Das Morgan-Projekt

Originaltitel
Morgan
Land
Jahr
2016
Laufzeit
91 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 29. November 2016

morgan 1An einem abgelegenen Ort dreht sich das Leben und der Alltag einer Handvoll Wissenschaftler fast einzig und allein um ein ganz besonderes Wesen. Morgan (Anya Taylor-Joy) wurde künstlich erschaffen und ist innerhalb kurzer Zeit zu einem Teenager herangewachsen. Einem recht widerspenstigen allerdings, der sich gegen seine „Erzieher“ auch schon mal mit Gewalt wehrt, wenn er nicht seinen Willen bekommt. Nachdem ein solcher Zwischenfall mit einem ausgestochenen Auge endet, entsendet das verantwortliche Unternehmen die „Risikomanagerin“ Lee Weathers (Kate Mara), von deren Erkenntnissen es abhängt, ob das Projekt weitergeführt werden kann. Die Mitglieder des Forschungsteams agieren dabei wenig neutral, ist ihnen doch ihr Schützling bereits stark ans Herz gewachsen und vor allem Amy (Rose Leslie aus „Game of Thrones“) betrachtet Morgan fast schon als eine Art Tochter. Aber ist es wirklich zu verantworten, diese unberechenbare Kreatur am Leben zu lassen?


morgan 2„Das Morgan Projekt“ ist der erste Film unter der Regie von Luke Scott, der seinem Vater Ridley zuvor bereits bei dessen Werken „ Exodus“ und „Der Marsianer“ assistierte. Er ist auch nicht der erste Scott-Sprössling, der sich hinter der Kamera versucht, doch wie schon bei seinen Brüdern Jake („Willkommen bei den Rileys“) und Jordan „(„Cracks“) lässt der kommerzielle Durchbruch vorläufig noch auf sich warten, denn der im Original schlicht „Morgan“ betitelte Film wurde vom US-Publikum dermaßen ignoriert, dass kurzerhand auch sämtliche Promotion-Veranstaltungen für Europa wieder gecancelt wurden.

Das ist etwas schade und auch unverdient, denn wirklich missraten ist der Film keineswegs. Zwar ist das Thema „Wie behandelt man eine künstliche Intelligenz?“ nicht gerade neu, denn vom Androiden Data aus „Star Trek“ über die Serie „Humans“ bis erst vor kurzem „Ex Machina“ widmeten sich bereits diverse Serien und Kinofilme der Frage, welche Rechte eigentlich eine synthetisch geschaffene Lebensform besitzt. Und natürlich liegt beim Namen Scott dann auch der eine oder andere Gedanke in Richtung „Blade Runner“ ziemlich offen auf der Hand.

morgan 3Tatsächlich wirkt das Setting mit der abgeschieden gelegenen Forschungsstation und dem weitgehend in Quarantäne gehaltenen Objekt des Interesses vor allem zu Beginn dann auch wie eine Variante von „Ex Machina“. Im Verlauf entfernt sich „Morgan“ allerdings recht weit von der Atmosphäre des Alex Garland-Films, spätestens nach dem Auftritt von Paul Giamatti als ziemlich widerwärtigem Psychologen, der bei seinem Verhör eine spürbar sadistische Freude daran entwickelt Morgan in eine unbehagliche Situation zu bringen, schlägt der Ton radikal um und entwickelt sich von einem bis dahin noch halbwegs nachdenklich angehauchten Stoff zu einem harten und rasanten Action-Film.

Schon zuvor erreichte „Morgan“ aber eh zu keinem Zeitpunkt die philosophische Tiefe und Charakterzeichnung eines „Ex Machina“, so dass es dann letztlich auch konsequent ist, diesen nur halbherzig eingeschlagenen Pfad irgendwann zu verlassen. Das, was stattdessen geboten wird, ist allerdings höchst kurzweilig sowie handwerklich absolut souverän inszeniert, vor allem die Kameraarbeit weiß mit ihren Perspektiven immer wieder zu überraschen. morgan 4Da es zudem auch noch einen echten Twist gibt, der die Handlung auf den Kopf stellt, kann man sich über einen Mangel an Unterhaltung eigentlich nicht wirklich beklagen – auch wenn die Wendung sicher eine von der Sorte ist, die erfahrene Zuschauer schon recht früh kommen sehen können.

Kate Mara überzeugt zudem als taffe, möglichst rational agierende „Managerin“, die sich in einem ihr eher feindlich gegenüberstehenden Umfeld durchsetzen muss. Mara greift hier dann auch eindeutig mehr starke Szenen ab als die eigentliche Titelfigur Morgan, die mehr funktional angelegt ist (wir sprachen ja schon über fehlende Charaktertiefe). Das Ganze ist aber eigentlich gut genug umgesetzt, um dafür zu plädieren, Luke Scott doch noch eine weitere Chance zu geben, bevor auch diese Karriere frühzeitig endet bzw. sich auf die Zuarbeit für Daddys irgendwann ja nun doch bald anstehende „Blade Runner“-Fortsetzung beschränken muss.

Bilder: Copyright

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