Taking Lives

Originaltitel
Taking Lives
Land
Jahr
2004
Laufzeit
103 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Miriam Flüß / 9. Juni 2010

Psychopathische Serienmörder sind immer für eine Überraschung gut und deshalb äußerst beliebte Filmfiguren - muss der unberechenbare Wahnsinnige doch für jede unlogische Wendung oder Unglaubwürdigkeit des Plots herhalten. In "Taking Lives" übernimmt ein verrückter Killer namens Martin Asher diesen Part und versetzt das pittoreske Montreal in Angst und Schrecken. Die kanadischen Ermittler stehen ratlos vor einer Reihe bestialischer Morde und rufen schließlich Special Agent Illeana Scot (Angelina Jolie), die Top Profilerin des FBI, zur Hilfe - sehr zum Leidwesen von Detective Paquette (Oliver Martinez), der keine Gelegenheit auslässt, der unwillkommenen Kollegin das Leben schwer zu machen.
In die Ermittlungen kommt Bewegung, als sich Rebecca Asher (Gena Rowlands) bei der Polizei meldet. Die aufgelöste ältere Dame behauptet, ihren Sohn Martin auf einer Fähre gesehen zu haben - obwohl dieser vor 19 Jahren einem Verkehrsunfall zum Opfer fiel. Wenig später überrascht James Costa (Ethan Hawke) den Serienmörder auf frischer Tat. Der smarte Kunsthändler wird für die Polizei zum wichtigsten Zeugen, da er der Erste ist, der den Mörder gesehen hat und sogar ein detailliertes Phantombild anfertigen kann. Doch weil auch Costa vom Killer erkannt wurde, schwebt er nun in höchster Gefahr. Anhand des Phantombildes identifiziert Rebecca Asher ihren vermeintlich toten Sohn Martin (Kiefer Sutherland), den sie selbst als gemeingefährlich einstuft. Die smarte Agentin Scott kann nun das Motiv des Mörders erkennen - er eignet sich die Identitäten seiner Opfer an, lebt Woche bis Monate als diese weiter und sucht sich dann ein neues "Leben". Die Zusammenarbeit mit Costa stellt die professionelle Top-Ermittlerin jedoch auf eine harte Probe, als sie sich in den gefährdeten Tatzeugen verliebt. Als der Mörder die Jagd auf Costa beginnt und dieser von der Polizei ganz bewusst als Lockvogel eingesetzt wird, findet sich Illeana Scott inmitten eines mörderischen Strudels wieder, in dem ihr scharfer, analytischer Blick sich mehr und mehr trübt.

Regisseur D.J. Caruso ("The Salton Sea") nimmt sich Zeit, um den Mörder rückblickend bei seiner ersten Tat zu beobachten. Ein überzeugendes Psychogramm seines unheimlichen Protagonisten kann er jedoch nicht liefern - ist es schon zweifelhaft genug, wie ein Mensch unerkannt über 20 Jahre hinweg die Identitäten seiner zahlreichen Opfer annehmen kann, so wirkt die spätere Wandlung, die hier natürlich nicht verraten sei, kaum noch nachvollziehbar. Dies ist das große Manko des Films, der ansonsten weniger auf Effekthascherei denn auf das Gefühlsleben seiner Protagonisten setzt und starke Bilder dafür findet.
Im Mittelpunkt steht hier Illeana Scott, eine hochprofessionelle, kühle Profilerin, die die Sticheleien ihres kanadischen Kollegen souverän pariert und die schließlich eine zutiefst menschliche Seite offenbart, als der Tatzeuge Costa ihre Gefühlswelt durcheinander bringt. Die Chemie zwischen Scot und Costa bleibt für den Zuschauer jedoch rätselhaft - warum die toughe FBI-Agentin ihr Herz ausgerechnet an den unscheinbaren Kunsthändler verliert, ist schwer nachzuvollziehen. Ethan Hawke spielt den Kunsthändler, der unversehens in einen Mordfall stolpert und die lebensgefährliche Rolle des menschlichen Köders übernimmt, facettenreich, ist aber nicht unbedingt der ideale Partner für die dominierende Jolie. Ein wunderbares Gegengewicht schafft dafür Oliver Martinez als kratzbürstiger Franko-Kanadier Paquette. Kiefer Sutherland als Hauptverdächtiger tut indes das, was er - wie er gegenwärtig in der zweiten "24"-Staffel erneut unter Beweis stellt - am besten kann: Er gibt den Gejagten. Dabei wirkt er etwas unterfordert in einer Rolle, die wesentlich mehr Schattierungen bereit gehalten hätte als Caruso ihr zugesteht.

"Taking Lives" ist ein recht solider Thriller, dessen besonderer Reiz in der emotionalen Verwirrung seiner Protagonistin liegt. Leider wird darüber die Charakterisierung des Killers immer abstruser. Und so versinkt "Taking Lives" sang- und klanglos in der breiten Massen seiner Genre-Kollegen.

 

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