Red Dawn - Der Kampf beginnt im Morgengrauen

Originaltitel
Red Dawn
Land
Jahr
2010
Laufzeit
93 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 26. Dezember 2012

Die Kleinstadt Spokane im US-Bundesstaat Washington erwacht eines Morgens sehr unsanft: Am Himmel kämpfen Kriegsflugzeuge, Massen von Fallschirmspringern landen im Zentrum des Ortes und reißen mit Waffengewalt die Kontrolle an sich. In der allgemeinen Panik und Verwirrung gelingt es nur einer kleinen Gruppe junger Leute zu entkommen und sich in den Wäldern der Umgebung zu verschanzen. Angeführt vom gerade erst aus dem Irak-Krieg heimgekehrten Soldaten Jed (Chris Hemsworth) beschließen die Teenager aber bald, ihre Stadt nicht kampflos den Invasoren zu überlassen und beginnen mit gezielten Guerilla-Aktionen und unter dem Decknamen „Wolverines“ zu einem ständigen Stachel im Fleisch der Besatzer zu werden. Doch vor allem zwischen Jed und dessen jüngerem Bruder Matt (Josh Peck) kommt es immer wieder zu Spannungen, erst recht als Matt unter allen Umständen versuchen will seine Freundin Erica (Isabel Lucas) aus der Gefangenschaft zu befreien.

Red Dawn

Es dämmert wieder rot am amerikanischen Horizont, mehr als 25 Jahre nachdem der Gewalt- und Stahl-Fetischist John Milius einst seine „Rote Flut“ unter großer Aufregung und nicht gerade wenigen Protesten auch in den bundesdeutschen Kinos auf das Publikum losließ. Der Zeit angepasst sind es nun aber nicht mehr die Russen, die auf die glorreiche Idee verfallen mal eben eine Invasion auf amerikanischem Boden zu veranstalten, sondern die furchterregenden Nordkoreaner, unter Mithilfe einiger nicht so genau definierter Alliierter. „Nordkorea ist immerhin die viertgrößte Militärmacht der Welt“, rechtfertigt das Presseheft diese doch recht absurde Idee eines Präventivschlags durch die Westentaschen-Diktatur der eigentlich ja eher belustigenden Kim-Dynastie. Verhehlt ansonsten allerdings nicht, dass es sich hierbei um eine Art „Fantasy-Element“ handelt, was natürlich absolut zutreffend ist und halt auch schon auf den Originalfilm von 1984 zutraf. Red DawnDer aber bei aller intellektuellen Distanz, die man zu dem trashigen Treiben von Patrick Swayze, Charlie Sheen und Co. damals selbstverständlich aufbaute, doch auch einen gewissen faszinierenden Sog entwickelte und eine Spannung, der man sich auf Dauer nur schwer entziehen konnte (zumindest als Teenager). Ähnliches lässt sich tatsächlich auch über die Neufassung sagen, die bereits seit mehr als zwei Jahren fertig auf Halde lag und aufgrund diverser finanzieller Schwierigkeiten des zunächst produzierenden Studios erst jetzt in die Kinos kommt – ein Schicksal, welches damit zum zweiten mal Chris Hemsworth trifft, der diesen Film genauso wie „Cabin in the Woods“ schon vor seinem Durchbruch als „Thor“ abgedreht hatte.

Dass nun vor allem action-technisch alles eine Nummer größer und rasanter daherkommt als anno 1984 liegt dann wohl in erster Linie daran, dass hier mit Dan Bradley ein bisheriger Stunt-Koordinator seine erste Regiearbeit abliefert und dementsprechend kann sich der Kassenpatient in dieser Hinsicht auch nicht beklagen. Wo einstmals nur ein gutes Dutzend Fallschirmjäger auf der Wiese vor einer Schule landete, ist der Himmel diesmal regelrecht schwarz vor Fallschirmspringern, stürzen gewaltige Trümmerteile von abgestürzten Kampfjets auf die Häuser und entwickelt sich auf den Straßen innerhalb von Sekunden ein wildes Chaos, welches mit langen Kamerafahrten und nur wenigen Schnitten kompetent inszeniert wird. Auch danach gibt es kaum Verschnaufpausen, folgt oft ein Anschlag oder eine Schießerei auf die andere und bleiben die Figuren fast pausenlos in Bewegung.

Red DawnDas ist dann sogar noch recht logisch, während man sich über den Rest der Handlung lieber nicht allzuviele Gedanken machen sollte. Die Offenheit und Dreistigkeit, mit der die jugendliche und unerfahrene Kampftruppe immer wieder auf- und den Gegnern entgegentritt dürfte nämlich „in echt“ nicht sehr lange gut gehen, und die Erklärung warum es gerade diese unscheinbare kleine Stadt bei der Invasion in dieser geballten Form getroffen hat, geht über ein gemurmeltes „taktisch und strategisch wichtig“ nicht hinaus. Übermittelt wird die dünne Scheibe an Hintergrundwissen von Jeffrey Dean Morgan (dem Comedian aus „Watchmen“), der die einst von Powers Boothe gespielte Rolle des gewieften Colonels übernimmt, welcher dann später als Verstärkung zu den Nachwuchs-Rebellen geschickt wird. Sätzen wie „Leute wie ihr sind es, die unserer Nation Hoffnung geben“ oder „Die wissen doch gar nicht warum sie hier sind, wir dagegen kämpfen für unsere Heimat“ kann man dabei nicht entgehen, aber trotzdem wird hier nicht mehr ganz so heftig auf dem Patriotismus-Klavier gespielt wie noch im kalten Krieg der Achtziger, wo ein Harry Dean Stanton seinem Sohn unmissverständlich und todernst klarmachte: „Du darfst nie wieder weinen, versprich mir das“.
 

Ja, man muss einen Großteil des Gehirns an der Garderobe abgeben, aber man kriegt es schließlich hinterher zurück und in den gut 100 Minuten dazwischen wird ansonsten durchaus gut gemachte, sehr kurzweilige Unterhaltung geboten, bei der man dem Publikum geschickterweise sowieso kaum Zeit zum Nachdenken lässt. Eine nähere Charakterisierung der Protagonisten bleibt dabei allerdings zugunsten des Actionquotienten zwangsläufig auf der Strecke, sowohl der heimgekehrte Kriegsveteran als auch der zunächst verweichlichte und softe Bruder sind reine Klischeefiguren, die Damen lediglich Beiwerk und die Gegner genauso brutal wie gesichtslos. Innerhalb der Genrekonventionen soweit akzeptabel, aber mehr dann eben auch nicht. Einen ähnlichen Aufruhr wie damals das Original wird diese „Rote Flut“ jedenfalls nicht mehr auslösen.

Bilder: Copyright

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