine eigene Schöpfung nicht mehr geschützt.

Auch abseits dieser düsteren Tiefsinnigkeiten verdient sich "Alien" unter der Führung des wie immer mit brillantem stilistischen Auge inszenierenden Ridley Scott seinen Ehrenplatz in den Annalen des SciFi-Films. Das nervenzerreißende Versteckspiel des Showdowns findet sich in Ansätzen bis heute in jedem ähnlich konzipierten Genre-Stück wieder, ebenso wie die optischen Schauwerte des vom Schweizer Avantgarde-Künstler H.R. Giger entworfenen Alien-Designs. Dessen alptraumhafte, aber dennoch ästhetische Strukturen hinterlassen bleibenden Eindruck - auch wenn Giger sich für seine weitere Karriere in uninspirierten Variationen des Themas verlor und anscheinend nicht mehr Brillanz zu bieten hatte.
Auch wenn der Erfolg von "Star Wars" die Existenz von "Alien" als Gegenpol wahrscheinlich erst ermöglichte - der langfristige Einfluss aufs Genre ist bei Scott's Film der größere. Wohl auch, weil seine Schauermär mehr Variationen zuließ als Lucas' ganz klassisch strukturiertes Märchen. Künstlerisch und finanziell war der Erfolg jedenfalls groß genug, um auch aus "Alien" eine der führenden Franchises im SciFi-Sektor zu machen, die 1986 mit einem Sequel fortgesetzt wurde, welches stilistisch zwar vollkommen anders ausfällt, von der Klasse her dem Original aber in nichts nachsteht (und deshalb auch, neben "Der Pate" und "Terminator", meistzitiertes Beispiel in Diskussionen um die ewige Frage "Können Fortsetzungen so gut sein wie das Original?" ist).


ich habe alien vor kurzem im fernsehen gesehen. der film ansich hat mir sehr gut gefallen aber mich hat in der letzten halben stunde das ständige flackern von lampen im raumschiff gestört...da könnten leute je nen photosensitiven anfall bekommen. hat euch das in irgendeiner weise gestört?

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Es gibt kaum einen Film, der mich damals mehr um meinen Schlaf gebracht hat als Aliens. Lief Ende der Achziger im ZDF, hatte ihn mir trotz Verbots seitens meiner Eltern angesehen und war sowas von fasziniert, dass ich danach phantasierte und vor Angst nicht schlafen konnte :-) Die beste Szene überhaupt: Kampftrupp auf dem Weg in die Station und die immer drohender werdende Situation, verstärkt durch das Piepen der Scanner. Genial!!
Einer der wenigen Filme, für den ich damals Mitte der Neunziger 200 km gefahren bin, nur um den Director Cut auf VHS zu bekommen. Ist sowieso die bessere Version. Super Film.

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ALIEN -das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt- 11/10:

-habe ich schon ungelogen etwa 40 mal gesehen *g* zählt also zu meinen
Top 3, da gibt es also für mich nicht viel zu sagen.
Ein perfekter Film
-die Directors Cut ist brauchbar aber leider fallen sie durch die
veränderten oder älter gewordenen Synchronstimmen etwas unangenehm
auf
-hab den Soundtrack von John Goldsmitz auf CD

ALIENS -Die Rückkehr- 10/10:

-absolut angemessene Fortsetzung die ohne frage ebenso Genreweisend
war wie Teil 1. Achja! auch etwa 40 mal gesehen (=.=)
-die Director Cut Version allerdings war meiner meinung nach
völlig unbrauchbar und nicht nur weil die Synchronstimmen von
Ellen Ripley und der Crew in den -verständlicherweise- entfallenen
Szenen verändert war, sondern auch weil sie
inhaltlich keinen grossen Wert besitzen
-hab den Soundtrack von James Horner auf CD

ALIEN 3 10/10:

-ebenfalls um die 40 mal gesehen
-Grandiose Fortsetzung der anderen
beiden Teile und stilistisch doch ganz anders
-hab den Soundtrack von Elliot Goldenthal aud CD

ALIEN -die Wiedergeburt- 2/10 (für den Typ im Rollstuhl und Ron Perlman)

-bei diesem Film frag ich mich nur: "Wer war so SCHWACHSINNIG und hat
das ok für dieses komplett verblödete Drehbuch gegeben???"
-ich hab diesen Film 5 mal gesehen , na ok vielleicht auch 6 mal um
herauszufinden ob er wirklich so schlecht ist, ich hab
zwanghaft versucht etwas brauchbares daran zu finden aber ich hab
beim besten Willen nichts gefunden was den Film nur ansatzweise
berechtigt sich als Nachfolger einer der herausragensten
Science-fiction-Horrer Filmreihen zu bezeichnen. NICHTS!!!
-ich würde mir wünschen das der Film aus sämtliches Historischen
Archiven verschwindet als hätte er nie existiert...NIE!!!
-ich weiss nicht ob ich Heulen oder Kotzen muss wenn ich darüber
nachdenke
-schau mir den Film aus Protest nie wieder an!

PS. Alien vs Predator (1 und 2) ist noch viel schlechter!

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Ich muss nochmal was hinzufügen. Das mit den völlig unbrauchbaren Szenen in Alien 2 kann ich nicht so stehen lassen von mir. Ich hab nochma darüber nachgedacht um muss anerkennen das sie ja doch nicht so schlecht sind und der Film tatsächlich etwas hinzugewinnt. Was mich halt vorrangig daran stört ist das sie blöde synchroniesiert sind.

