Die Insel der besonderen Kinder

Originaltitel
Miss Peregrine´s Home for Peculiar Children
Land
Jahr
2016
Laufzeit
126 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 6. Oktober 2016

insel 1Ein wenig hat es doch den Event-Charakter verloren, wenn ein neuer Film von Tim Burton angekündigt wird. Zu mittelmäßig fielen Werke wie „Dark Shadows“ aus, zu bemüht wirkte selbst beim kommerziell erfolgreichen „Alice im Wunderland“ die zigste schräge Fantasy-Welt vom langjährigen Meister des etwas anderen Hollywood-Films. Zuletzt lieferte der mit „Big Eyes“ dann einen derart konventionellen, uninspirierten Film ab, dass seine eigene Handschrift darin kaum mehr zu erkennen war. Mit der Romanverfilmung „Die Insel der besonderen Kinder“ befinden wir uns dagegen nun wieder in typischem Burton-Terrain, aber auch hier mag sich der Zauber früherer Zeiten nicht mehr so recht einstellen.
 

insel 2Als kleines Kind liebte Jake (Asa Butterfield) die fantastischen Geschichten seines Großvaters Abe (Terence Stamp) von den ganz besonderen Kindern, mit denen der einst in einem Waisenhaus in Wales zusammen aufregende Abenteuer erlebte. Doch der zum Teenager herangewachsene junge Mann kann damit nichts mehr anfangen, was sich erst ändert, als Jake den Tod von Abe miterleben muss und dabei riesige Monster in der Nähe zu erkennen meint. Trotz der Skepsis seines Vaters (Chris O'Dowd) machen sich beide gemeinsam auf den Weg nach Wales, zur „Insel der besonderen Kinder“. Und als Jake dort die mittlerweile verlassene Waisenhaus-Ruine erkundet, begegnen ihm tatsächlich die alten Freunde seines Großvaters unter der Führung der Heimleiterin Miss Peregrine (Eva Green). Die leben allerdings in einer aus der Not selbst geschaffenen Zeitschleife und erleben den immer gleichen Tag des Jahres 1943 – was sie allerdings auch nicht dauerhaft vor ihren mächtigen Feinden schützt.
 

insel 3Immerhin, Johnny Depp ist tatsächlich mal nicht dabei im neuen Fantasy-Abenteuer aus dem Hause Burton. Stattdessen hat der erneut Eva Green verpflichtet, die in seinem „Dark Shadows“ einen starken Auftritt mit einer äußerst heftigen Liebesszene hinlegte. Deren „Miss Peregrine“ ist im Original auch im Titel vertreten und in der Tat die eigentliche Hauptfigur der Geschichte. Exzentrisch, dominant, aber dabei nicht unliebenswürdig erweist sich Green dann auch als perfekte Besetzung für diesen Charakter. Auch Nachwuchsmime Asa Butterfield macht seine Sache - wie schon in Martin Scorseses unter Wert gelaufenem „Hugo Cabret“ - erneut gut, aber damit hätten wir sie auch schon abgehakt, die überzeugenden Darstellerleistungen. Chris O'Dowd kann aus seiner biederen Vaterfigur nicht viel herausholen, das Hauptärgernis stellt jedoch mal wieder Samuel L. Jackson als Hauptbösewicht dar, der anscheinend nur noch schwer davon abzuhalten ist völlig überzogen herum zu chargieren, wenn nicht gerade ein Quentin Tarantino hinter der Kamera steht. Warum ihn ein Tim Burton nicht davon abhält, ist vielleicht wirklich nur mit einer gewissen Gleichgültigkeit oder Desinteresse des Mannes auf dem Regiestuhl zu erklären. 

