Escape Room

Originaltitel
Escape Room
Land
Jahr
2019
Laufzeit
99 Minuten
Regie
Kinostart
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 27. Februar 2019
Im Grunde ist man ja ziemlich spät dran mit dem großen Kinofilm zum schon seit einigen Jahren populären Thema der "Escape Room"-Spiele. Dabei bietet sich dieses Konzept einer eingeschlossenen Gruppe, die in mehreren aufeinander folgenden Räumen Rätsel lösen muss, um wieder herauszukommen, doch nun wirklich sehr für eine Verfilmung an. Nach diversen günstig und für den Videomarkt produzierten Filmchen hat man nun aber bei Sony bemerkt, dass der Titel "Escape Room"offenbar noch frei war, investierte ein paar Millionen mehr als die bisherige Konkurrenz und bietet zumindest visuell auch ein echtes Fest für den Betrachter.

Sechs sehr unterschiedliche Menschen finden sich darin zu einem genauso viel versprechenden wie mysteriösen "Escape Room"-Spiel in einem Gebäude ein. Sie alle haben eine persönliche Einladung erhalten, die ihnen den Gewinn von zehntausend Dollar verspricht. Das lässt sich dann auch ein eitler Börsenmakler nicht entgehen, während die übrigen meist sehr jungen Teilnehmer von solch einer Summe sonst eh nur träumen konnen. Träume haben sie auch sonst und zwar ziemlich schlimme, was sich auch irgendwann als die eine gemeinsame Verbindung unter allen Teilnehmern herauskristallisiert: Jeder der sechs hat mit einem unverarbeiteten Trauma zu kämpfen, dem er sich nun unter erschwerten Bedingungen stellen muss. Das "Spiel" beginnt dabei viel schneller als gedacht und es wird darin für alle Teilnehmer um Leben und Tod gehen.

Nun ist zwar das Konzept des Escape Rooms gerade für das Kino eigentlich nichts Neues, in leicht abgewandelter Form haben schließlich schon Filme wie "Cube" oder natürlich die "Saw"-Reihe nach dem gleichen Prinzip funktioniert. Rein handlungstechnisch unterscheidet sich der Ablauf daher auch nicht allzu sehr vom bewährten Muster, die Gruppe besteht aus den üblichen Verdächtigen: Ein arroganter Schnösel, ein Nerd, ein einfacher Arbeiter, ein abgefuckter Soziopath, ein schüchternes Mädchen und eine toughe Kampfamazone. Die Figureneinführung verläuft kurz und eine echte Charakterentwicklung ist aufgrund des rasant ablaufenden "Spiels" sowie dem Druck, dieses zu überstehen, kaum möglich. Das macht aber nicht viel, denn dafür bietet die Gestaltung der einzelnen Räume jede Menge Stoff für Action, Hektik, Stress und Spannung. Und was die Optik angeht hat man sich hier wirklich nicht lumpen lassen, bietet beim Betreten des nächsten Raumes den einen oder anderen "Wow"-Effekt inklusive der Frage "Wie haben die das denn hinbekommen?". So sind der riesig wirkende zugefrorene See oder ein komplett auf den Kopf gestelltes Zimmer einfach toll anzuschauen und würden wohl auch den Mitspielern entsprechend Respekt abnötigen, wenn die nicht so sehr mit Überleben beschäftigt wären.

Dies ist kein Schauspieler-Film, auch wenn die gebotenen Leistungen durchaus solide sind. Die eigentlichen Hauptdarsteller von "Escape Room" sind die Designer und Effektkünstler, die das Ganze schon verdammt gut aussehen lassen und zudem auch oft sehr einfallsreich zu Werke gehen. Dass die finale Auflösung dann arg enttäuscht und etwas allzu offensichtlich auf eine Fortsetzung hinarbeitet, mindert den Gesamteindruck allerdings mehr als nur ein bisschen.

 

escape 1    escape 2   escape 3

Bilder: Copyright

Als Fan der Brettspiele und auch einiger gelungener digitaler Varianten stehe ich einer Verfilmung eher skeptisch gegenüber, denn die Faszination ergibt sich weniger aus dem Zusehen, sondern dem Miträtseln. Dennoch gebe ich dem Film eine Chance - Fan ist Fan.
Was ich hier trotzdem kurz anmerken will: es gibt einen Film mit dem Titel "Exam" aus dem Jahr 2009, der ein ähnliches Konzept hervorrganed als Kamemrspiel (Schazuplatz ist ein einziger Raum) umgesetzt hat. Zwar ist ein Teil der Auflösung etwas konstrutiert und der Weg dorthin etwas geschwätzig, aber das Gesamtpaket stimmt, da man wirklich nicht weiß, was am Ende herauskommen soll.

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7
7/10

Nun habe ich den Film gesehen und ich muss sagen, ich wurde ganz schön mitgerissen. Wie die Renzension schon beschreibt, sind es die toll gestalteten und ausgestatteten Räume und das enorme Tempo, die einen bei der Stange halten. Es gibt keine Längen, keine überflüsigen Passagen und selbst zwischenmenschliche Dramen werden auf das Nötigste reduziert. Im Vordergrund steht Spannung, Druck und Effekt.
Die Charaktere fand ich auch gar nicht mal so farblos, allerdings ist schon frühzeitig klar, wer wohl länger durchhält, denn nur drei von sechs bekommen im Vorfeld einen Hauch von Hintergrund. Das ist schon auffällig.
Ich hätte gerne acht Augen vergeben, aber eine Sache fand ich dann doch etwas schade: der Schluss!
Klar, man mus ohnehin schon viel schlucken:
- wer baut sowas? Und wie? Und vor allem: wie schafft man es, alles wieder in Windeseile zurückzubauen?
- wer schafft es, das heimlich zu tun, sodass nur die Betroffenen davon wissen?
- woher kommt das offenkundig vorhandene Detailwissen von höchst privaten Dingen über die Spieler? Wurden die alle hypnotisiert oder wie?
- wer steckt eigentlich dahinter? Und warum?
Gut, diese Antwort bekommt man zum Teil, aber eher auf eine halbherzige Art - als Auflösung nicht wirklich zufriedenstellend. Da wäre mir fast das "alle nur geträumt" lieber :-)
So gesehen: ein höchst unterhaltsames, turbulentes Stück Film mit surrealen Momenten, bei dem man Logik nicht lange suchen darf, das einen mit dem Ende aber enttäuscht. Den Kinobesuch war es dennoch wert, denn die Optik ist grandios.

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