"Die wilden Siebziger!" - Staffel 6 auf DVD

von Simon Staake / 26. August 2011

Reds Schock ist überstanden, sein zum Cliffhangerfinale der letzten Staffel erlittener Herzinfarkt so halb - es heißt also "Ruhe bewahren" für den Chefcholeriker und Patriarchen des Foreman-Haushalts. Und das angesichts des neuen Schwiegersohns Fez, den Erics Schwester Laurie ja geehelicht hat, um ihn vor der Ausweisung zu bewahren. "Ehe" ist sowieso das richtige Stichwort, denn Eric und Donna bereiten ihre Vermählung vor. Kelso findet sich dagegen eher unvermittelt in einer Beziehung wieder - und sieht dazu noch Vaterfreuden entgegen. Und auch Nachbar Bob wird im Laufe der sechsten Staffel in Liebesdingen hin und her gerissen. Einzig bei Jackie und Hyde scheint alles so weit in Ordnung zu sein. Aber richtig zur Ruhe kommt natürlich keiner der Clique aus Point Place...

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, das hohe Niveau der Vorgängerstaffel, der seit dem Anfangsjahr besten Staffel der Serie, hat "Die Wilden Siebziger" in der jetzt auf DVD veröffentlichten sechsten Runde (die gerade erst ihre reichlich verspätete TV-Premiere auf Kabel 1 feierte) fast zwangsläufig nicht ganz halten können. Stattdessen pendelt man sich auf dem konstant guten Niveau der Staffeln dazwischen ein. An Lachern mangelt es auch hier nicht, aber es gibt sogar noch ein wenig Neues zu vermelden: Mit der Storyline um Kelsos überraschende Vaterschaft kommt gar ein etwas ernsterer Ton in die Serie, während sich der Blödmann vom Dienst sogar ein wenig ums Erwachsenwerden kümmern muss. Dass dies dank Kelsos immer noch legendärer Dämlichkeit natürlich nicht vollständig glatt läuft, ist klar. Auf die Lacherquote wird somit also trotz deutlich mehr in Richtung Veränderung drängender Figurenentwicklung nicht gedrückt, was auch für andere Storylines gilt, etwa die Frage, wie Donnas und Erics zukünftiges Leben nun aussehen soll. Nur auf eine interessante Storyline müssen wir leider weitestgehend verzichten, nämlich die Weiterentwicklung der Scheinehe von Fez und Laurie.

Die wilden Siebziger

Schuld daran ist die unendliche Backstage-Geschichte um Lisa Robin Kelly, die ja inmitten der dritten Staffel überraschend gefeuert wurde und dann gegen Ende der fünften Staffel ebenso überraschend wieder auftauchte. Die am Ende der letzten Staffel angefangene Storyline der Scheinehe war dann auch bis zu ihrem erneuten Rausschmiss zwischen den Staffeln als großer Handlungsstrang für die sechste Season geplant, wurde aber nach Kellys diesmal endgültigem Abschied massiv gekürzt und heruntergespielt. Zwar ersetzte man Kelly recht ordentlich durch Christina Moore (der allerdings Kellys unnachahmlich sarkastische Art fehlt), ließ diese aber nur im absoluten Minimum der nötigen Szenen auftreten. Sehr schade, denn aus der Ausgangskonstellation hätte man mehr machen können als einige immer noch sehr komische Aufeinandertreffen zwischen Red und Fez ("Er hat meine Beine gesehen." "Und er meinen Pepe!").

Die wilden Siebziger

Bemerkenswert ist wieder mal die Liste der Gaststars, von denen etliche auch für diverse Folgen und längere Storylines bleiben. Dazu gehören Shannon Elizabeth ("American Pie") als die eher nicht begeisterte Mutter von Kelsos Saat des Bösen… äh, Blöden, und Brooke Shields als Jackies selbstverliebte Mutter. Desweiteren gibt es ein Wiedersehen mit Luke Wilson als Kelsos älterem Bruder, Seth Green als nervigem Angeber Mitch und Tanya Roberts als Donnas Mutter Midge. Und auch Alison "Willow" Hannigan gibt sich die Ehre, auch wenn es nur ist, um Kelso anzuhimmeln. Zuverlässig schwanken die ebenfalls obligaten Traumsequenzen zwischen albern und gelungen, dieses Mal gibt es etwa eine "Grease"-Hommage und einen durchaus (auf)reizenden Auftritt der Damen der Clique als Striptänzerinnen.

Die wilden Siebziger

Besondere Highlights der Staffel sind sicherlich die Episoden "Der Superbulle" und "Es lebe Amerika!", in der Polizeianwärter Kelso zum Einstand gleich einen passenden Eindruck bei seinem Ausbilder hinterlässt, "Der fliegende Bus" mit dem titelgebenden Ereignis und "Odyssee des Grauens", in der Eric auf unnachahmliche Weise Donnas Hochzeitskleid ruiniert.
Wie üblich endet die Serie mit einer Art Cliffhanger, der allerdings Fragen für die nächste Staffel aufwirft, da man offensichtlich kaum noch glaubwürdige Möglichkeiten hat, um das Traumpaar Donna und Eric auseinander zu bringen bzw. ihr Happy End herauszuzögern. Zwar ist die "Kalte Füße"-Storyline gegen Ende der Staffel recht gut aufgebaut, aber man merkt der Entwicklung der Beziehung durch diese neuen Komplikationen erste Ermüdungserscheinungen an. Für den Moment ist "Die Wilden Siebziger" aber immer noch ein großer Spaß.

Die wilden Siebziger

Auch in Sachen DVD-Ausstattung ist man sich treu geblieben: Bild- und Tonumsetzung ist solide und die Extras sind wieder eher im unteren Mittelfeld anzusiedeln. Zu den TV-Spots zu jeder Episode gesellen sich diesmal zwei kurze Interviewsegmente mit "Red und Kitty" alias Kurtwood Smith und Debra Jo Rupp, die immerhin marginal interessanter sind als die der Jungschauspieler in den letzten Staffeln. So verrät etwa Frau Rupp, dass sie im Drehbuch für die Pilotfolge die Angaben zum Setting überlesen hatte und dann beim ersten Sehen der Sets verwundert war, dass das alles so, nun ja, 70er-Jahre-mäßig aussah.
Das eindeutige Highlight der Extraausstattung ist aber eine unterhaltsame 10-minütige Blooper-Rolle. Für Fans gibt es noch mal drei Audiokommentare von Regisseur David Trainer. Den seit der ersten Staffel gleich gebliebenen "Trailer" und den Highlight-Zusammenschnitt "Staffel 6 in 6 Minuten" braucht allerdings immer noch kein Mensch. Es bleibt also dabei, diese Serie kauft man nicht wegen der Extras, sondern für die Episoden selbst. Und auch hier gilt (noch): Eine konstant lustigere Sitcom gab es selten.


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