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10
10/10

Ich habe Anfang der 80'er Jahre zuerst das Buch ALIEN von Alan Dean Foster gelesen und war sofort von dem Stoff fasziniert. Danach habe ich mir den Film angeschaut, welcher DAMALS unglaublich realistisch rüberkam. Das Raumschiff NOSTROMO, welches Rohstoffe von weit her zur Erde schleppt und auf dem Rückweg "zufällig" von der Route abweicht um den ersten Kontakt mit Ausserirdischen "unbewusst" aufzunehmen, die Kunst von H.R. Giger, welches einen umhaut, Ripley als erste starke Frau im Weltraum. Die nervenzerfetzende Spannungskurve, die Dramatik, die schauspielerischen Leistungen. ALLES stimmte! Dieser Film ist nicht nur ein Meilenstein der Filmgeschichte, es ist ein Wendepunkt in der Erzählkunst und Schaffenskraft von Menschen, die zusammen gekommen sind um ein Meisterwerk zu erschaffen! Das ist ihnen mit EINEM einzigen Film gelungen! Wenn man sich den Müll der heutigen Zeit anschaut, dann wird die Größe dieses genialen Meisterwerks heute erst richtig bewusst!

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9
9/10

Wenn man sich H.R. Gigers andere Arbeiten so anschaut bekommt man den Eindruck dass vieles davon letztlich im Film – oder in den Alien-Filmen als ganzes garnicht richtig bearbeitet wurde oder bearbeitet werden konnte.

Es geht ja dabei scheinbar um das unterbewußte "inneinaner-verwobensein" von Sex, Gewalt, Tod, Geburt, Angst vor der eigenen Biologie, die instabilität des Individuums.. etc.
Im ersten Film hat man das insofern intelligent gelöst als man ja kaum etwas sieht und das meiste nur angedeutet wird – z.B. das Thema "Sex/Tod" mit dem "oral penetrierenden" Face-hugger und einem quasi-Vergewaltigungtod angedeutet.
Dadurch dass der erste Film in dieser Hinsicht vielleicht der stärkste – wenn man daneben Gigers' Necronomicon ankuckt kann man entdecken was mit den verschiedenen Einstellungen wohl gemeint war und sich gleich nochmal vor Grusel abwenden. :)

Die folgenden Filme lenken von diesen Themen allerdings dann jeweils auf ihre eigene Art ab.

In "Aliens" wird das ganze als Quasi-Vietnam Kriegsdrama abgespielt, in dem das Giger-Universum eigentlich nur als übermächtig-bedrohliche Kampfmaschine zu funktionieren – die rote Gefahr!
Obwohl man von den Aliens viel mehr zu sehen bekommt geht so das eigentlich erschreckende der Alien-Welt ein wenig verloren.
Diese militärische herangehensweise hat allerdings dann die gesammte Franchises geprägt, obwohl es mit Giger's Welt an sich wohl am wenigsten zu tun hat.

Der dritte Teil ist besonders seltsam, denn er scheint vom Plot her wieder stärker am Thema "Sex als Teufelsmonster" interessiert gewesen zu sein. Aber irgendwas muss bei der Produktion entgleist sein, denn Giger's visuelle Ideen kommen in dem Film kaum unter, obwohl sie hier allerbestens hingepasst hätten. Das Alien in "Alien 3" ist vergleichsweise fantasielos, und die eigentliche "Bedrohung aus dem Unterbewußtsein" die in der Sache drin steckt geht unter.

Im 4.Teil, der ja gern so niedergemacht wird, hat man sich wieder wesentlich breiter um die "Bedeutung" des Aliens gekümmert und es werden eine Menge philosophische Fragen aufgeworfen, was ich erstmal sehr gut finde! Der Film scheint sich aber dann komplett zu übernehmen und fällt am Ende mit unter den vielen Ideen die reingepackt wurden ziemlich auseinander – wird unglaubwürdig, selbstironisch und von der Atmosphäre her total anstrengend.
Aber Ideen hatten die Macher von Alien 4, das muss man ihnen wirklich lassen!

Zu Aliens vs. Predator sag ich mal nichts – ist halt alberne Action die letztlich von "Aliens" abgeleitet wurde.

Bei Prometheus hatte ich ja Hoffnung dass Giger endlich richtig zu Wort kommt, zumal man seine Designs für Jodorowski's "Dune" auch mit ausgpackt hat und das Thema "Ursprung der Menschheit" ja sehr gut auf seine düsteren biomechanischen Visionen gepaßt hätte!
Aber statt uns etwas neues über Leben, Sex, Tod und Religion zu erzählen gab es am Ende doch wieder nur Gewalt von Menschen gegen superstarke Monstern und totale Storyverwirrung.
"Sah gut aus und hat mich 2h lang nicht gelangweilt" kann man so zum Film wohl stehen lassen.
Aber ein wenig enttäuscht war ich schon.

Letztlich könnte es sein dass Hollywood einfach die Finger von solch tiefschürfend-beunruhigenden Themen lassen sollte – oder dass als Zuschauer die Erwartungen eben nicht hochschrauben darf sondern man die Filme eben einfach alle als Tanz um den heissen Brei verstehen muss.

Ist ja letztlich auch die Frage ob alle Menschen ihre Seelen mit der ganzen bedeutung der Giger-Bildern beschädigen müssen. Vielleicht ist es ganz gut wenn statdessen der Abschmiss auf 08/15 a'la "James Cameron Militarfetischismus" + Predator Rumschmeiss-Action kommt. :)

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