insel 4Wir haben hier also ein paar (Mutanten-)Kinder mit jeweils ganz eigenen, übernatürlichen Fähigkeiten, die einerseits eher ins Superhelden-Umfeld gehören, dabei dann aber, wie im Fall der superstarken Zwillinge, halt aussehen wie ihre Verwandten aus dem Wunderland. Besonders interessant ist dabei keines der „Special“-Kinder, weder was ihre Fähigkeiten, noch die Figurenzeichnung angeht. Auch wenn die Kernhandlung natürlich durch die Buchvorlage von Ransom Riggs vorgegeben ist, wäre es sicher trotzdem möglich der Filmadaption einen eigenen, persönlichen Stempel aufzudrücken, doch der ist nicht zu erkennen. Routiniert, tricktechnisch und handwerklich mehr als solide kommt „Die Insel der besonderen Kinder“ stattdessen als ein bemerkenswertes glattes Stück Mainstream-Kino daher.

Falls das Ganze aber tatsächlich eine originelle Variante des derzeit genau so erfolgreichen wie allgegenwärtigen Superhelden-Kinos werden sollte, so muss man feststellen, dass die meisten Marvel-Filme im Vergleich ein ganzes Stück einfallsreicher, aufregender und auch humorvoller ausfallen. Das Besondere, die „Magie“, die von diesem speziellen Ort und ihren Bewohnern ausgehen soll wird hier dagegen zu oft nur behauptet, als dass sie wirklich zu sehen und zu spüren wäre. Das Ergebnis ist einigermaßen unterhaltsames Hollywood-Kino, dass aber nur wenig bleibende Wirkung entfaltet und mit dem Abspann schon fast wieder vergessen ist. Der verantwortliche Regisseur stand eigentlich mal für etwas mehr.

Bilder: Copyright

6
6/10

Für mich hat der Film zwei große Schwachpunkte. Im Gegensatz zur obigen Review empfand ich Asa Butterfield Darstellung uninspirierend und sehr schwach. All diese ungewöhnlichen Dinge passieren um seinen Charakter herum und er wirkt immer gleich uninteressiert und teilnahmslos. Sam Jackson mag es sicherlich übertreiben, aber er spielt wenigstens. Dafür das Asas Jake der Hauptheld/-charakter ist, läßt einen sein Schicksal, sein Leben und seine Wandlung mehr als kalt. Eva Green dagegen war die wohl bestmögliche Besetzung und hätte ruhig mehr Screentime bekommen müssen.

Der zweite Schwachpunkt ist die Erzählweise der Story. Da fehlt irgendwie ein kontinuierlicher roter Faden. Es wirkt eher so, als ob man die besten Kapitel aus dem Buch genommen, einfach so aneinander gereiht und sich dazu ein paar Verbindungsszenen ausgedacht hat. Figuren, die erst noch wichtig waren, sind von jetzt auf gleich nicht mehr existent und tauchen nie mehr auf.

Tim Burton ist mittlerweile viel zu erfahren und routiniert, um so einen Film zu vergeigen. Aber auch hier fehlt irgendwie der letzte Funke Begeisterung und Kreativität. Aber ein paar typische Burton-Momente gibt es trotzdem und bei der einen oder anderen Szene habe ich mich schon gefragt, ob das für die anwesenden (Klein)kinder jetzt so optimal war. :)

Alles in allem ist dieser Film besser als "Dark Shadows" und "Alice", aber immer noch ein gutes Stück von Burtons Meisterwerken entfernt.

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4
4/10

Verspätete Mischung aus "X-Men" und "Harry Potter". Für Kinder zu gruselig, für Erwachsene zu blöde. Auch ein Meisterregisseur wie Tim Burton kann eine konventionelle Buchvorlage nicht zu einem Meisterwerk machen.
Immerhin, gute Hauptdarsteller. Asa Butterfield "unterspielt" sehr angenehm und Eva Green macht eigentlich nie etwas falsch. Aber wer ist auf die Idee gekommen, die Schurkenrolle mit Don King zu besetzen? Hoppla, ist ja Samuel L. Jackson!

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