Onward - Keine halben Sachen

Originaltitel
Onward
Land
Jahr
2020
Laufzeit
103 min
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Maximilian Schröter / 8. März 2020

Die Geschichten der Animationsfilme von Pixar beruhen schon seit dem Erstling „Toy Story“ immer wieder auf kreativen, zum Teil auf den ersten Blick auch ganz schön abgedreht wirkenden Ausgangssituationen: Was, wenn Spielzeuge in Abwesenheit ihrer menschlichen Besitzer ein Eigenleben führen? Wie wäre es mit einer von Monstern bevölkerten Stadt, die ihre Energie aus den Schreien erschreckter Kinder gewinnt? Oder einer Welt, deren Einwohner nicht Menschen, sondern vermenschlichte Autos sind? Und dann ist da natürlich die absurde Idee vom einsamen Roboter, der auf einer von Menschen verlassenen, zugemüllten Erde ein tristes Dasein fristet…

Nicht immer, aber doch erstaunlich oft liefen die kreativen Köpfe bei Pixar vor dem Hintergrund solcher Ausgangsideen zu erzählerischen und filmischen Höchstleistungen auf. Während man als Filmfan beim Betrachten des Teasers für ein neues Pixar-Projekt oftmals nur verwundert die Augenbrauen hochzog, weil man sich einfach nicht vorstellen konnte, wie aus der darin naturgemäß nur kurz angerissenen Idee eine packende Geschichte und komplexe Figuren entstehen sollten, musste man nach der Sichtung des fertigen Films häufig erfreut zugestehen, dass sie es bei Pixar wieder einmal geschafft hatten, ihr Publikum mit einem herzerwärmenden und vor Kreativität strotzenden Werk zu verblüffen (was zuletzt vor allem bei „Coco“ und „Alles steht Kopf“ der Fall war).

Auch der neue Pixar-Film „Onward – Keine halben Sachen“ fußt auf einem dieser abgedrehten Einfälle und spielt in einer modernen Welt, die aber von mythologischen Kreaturen wie Elfen, Einhörnern oder Zentauren bevölkert wird, die hier Seite an Seite zusammen leben. So magisch dies auf den menschlichen Zuschauer auch wirken mag, spielt echte Magie für die meisten Bewohner dieser Fantasy-Welt jedoch schon lange keine Rolle mehr. Vielmehr als auf Zaubersprüche verlassen sie sich auf den Einsatz moderner Technik und haben über die Jahrtausende den Glauben an das Übernatürliche verloren.

In dieser Welt leben der junge Elf Ian (im Orginal gesprochen von „Spiderman“ Tom Holland) und sein älterer Bruder Barley („Starlord“ Chris Pratt). An seinem 16. Geburtstag erklärt Ians Mutter (Julia Louis-Dreyfus) ihrem Sohn stolz, er sein nun ein Mann. Doch der von Selbstzweifeln, Schüchternheit und Ängsten geplagte Teenager fühlt sich alles andere als erwachsen. Die Mutter überreicht ihren beiden Söhnen auch noch ein Geschenk, das der verstorbene Vater der beiden für sie hinterlassen hat. Ian, der seinen Vater nie kennengelernt hat, ist überwältigt – erst recht als ihm und Barley klar wird, dass dieses Geschenk die Möglichkeit beinhaltet, ihren Vater zumindest vorübergehend wieder zum Leben zu erwecken.

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn wie dieses Zurückbringen des verstorbenen Vaters gelingt, ist einer der großen Clous des Films und zudem für Ian und Barley der Anlass, sich auf eine abenteuerliche Reise zu begeben. Dabei handelt es sich um eine klassische Fantasy-Quest, bei der die Brüder sich von einem Hinweis zum nächsten hangeln und zahlreiche Gegner und Hindernisse überwinden müssen. Die von Fabelwesen bevölkerte Welt dient Regisseur und Drehbuchautor Dan Scanlon dabei vor allem dazu, die Beziehung zwischen Ian, Barley und ihrem Vater zu entwickeln (Tatsächlich beruht der Kern der Geschichte auf autobiographischen Elementen, denn auch Scanlon verlor seinen Vater bereits in jungen Jahren).

Neben den Elfen treten im Verlauf der Handlung zahlreiche weitere Wesen auf. Recht früh zur Handlung stößt mit Corey ein im Original von Octavia Spencer gesprochener Mantikor (ein geflügeltes Mischwesen aus Löwe und Skorpion). Corey ist nicht nur für einige wirklich gelungene Lacher gut, sondern verdeutlicht einmal mehr, wie die Bewohner dieser Welt den Glauben an ihre eigenen, ursprünglichen Fähigkeiten verloren haben; erst im Verlauf der Geschichte entdeckt die ganz schön zahm gewordene Corey nämlich, was für Kräfte in ihr stecken. Ähnlich geht es natürlich auch Ian, der nach und nach seine Ängste überwinden und an einer Stelle im wahrsten Sinne des Wortes den Schritt ins Nichts wagen muss.

Die Welt voller Fantasiewesen, die moderne Technik wie Autos oder Smartphones nutzen, ist in „Onward“ zwar nicht so sehr bis ins letzte Detail durchdacht und mit kreativen Kleinigkeiten und Anspielungen vollgepflastert, wie das in einigen von Pixars besten Filmen der Fall war. Dafür sind die Figuren aber detailliert und nachvollziehbar charakterisiert; vor allem Ians Motivationen und seine Entwicklung sind jederzeit klar, wenn auch die Erzählung vom ohne Vaterfigur aufgewachsenen Teenager, der nach seinem Platz in der Welt sucht, sicherlich nichts Neues ist.

Das Abenteuer, das Ian und Barley hier durchleben, besteht zum großen Teil aus Elementen, die einem aus zahlreichen Fantasy-Geschichten oder -Spielen vertraut sind, wie zum Beispiel „Finde die Karte“ oder „Töte den Drachen“. Einiges erinnert auch an die „Indiana Jones“-Filme und genau wie in den besten Auftritten des Archäologen sind auch in „Onward“ die Figuren nur vordergründig auf der Suche nach materiellen Dingen. Tatsächlich geht es hier um Herzenswünsche und lang gehegte Sehnsüchte. Für erfahrene Kinogänger dürfte die Geschichte nicht viele Überraschungen bereithalten, doch die allerwenigsten wird das Ende der Geschichte wohl kalt lassen. Denn auch wenn „Onward“ nie die Spitzenklasse eines „Wall-E“ oder „Oben“ erreicht, so haben es die modernen Magier von Pixar hier ein weiteres Mal geschafft, eine in sich stimmige Geschichte voller liebenswerter und facettenreicher Figuren abzuliefern.

Bilder: Copyright

6
6/10

Erreicht trotz tricktechnischer Perfektion nie ganz das Niveau, das man normalerweise von Pixar gewohnt ist. Vor allem am Anfang ist ziemlich viel Leerlauf. Es dauert etwas bis der Film endlich in die Pötte kommt.

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