Venus im Pelz

Originaltitel
La vénus à la fourrure
Jahr
2013
Laufzeit
96 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Margarete Prowe / 20. November 2013

Das Machtgefüge zwischen Mann und Frau, Regisseur und Schauspielerin, Domina und Sklave lotet Roman Polanski in seinem Zwei-Personen-Film „Venus im Pelz“ 96 Minuten lang in der Kulisse eines leeren Theaters aus. Die fantastische schauspielerische Leistung seiner Ehefrau Emmanuelle Seigner, die gekonnte musikalische und oft witzige Untermalung des bereits fünf Mal Oscar-nominierten Alexandre Desplat und auch die gekonnte Kameraarbeit seines Kameramanns Pawel Edelman („Der Pianist“) machen diesen eher offensichtlichen Film trotzdem sehenswert.

„Venus im Pelz“ ist wie schon Polanskis letzter Film, „Der Gott des Gemetzels“, die Verfilmung eines Theaterstücks, doch diesmal wurde das Stück besser an das filmische Medium angepasst. Das Stück handelt von der Umsetzung der gleichnamigen Novelle (1870) von Leopold von Sacher-Masoch, nach dem der Sadomasochismus seinen Namen trägt. Der Pariser Theaterregisseur Thomas (Mathieu Amalric) steht kurz davor alles hinzuwerfen, da beim Vorsprechen keine der Schauspielerinnen seine Vorstellung der Protagonistin erfüllen konnte. Doch da taucht plötzlich die Kaugummi kauende und sich vulgär äußernde Vanda (Emmanuelle Seigner) in Strapsen und Dessous mit Hundehalsband auf, die sich nicht abwimmeln lässt und ihm ein Vorsprechen abringt, obwohl sie so ziemlich das Gegenteil der Rolle einer Aristokratin des 19. Jahrhunderts ist. Obwohl niemand das ganze Manuskript bekam, kann sie es komplett auswendig und hat auch ganz zufällig eine Tasche mit passenden, epochengerechten Kostümen für sich und Thomas dabei, um das Stück sofort durchzuspielen.

Ein Machtspiel der Geschlechter beginnt, bei dem der wie ein junger Polanski aussehende Amalric einer fulminanten Seigner gegenübersteht. Sie spielt ihre diversen Rollen in diesem Stück unglaublich, wechselt stellenweise im Sekundentakt ihre Persona, verkörpert sie alle phänomenal und zieht das Publikum innerhalb kurzer Zeit in ihren Bann. Den Regisseur Thomas hat sie sofort durchschaut und legt seine geheimen Wünsche bloß. Die Geschichte zwischen den beiden entwickelt sich nun als Dialog in immer hin und her wechselnder Machtkonstellation, die von Kameramann Pawel Edelman auch in der beschränkten und absurden Kulisse (es steht sogar ein gigantischer Phallus von der vorher auf der Bühne stattfindenden Umsetzung von „Stagecoach“ auf der Bühne herum) in immer wieder interessanten Einstellungen gezeigt wird.

Das Drehbuch wurde von Roman Polanski mit dem U. S. amerikanischen Dramatiker des gleichnamigen Stücks, David Ives, geschrieben, das 2010 off-Broadway seine Premiere hatte, doch bleibt die Geschichte (Wer beherrscht hier eigentlich wen?) in ihrer Tiefsinnigkeit begrenzt und fühlt sich am Ende eher wie ein leckeres Häppchen als ein filmischer Schmaus an. Obwohl der Film somit etwas schwach auf der Brust ist, sind die Schauspieler, die Musik, die Umsetzung in das Medium so gut, dass auch dieses Werk von Polanski sehenswert ist. Ein Erfolg wie „Der Gott des Gemetzels“ ist von seiner Venus jedoch nicht zu erwarten.

Bilder: Copyright

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