7 Göttinnen

Originaltitel
Angry Indian Goddesses
Land
Jahr
2015
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 19. Juni 2016

Sieben Frauen treffen sich im indischen Goa zu einem großen Fest. Freida hat zu ihrer Hochzeit eingeladen, aber niemand kennt bisher den Bräutigam. Alle Frauen reisen mit ihren ganz eigenen Sorgen an: Suranjana (Sandhysa Mridul) kämpft als Geschäftsfrau gegen Widerstände an, Joanna (Amrit Mghera) kommt als Schauspielerin nicht über Besetzungen als hübsches Dummchen hinaus, der Erfolg von Mad (Anushka Manchanda) als Sängerin ist überschaubar. Die einst viel versprechende Studentin Pam (Pavleen Gujral) hadert mit ihrem aktuellen Leben als Ehe- und Hausfrau und dann ist da noch Freidas Hausmädchen Laxmi (Rajshri Deshpande), die seit Jahren einen verzweifelten Kampf gegen die Schatten ihrer Vergangenheit führt.

Als Freida schließlich ihre Vermählung mit der Umweltaktivistin Nargis (Tannishtha Chatterjee) verkündet ist die allgemeine Überraschung aber auch die Freude groß. Doch die Tage des ausgelassenen Feierns und Tanzens werden immer wieder überschattet von persönlichen Problemen, bis schließlich ein dramatischer Zwischenfall die Situation völlig verändert.

Nur selten erreicht und aus Indien mal ein Film abseits der auch hierzulande bei vielen beliebten Bollywood-Musicals, mit viel Musik, Romantik und Kitsch. Regisseur Pan Nalin ("Samsara", "Valley of Flowers") feiert aber schon seit Monaten mit seinen „7 Göttinnen“ weltweit Festivalerfolge und erobert dort mit seinem aufregenden Film die Herzen des Publikums. Wer anhand des Titels einen beschwingten Film voller Frauenpower erwartet liegt damit zwar nicht falsch, doch handelt es sich hier nicht wirklich um einen „Feelgood“-Movie als leichte Berieselung für die Damenclique nach Feierabend. Was nicht heißen soll, dass es nichts zu freuen oder lachen gebe in diesem Film, doch ist dieser eben ein Mix aus vielen sehr unterschiedlichen Bestandteilen, die sich dabei dann auch nicht immer ganz leicht und flüssig ineinander fügen.

Der Originaltitel spricht nicht ohne Grund von „wütenden“ Göttinnen, die sich dabei auf die Gottheit Kali berufen, denn Kernthema des Films ist ganz klar die unbefriedigende Situation von Frauen in der indischen Gesellschaft. Schon mit wenigen kurzen Szenen wird dabei deutlich, wie es immer wieder vor allem Männer sind, die mit kleinen Anspielungen und Unverschämtheiten oder auch mit direkter anzüglicher Anmache ihre Machtposition ausnutzen.

Auch der Rest der Welt hat ja in den letzten Jahren aufgrund einiger aufsehenerregender Fälle von Vergewaltigung und Mord durchaus mitbekommen, dass da Einiges im Argen liegt, auch was den Willen von staatlichen indischen Institutionen zur Aufklärung solcher Verbrechen und zur Verurteilung der Täter angeht. So sehen wir auch hier daher einen vermutlich exemplarischen Vertreter der Polizei, der schon aufgrund des lesbischen Pärchens jeglichen Respekt vor den Frauen verliert und ihnen im Prinzip schon aufgrund ihrer leichten, freizügigen Kleidung selbst die Schuld zuschiebt, wenn ihnen dann halt etwas geschieht.

Der Ton der Geschichte verändert sich vor allem zum dramatischen Ende hin, wenn schließlich ein einziges Ereignis in den Mittelpunkt des Geschehens rückt werden vorher angerissene Erzählstränge nicht mehr weitererzählt und nicht mehr beachtet, was zwar nicht dem filmdramaturgischen Lehrbuch, sehr wohl aber oft der Realität entspricht. Die sieben Hauptdarstellerinnen überzeugen dabei allesamt, besitzen durchweg Ausstrahlung und nutzen die (aufgrund der Menge an Hauptfiguren) beschränkte Zeit ihren Charakteren klare Konturen und Facetten zu verleihen. Es ist ein, angesichts der Vielfalt der angeschnittenen Themen, zwangsläufig etwas oberflächlicher, nichts desto trotz aber sehr wirkungsvoller Einblick in die soziale indische Gegenwart, die offenbar viel zu vielschichtig ist um sie in nur eine spezielle Schublade zu packen. Dazu tragen auch diese sieben Göttinnen bei – mit all ihrer Wut.

Bilder: Copyright

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